Die Zahl der betroffenen Haushalte sei noch viel höher, weil sich zum Beispiel Mehrfamilienhäuser einen Netzanschluss teilen. Das teilte die Energieversorgung Mittelrhein (EVM) am Mittwoch mit. EVM-Vorstandschef Josef Rönz sprach von dem größten Schadensereignis in der Geschichte des Unternehmens nach dem Zweiten Weltkrieg. Bei der Flutkatastrophe Mitte Juli wurden nicht nur Häuser, Straßen und Schienen zerstört, sondern auch das komplette Gasnetz entlang der Ahr.
Nach Angaben des Energieversorgers sind 133 Kilometer Erdgasleitungen, 8.500 Gaszähler, 3.400 Hausdruckregler, 7.220 der rund 8.000 Netzanschlüsse sowie 31 Gasdruckregel- und Messanlagen beschädigt oder zerstört worden. Das gilt auch für insgesamt 16 Ahr-Querungen, weswegen unter anderem zwei neue, provisorische Rohre unter der Ahr verlegt werden.
Die EVM arbeitet mit Hochdruck daran, ein neues Netz aufzubauen, so ein Sprecher. In die Wiederherstellung des Netzes würden mindestens 20 bis 30 Millionen Euro investiert. Aber einige Bereiche werde man nicht mehr rechtzeitig erreichen.
Nördliche Ahrseite im Winter ohne Gas
Nach Angaben der EVM gilt das für alle Anwohner im Zentrum von Bad Neuenahr-Ahrweiler bis nach Walporzheim auf der nördlichen Ahrseite. Hier werde es nach EVM-Angaben frühestens ab Dezember bis März wieder Gas geben. Die südliche Ahrseite werde voraussichtlich ab Mitte Oktober wieder abgedeckt werden können. Die EVM hat für die verschiedenen Gebiete eine Übersichtskarte erstellt.
"Es gebe viel Unterstützung von anderen Energieversorgern und Stadtwerken aus der Region", so der EVM-Pressesprecher Marcelo Peerenboom. "Wir tun alles, was wir können, aber es liegt einfach nicht im Bereich des Möglichen. Die betroffenen Anwohner müssen sich Alternativen zum Heizen suchen."
Die EVM empfiehlt, sich zeitnah um eine Übergangsversorgung in Form von Flüssiggas zu kümmern. Dafür stehe dienstags und freitags ein Fachberater im Kundenzentrum der EVM in Bad Neuenahr-Ahrweiler zur Verfügung. Eine provisorische Umstellung auf Flüssiggas sei in der Regel ohne großen Aufwand möglich.
Probleme im Ahrtal auch weiter flussaufwärts
Auch weiter oben im Ahrtal schauen viele Anwohner mit Sorge auf den kommenden Herbst und Winter. Die Ortschaften dort waren schon vorher nicht an das Gasnetz angeschlossen, die Häuser hatten in der Regel eigene Gas- oder Heizöltanks. Gerade in den besonders betroffenen Orten wie Dernau, Altenahr, Ahrbrück oder Schuld sind viele der Tanks zerstört oder weggeschwemmt worden.
Stadt will Notunterkünfte für den Winter anbieten
Die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler teilte dem SWR mit, dass die Wärmeversorgung eines der bedeutendsten Themen sei, mit denen man sich aktuell beschäftige. Bürgermeister Guido Orthen (CDU) sagte, dass die Stadt die Bürgerinnen und Bürger auch bei alternativen Heizmöglichkeiten unterstützen werde. Das könnten etwa mobile Flüssiggastanks, eine Anbindung an das weniger zerstörte Fernwärmenetz oder ein kurzfristiger Einsatz von Elektroheizungen sein. Ein gewisser Teil der Anwohner werde aber nicht rechtzeitig eine Lösung bekommen. Für diese Menschen werde man Notunterkünfte in Form von Containern bereitstellen.