Eine drei Seiten lange Mitteilung der Stadt Kaiserslautern lässt aufhorchen: Im Jugendamt würden momentan 20 Mitarbeiter fehlen. Die Stellen seien unbesetzt und das bedeute "potentiell negative Konsequenzen" für das Kindeswohl. Heißt im Klartext: Die Mitarbeiter, die noch da sind, haben mehr zu tun, als sie bewältigen können. Und das ist nicht das einzige Problem.
Seit einiger Zeit hat das Jugendamt demnach immer öfter mit Minderjährigen zu tun, die gewalttätig sind. Für sie gebe es in der gesamten Region aber kaum Plätze in den entsprechenden Jugendhilfeeinrichtungen. Oder die Einrichtungen würden sich weigern, gewalttätige Kinder und Jugendliche aufzunehmen, sagt das Kaiserslauterer Jugendamt.
Jugendamt findet keinen Platz für Babys, Kinder und Jugendliche
Besonders fatal: Auch für von Gewalt bedrohte Minderjährige, die aus ihren Familien geholt werden müssen, gibt es laut Stadt nicht genug Plätze. Das gelte für Schüler und Jugendliche genauso wie für Kleinkinder und Säuglinge. Die wenigen Mitarbeiter des Kaiserslauterer Jugendamts würden stunden- und tagelang nach freien Plätzen suchen. Das habe zur Folge, dass andere Familien mit ihren Problemen warten müssten und sich schlecht beraten fühlten.
Warum die Stadt die offenen Stellen im Jugendamt dann nicht einfach schnellst möglich neu besetzt? "Es gibt nicht genügend Fachkräfte und die bürokratischen Hürden sind zu hoch", sagt Referatsleiter Steiner dazu. Zum Beispiel werde ein abgeschlossenes Studium vorgeschrieben und das schließe durchaus geeignete Personen schon im Vorfeld aus.
Appell aus Kaiserslautern: Berufserfahrung statt Studium
Das Jugendamt in Kaiserslautern appelliert vor diesem Hintergrund an die Landesregierung: Das Kinder- und Jugendhilfegesetz müsse dringend geändert werden. Wenn jemand viel praktische Erfahrung im Sozialen Dienst habe und sich vielleicht sogar weitergebildet habe, sei das unter Umständen wertvoller als ein Studium.
Landesregierung lehnt Forderung des Jugendamts Kaiserslautern ab
Die Träume des Jugendamtes in Kaiserslautern, die 20 freien Stellen schnell besetzen zu können, scheinen aber zunächst geplatzt. Denn die Landesregierung ist einer Sprecherin zufolge davon überzeugt, dass ein Studium für viele Arbeitsbereiche im Jugendamt unumgänglich ist. Beispielsweise würden Sozialarbeiter oder Sozialpädagogen gebraucht. Auf diese Jobs werde man aber nur im Studium vorbereitet.
Ausnahmen sind möglich
Erzieher für Kitas, Kindergärten oder Jugendwohngruppen würden umfangreich ausgebildet, ehe sie in den entsprechenden Bereichen arbeiten könnten. Allerdings sei es in Ausnahmefällen durchaus möglich, Mitarbeiter ohne Studium beim Jugendamt einzustellen. Diese bräuchten aber Berufserfahrung und bestimmte Weiterbildungen und Qualifikationen.