Das Bildungsministerium hat nach eigenen Angaben der Meisterschule zugesichert, dass sie für weitere drei Schuljahre Tischlergesellen ausbilden kann. Anfang vergangener Woche war aus einem Protokoll des Wirtschaftsministeriums hervor gegangen, dass die Tischlerausbildung an der Schule wegfallen sollte. Das hatte für große Kritik gesorgt. Die jetzige Regelung dient als Übergangsphase, langfristig hält die Landesregierung an ihren Plänen fest.
Sie überprüft regelmäßig, welche Angebote es noch an den Berufsfachschulen wie der Meisterschule gibt, welche noch zeitgemäß sind und was überarbeitet werden muss.
Die Schulen sollen dabei vor allem Ausbildungen anbieten, in denen Azubis, die bisher keine Ausbildungsstelle gefunden haben, größere Chancen auf einen Job haben. Und zweitens Ausbildungen, in denen es weniger Ausbildungsplätze als Bewerber gibt. Vor diesem Hintergrund hat ein Landesausschuss eine Liste mit Berufen erstellt, in denen die Schulen weiterhin eine Ausbildung anbieten sollen - der des Tischlers ist nicht dabei.
Großes Lob für die Ausbildung an Meisterschule Kaiserslautern
Die Schülerinnen und Schüler an der Meisterschule, die gerade den Beruf des Tischlers erlernen, waren alarmiert. "Die Ausbildung an der Meisterschule in Kaiserslautern ist besonders, weil wir unfassbar viele Ressourcen haben", sagt die Auszubildende Amelie Scherer. "Uns stehen viele Materialen zur Verfügung, die Maschinen sind modern und generell haben wir eine top ausgestattete Werkstatt". Noch wichtiger sind der jungen Frau, die nach einem geisteswissenschaftlichem Studium die Ausbildung zur Tischlerin an der Meisterschule begonnen hat, die pädagogischen Aspekte der Ausbildung.
"Soziales Lernen und Persönlichkeitsentwicklung werden bei uns an der Schule groß geschrieben", erklärt Amelie Scherer. "Unsere Lehrer sind persönlich für uns da, ein Betrieb könnte das durch den kapitalistischen Druck in dieser Form gar nicht leisten."
Nach der Ausbildung an der Meisterschule Kaiserslautern stehen einem viele Wege offen
Diese Freiräume weiß auch Merle Ganster zu schätzen. Die 16-Jährige macht neben ihrer Ausbildung zur Tischlerin das Fachabitur. "Weil ich noch so jung bin, möchte ich mir die Möglichkeit offen lassen, nach meiner Ausbildung studieren zu gehen." Außerdem sei sie froh, dass sie während ihrer Ausbildung noch Zuhause wohnen kann. "Im Kreis Kaiserslautern gibt es nicht viele Betriebe, die Tischler ausbilden, ich bin echt happy, dass ich meine Ausbildung hier machen kann."
Abiturientin findet trotz vieler Bewerbungen keinen Job
Greta Guth zog es nach ihrem Abitur dagegen eigentlich in die Ferne. Jedoch auf über 20 Bewerbungen in Tischlerbetrieben hagelte es zum Großteil nicht nur Absagen, sie bekam oft nicht mal eine Antwort. "Damit habe ich nicht gerechnet, denn eigentlich heißt es doch, dass Abiturienten und generell Frauen im Handwerk gesucht werden."
Dass sie nun ihre Ausbildung an der Meisterschule in Kaiserslautern machen kann, sei ihr großes Glück. "Eigentlich wollte ich eine Ausbildung in einem dualen System - also innerhalb eines Betriebs machen", berichtet Greta Guth. "Nun bin ich aber wahnsinnig froh, denn eine so umfassende und vielfältige Ausbildung hätte ich in einem Betrieb gar nicht bekommen."
Hoher Zusammenhalt in der Klasse
Die vielschichtige Ausbildung und besonders auch das gute Miteinander in der 20 Personen starken Klasse hebt David Schürger hervor. Der 31-Jährige hat nach seinem Medizinstudium zwei Jahre als Kinder- und Jugendpsychiater gearbeitet. Nach der ganzen Kopfarbeit wollte er endlich etwas Praktisches mit den Händen machen. "Theorie und Praxis gehen hier Hand in Hand, das Lernklima ist durchweg angenehm und der Klassenzusammenhalt groß." Das sei nicht selbstverständlich, denn die Klasse sei sehr divers.
Nach der Ausbildung an der Meisterschule sind die Jobchancen sehr gut
Alle Azubis sind sich darüber einig, dass ihre Chancen nach der Ausbildung sehr gut seien. "Unsere Schule verfügt über ein breites Netzwerk innerhalb der Betriebe in der Region", weiß Amelie Scherer. "Von den älteren Jahrgängen habe ich erfahren, dass die Betriebe wissen, dass wir hier sehr gut ausgebildet werden", sagt sie stolz. "Sie nehmen uns mit Handkuss, auch weil unsere Lehrer uns meist direkt vermitteln."
Der Vorwurf, dass die Ausbildung an der Meisterschule den Betrieben Auszubildende wegnehme, können die Azubis deshalb nicht verstehen. "Mit meinem besonderen Werdegang als Mediziner wäre ich für viele Betriebe gar nicht in Frage gekommen", weiß David Schürger. Daher ist er froh, dass die Meisterschule ihm trotz oder vielleicht auch gerade wegen seines unkonventionellen Lebenslaufs eine Chance gegeben hat.