Frau mit Kopfhörer steht vor mehreren alten Radios - 100 Jahre Radio im Radiomuseum in Obermoschel

Außergewöhnliche Ausstellung

100 Jahre Radio - das Radiomuseum in Obermoschel

Stand
Autor/in
Alexandra Dietz
Alexandra Dietz
Onlinefassung
Jürgen Rademacher
Bild von Jürgen Rademacher, Redakteur im SWR Studio Kaiserslautern

Das Radio wird in diesen Tagen 100 Jahre alt. Im Radiomuseum in Obermoschel im Donnersbergkreis kann man die Geschichte des Mediums hautnah erleben.

Am Anfang war das Wort: "Meine Damen und Herren, wir machen Ihnen davon Mitteilung, dass am heutigen Tage der Unterhaltungsrundfunkdienst mit Verbreitung von Musikvorführungen auf drahtlos telefonischem Wege beginnt." So klang es am 29. Oktober 1923 aus den wenigen Rundfunkempfängern in Deutschland.

Viele Radios stehen in Regalen - 100 Jahre Radio im Radiomuseum Obermoschel
Das Radiomuseum Obermoschel zeigt alle möglichen Radiomodelle aus vielen Jahrzehnten. Bild in Detailansicht öffnen
Altes Radio mit Kopfhörern - 100 Jahre Radio im Radiomuseum Obermoschel
Eines der ersten Radios - Hören war nur mit Kopfhörer möglich. Bild in Detailansicht öffnen
Alte Lizenzen zum Hören von Radio - 100 Jahre Radio im Radiomuseum in Obermoschel
Zu Beginn des Radiozeitalters brauchte man eine solche Lizenz zum hören. Kostenpunkt: Zwei Reichsmark. Bild in Detailansicht öffnen
Röhrenradio - 100 Jahre Radio im Radiomuseum Obermoschel
Radio war zeitweise eher was für reiche Menschen - hier ein edles Röhrenradio. Bild in Detailansicht öffnen
Volksempfänger aus dem Jahr 1938 - 100 Jahre Radio im Radiomuseum in Obermoschel
In der Zeit des Nationalsozialismus war das Radio das wichtigste Propagandamittel - hier "Volksempfänger" aus dem Jahr 1938. Bild in Detailansicht öffnen

253 waren es damals genau - denn um Radio hören zu können, brauchte man eine Lizenz. Sie kostete im Oktober 1923 – die Zeit der großen Inflation – sage und schreibe 350 Milliarden Mark. Später waren es zwei Reichsmark, was trotzdem für viele Menschen noch zu viel war.

Radiomuseum in Obermoschel gibt es seit 1990

Alles das kann man nachempfinden, wenn man das Radiomuseum in Obermoschel im Donnersbergkreis besucht. Hermann und Isolde Nagel haben im Laufe der Zeit rund 2.000 Radiogeräte aus allen Jahrzehnten gesammelt - und zeigen diese seit 1990 in einem Gebäude in der kleinsten Stadt des Donnersbergkreises.

Mann hält kleines Radio in der Hand - Radiomuseum Obermoschel zu 100 Jahre Radio
Herrmann Nagel hat rund 2.000 Radiogeräte gesammelt.

Begonnen hat für Hermann Nagel die Liebe zum Radio schon in der Kindheit. Irgendwann hat er sogar selbst Radios gebaut. "Da war man schon froh, wenn es überhaupt gerauscht hat", sagt er mit einem Lächeln. Später hat er die Empfänger dann gesammelt - sogar einer aus dem Jahr 1924 ist dabei.

Radiomuseum Obermoschel bietet auch Raritäten

In den Räumen stehen kleine und große Kästen, edle Empfänger, Lautsprecher und kombinierte Vollautomaten mit Plattenspieler, die Lang-, Mittel- und Kurzwelle ausspucken. Das größte Schmuckstück ist ein Original Kastenradio von Hans Bredow persönlich, dem Gründungsvater des deutschen Rundfunks. "Alte Radios faszinieren", sagt Hermann Nagel. "Sie sind etwas für die Ewigkeit."

Ende der 20er-Jahre wurde Radio für immer mehr Menschen erschwinglich. Der Hörfunk-Beitrag sank - und die Röhrengeräte setzten sich durch. Sie waren hochwertig, aber nur was für Menschen mit Geduld, erzählt Hermann Nagel: "Früher musste man bis zu einer Minute warten, bis die Röhren warm waren, dann ist erst der Ton gekommen. Man hatte viel Arbeit mit den Geräten."

Zu hören gab es leichte, aber auch ernste und sinfonische Musik - und schon damals viel Wortprogramm. Alles war live, auch die Musik, die in spezielle Mikrofone eingespielt wurde.

"Volksempfänger" im Nationalsozialismus als Propagandamittel

Die Nationalsozialisten erkannten nach 1933 die Kraft des Radios - und nutzten sie für ihre Propagandazwecke. Günstig produzierte "Volksempfänger" machten den Rundfunk endgültig zum Massenmedium. "Bevor der Krieg anfing, wurden Radios massenweise verkauft in jedes Haus. Der 'Volksempfänger' kostete 38 Reichsmark", erzählt Hermann Nagel.

Nach dem Krieg gab es dann immer mehr Sender - und weitere technische Neuerungen. Die Ultrakurzwelle UKW versprach rauschfreien Radiogenuss. Erst gab es schwere Kofferradios mit Batterien, dann immer leichtere Transistorradios. Alle zu sehen im Radiomuseum in Obermoschel.

Radio nach 100 Jahren immer mehr digital

Heute kommt das Radio oft aus dem Computer oder Smartphone, auch die Sendetechnik ist digital geworden und bietet beste Klangqualität. Der klassische UKW-Empfang verliert zwar immer mehr an Bedeutung, Radio lebt aber weiter, auch nach 100 Jahren – die Lieblingsmusik gibt es jetzt eben nur aus anderen Geräten.

Rheinland-Pfalz

SWR Aktuell - der Morgen in Rheinland-Pfalz Jetzt abonnieren: Newsletter mit RLP-Nachrichten am Morgen

Noch vor dem Frühstück auf Stand sein? Mit dem neuen Newsletter "SWR Aktuell - der Morgen in Rheinland-Pfalz" landen die Top-News und alles Wichtige für den Tag im Mailpostfach.

Leben | 100 Jahre Radio Radiodays – Tonspur einer Nachkriegskindheit

Nachkriegskindheit: Der Vater ein traumatisierter Trinker, die Mutter mit dem Bruder beschäftigt. Nur das Radio ist immer für den Jungen da und liefert den Soundtrack, der ihn träumen und verstehen lässt.  

SWR2 Leben SWR2