Zum ersten Mal haben die zuständigen Struktur- und Genehmigungsdirektionen Nord und Süd auf SWR-Anfrage mitgeteilt, wer in Rheinland-Pfalz am meisten Grundwasser entnimmt. Demnach stehen bei den Mineralbrunnen-Betreibern im Bereich der SGD Nord diese drei Firmen ganz oben: Apollinaris (gehört inzwischen zum Coca-Cola Konzern) in Bad Neuenahr-Ahrweiler mit 900.000 Kubikmetern Wasser pro Jahr. Gefolgt von Rhodius Mineralbrunnen in Burgbrohl (knapp 811.000 Kubikmeter) und der Sinziger Mineralbrunnen (425.000 Kubikmeter).
Nicht jeder Liter Grundwasser landet in der Flasche
Natürlich füllen alle Betriebe einen großen Teil des entnommenen Grundwassers als Mineralwasser oder Soft-Drinks ab. Aber sie nutzen Grundwasser bei Weitem nicht nur dafür. Vor allem Apollinars/Coca-Cola und die Sinziger Mineralbrunnen GmbH gaben an, dass ihre Produktion größtenteils in Mehrwegflaschen erfolgt, die zuerst aufwendig gereinigt werden müssen.
Mit einem Teil dieses Reinigungswassers sei man laufend bestrebt, möglichst effizient und sparsam umzugehen, so eine Sprecherin der Sinziger Mineralbrunnen GmbH. "Beim Spülen von Flaschen können wir keine Kompromisse bei Reinheit und Hygiene machen." Konkrete Zahlen nennt der Konzern dabei nicht.
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Solche Zahlen gibt es allerdings vom Coca-Cola Konzern: Bei Apollinaris gehen demnach etwa 40 Prozent der entnommen Grundwassermenge tatsächlich als Mineralwasser ins Getränk. Der Rest wird aus anderen Brunnen entnommen und geht als normales, nicht mit Mineralien versetztes Grundwasser in die Produktion. Oder anders ausgedrückt: Für ein Liter abgefülltes Mineralwasser werden 2,5 Liter Grundwasser entnommen. Nach Angaben eines Sprechers fällt auch hier ein großer Teil auf die Spülung von Mehrwegflaschen, Wasser wird aber auch zur Kühlung und Reinigung der Maschinen genutzt.
Das erklärte Ziel aller Betreiber: Effizienter werden
Wie beim Sinziger Mineralbrunnen soll auch bei Coca-Cola der Prozess effizienter und damit die genutzte Wassermenge geringer werden. Das selbst erklärte Ziel lautet: 1,66 Liter Grundwasser pro Liter Fertiggetränk.
Erreicht werden soll das durch optimierte Prozesse und weniger Verlust im Produktionsablauf, etwa durch undichte Stellen in den Pumpenanlagen. Auch der erneute Gebrauch von einmal benutztem Wasser sei im Rahmen der Hygienevorschriften möglich, so ein Coca-Cola-Sprecher.
So sei das Apollinaris-Werk zum Beispiel inzwischen mit einer Anlage ausgestattet, die das Wasser, was regelmäßig abgeleitet werden muss, um Messungen durchzuführen, wieder in den Kreislauf zurückführt. Allein dadurch könnten jährlich 8.000 Kubikmeter Wasser, also etwa 50.000 gefüllte Badewannen, eingespart werden.
"Problem-Löser" PET-Flaschen
Prozentual gesehen deutlich mehr Wasser landet in den Flaschen von Rhodius. Dort sind nach Unternehmensangaben PET-Flaschen in einem regionalen Recycling-Kreislauf unterwegs. Die Flaschen werden zerkleinert und zu einem Rohstoff verarbeitet, aus dem dann neue Flaschen angefertigt werden. Bis zu 50-mal könnten demnach die Flaschen so recycelt werden.
Wenn man dabei Produktionsemissionen für die Flaschen nicht mit einberechnet und nur auf den tatsächlichen Wasserverbrauch schaut, ist dieses System deutlich effektiver. Denn die immer wieder neu hergestellten Flaschen müssen nicht extra gespült werden. Die Bilanz sieht deswegen so aus, dass bei Rhodius pro Liter Flaschenwasser etwa 0,5 bis 1 Liter (nochmal zum Vergleich: bei Apollinaris sind es 2,5 Liter) zusätzliches Wasser gebraucht wird. Auch von Rhodius heißt es, dass man darüber hinaus ständig dabei ist, den Verbrauch zu verringern.
Verband relativiert: Mineralbrunnenwasser nur ein Bruchteil
Nach Angaben des Verbands deutscher Mineralbrunnen gibt es in Rheinland-Pfalz insgesamt 21 Mineralbrunnen-Betreiber. Zwar gibt es kein Bundesland mit mehr solcher Brunnen, laut Verband entnehmen sie aber insgesamt nur 2,4 Prozent des Grundwassers in Rheinland-Pfalz. Im Vergleich mit Stadtwerken oder der (vor allem chemischen) Industrie seien sie damit einer der kleinsten Grundwassernutzer, so ein Verbandssprecher.
Ärger gibt es trotzdem immer wieder, wie zum Beispiel im Nationalpark Hunsrück-Hochwald. Zwei regionale Sprudelfirmen, darunter die Firma Hochwald Sprudel Schupp, haben kurz vor Gründung des Nationalparks 2014 die Genehmigung erhalten, nach Mineralwasser zu bohren.
Dagegen hatte sich Protest organisiert, weil Anwohner eine Verunreinigung befürchteten. Von der Stiftung Warentest heißt es dazu in einem Mineralwasser-Test: "In Zeiten von Klimawandel und Niederschlagsmangel kann es nicht nachhaltig sein, Tiefenwasser aus einem Nationalpark kommerziell zu vermarkten."
Lange Laufzeiten trotz sinkender Grundwasserspiegel
Ein Problem sind die langen Laufzeiten für die Entnahmerechte. Denn einerseits sinken seit 20 Jahren überall die Grundwasserspiegel; nach Angaben des Landesamt für Umwelt hat sich die Grundwasserneubildung in dieser Zeit um 25 Prozent verringert. Gleichzeitig haben viele Firmen noch unverändert hohe Entnahmerechte bis weit in die Zukunft.
Nach den Zahlen der SGD Nord läuft die Frist bei der Sinziger Mineralbrunnen GmbH für die verschiedenen Entnahmestellen noch bis 2028, beziehungsweise 2051. Auch Rhodius darf noch bis 2050 unverändert viel Wasser entnehmen. Bei Apollinaris sind einige Brunnen sogar komplett unbefristet.