Im Seminarraum im Koblenzer Bildungszentrum des Landesfeuerwehrverbands ist es unruhig, während Frank Hofmann spricht. Der Landesbeauftragte für Extremismusprävention zeigt gerade in seiner Präsentation eine Folie zu rechtsextremen Szenecodes - also Erkennungszeichen wie Tattoos oder Kleidung bestimmter Marken. "Ich habe auch eine Jogginghose von der Marke", ruft ein Teilnehmer in den Raum. Er wirkt verärgert. Nicht jeder, der so etwas trage, sei ein Nazi, erklärt er und erntet zustimmendes Nicken von allen Seiten.
Frank Hofmann hat es an diesem Tag nicht leicht. Die Jugendfeuerwehrwarte, die er für das Thema Extremismus sensibilisieren soll, reagieren zum Teil empfindlich. Warum er in dem Seminar nur über Rechtsextremismus spreche und nicht auch über Linksextremismus, will ein Teilnehmer wissen. Schließlich sei es auch ein Problem, wenn Linksextreme Rettungskräfte mit Steinen bewerfen würden.
Traditionen und Hierarchien der Feuerwehr anziehend für Rechtsextreme
Frank Hofmann bleibt ruhig und erklärt, dass es in dem Seminar um Extremismus innerhalb der Feuerwehr gehen soll. Es sei zwar jede Form von Extremismus unerwünscht, aber "wir Feuerwehren wissen, dass wir aufgrund unserer hierarchischen Strukturen, unserer Traditionsbehaftung, dem Umgang mit Befehl und Gehorsam durchaus anziehend für rechtsextremistische Kräfte sein können", sagt Hofmann. All das sei für Linksextreme wenig attraktiv.
Rechtsextreme Gruppierungen und Parteien wollten Vereine wie die Freiwilligen Feuerwehren unterwandern, sagt Hofmann. Das sei sogar in entsprechenden Strategiepapieren dieser Gruppen nachzulesen.
Hofmann: Manche Gruppierungen wirken auf den ersten Blick harmlos
Hofmann schildert, dass es nicht immer gleich offensichtlich sei, ob jemand zur rechtsextremen Szene gehöre. Die Vorstellung vom klassischen Neonazi mit Glatze und Springerstiefeln sei heute weitestgehend überholt. Die Szene sei deutlich vielfältiger geworden, sagt Hofmann: Reichsbürger, rechte Esoteriker, völkische Siedler oder die Identitäre Bewegung - diese Gruppen wirkten auf den ersten Blick teilweise fast harmlos.
Was sie aber alle eine, sei ein geschlossen rechtsextremes Weltbild. Deswegen erklärt Hofmann, was dahinter steckt und zeigt auch deren Logos, Schlagworte und Slogans, mit denen diese Gruppen unter anderem im Internet auftreten. Die Feuerwehrleute sollen so in der Lage sein, Rechtsextreme zu erkennen.
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Mehrere Fälle von Rechtsextremismus in anderen Landesverbänden
Die Vorstellung, dass Rechtsextremisten in ihren Reihen seien könnten, ist für die anwesenden Feuerwehrleute nicht nur unangenehm, sondern erscheint manchem sogar abwegig: Die Feuerwehr solle schließlich jedem helfen - ohne Ansehen der Person. Jemand mit einer rechtsextremen Gesinnung passe gar nicht in die Feuerwehr, meint ein Teilnehmer.
Dagegen spricht laut Hofmann, dass in den vergangenen Jahren mehrere solcher Fälle in anderen Bundesländern bekannt geworden sind. In Rheinland-Pfalz zwar bislang noch nicht - trotzdem hat der Landesfeuerwehrverband auf diese Fälle reagiert und vor drei Jahren den Posten des Landesbauftagten für Extremismusprävention geschaffen. Einen ähnlichen Posten gebe es sonst nur bei der Berufsfeuerwehr in Berlin, sagt Hofmann.
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Hofmann: In der Feuerwehr ist kein Platz für Extremismus
Mit seiner Präventionsarbeit will Hofmann dafür sorgen, dass es gar nicht erst zu rechtsextremen Fällen in der rheinland-pfälzischen Feuerwehr kommt. Und wenn doch, dann sollen die Führungskräfte genau wissen, wie sie damit umgehen sollen: "Den Mut zu haben, zu melden. Nicht zu dulden, nicht wegzuschauen - das können wir uns nicht erlauben."
Die Feuerwehr stehe zu dem Leitbild, dass jedem geholfen werde, ungeachtet seiner Herkunft, Hautfarbe, Religion oder sonstiger Merkmale. Jeder und jede sei auch in den Reihen der Feuerwehr willkommen, sagt Hofmann. "Von daher genießen wir einen außerordentlich guten Ruf in der Bevölkerung, und den wollen wir uns nicht durch Einzelpersonen kaputtmachen lassen."