Fällt der Name Hugo Ball, denken die meisten Menschen in der Westpfalz wohl an Bücher, Gedichte und an ein Gymnasium in Pirmasens. In der öffentlichen Wahrnehmung kommt der bekannteste Sohn der Stadt gut weg. Doch: Ball hat laut Experten auch antisemitisches Gedankengut verbreitet, zum Beispiel in seinem Werk "Zur Kritik der deutschen Intelligenz".
Debatte statt Preis
Filmemacherin Hito Steyerl will darauf aufmerksam machen. Sie wäre eigentlich die diesjährige Hauptpreisträgerin des Hugo-Ball-Preises, hätte ein Preisgeld von 10.000 Euro erhalten. Doch Steyerl hat andere Pläne: Anstatt der Preisverleihung soll eine öffentliche Debatte über antisemitische Klischees in der Zeit Hugo Balls und der Gegenwart stattfinden. Die Stadt Pirmasens und auch die zweite Ausgezeichnete, Dramaturgin Olivia Wenzel, stimmen zu. "Dieses Verfahren könnte einen Modellcharakter für den Umgang mit Deutschlands in Teilen antisemitischem und rassistischem kulturellen Erbe bieten und so ein zukunftsweisendes Beispiel darstellen", so Steyerl.
In einer öffentlichen Podiumsdiskussion am 23. Januar soll nun über zeitgenössischen Antisemitismus im Werk von Hugo Ball und dessen Gegenwartsbezüge debattiert werden. Das begrüßt auch Oberbürgermeister Zwick: "Denn Pirmasens und der Hugo-Ball-Preis beziehen klar Position gegen Antisemitismus, Rassismus und andere Formen der Diskriminierung."
Wie geht es mit dem Hugo-Ball-Preis künftig weiter?
Eine weitere Veranstaltung zu Hugo Ball ist nach Angaben der Stadt Pirmasens im Laufe des Jahres im Cabaret Voltaire in Zürich geplant. Auch darin soll es um antisemitische, kolonialistische und rassistische Spuren in der Dada-Bewegung gehen. "Bis zum Ende dieses Prozesses soll die Verleihung des Hugo-Ball-Preises ausgesetzt werden, um die wichtige Debatte nicht unter Zeitdruck führen zu müssen", erklärt ein Sprecher der Stadt Pirmasens.