Auf dem Synagogenplatz in Kaiserslautern fand am Donnerstag anlässlich der Reichspogromnacht von 1938 ab 18 Uhr die alljährliche Gedenkveranstaltung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes statt. Daran haben auch Mitglieder der jüdischen Gemeinde Kaiserslautern und der Deutsch-Israelischen Gesellschaft teilgenommen. Auch Gläubige der Kirchen waren zur Teilnahme eingeladen. Die Katholische Pfarrei Heiliger Martin forderte dazu auf, unter dem Motto "niemals wieder ist jetzt" mit der Teilnahme ein deutliches Zeichen gegen den "explosionsartig steigenden Judenhass unserer Tage" zu setzen.
Ausstellung des jüdischen Künstlers Rudolf Levy in der Pfalzgalerie
Auch das Museum Pfalzgalerie in Kaiserslautern gedenkt den Opfern der Pogromnacht von vor 85 Jahren. Am 9. November hatte das Museum abends von 18 bis 22 Uhr geöffnet, der Eintritt war frei. Es wurden Führungen durch die Ausstellung "Rudolf Levy. Magier der Farbe" angeboten. Dabei wurde der Frage nachgegangen, wie jüdisches Leben zur damaligen Zeit in Kaiserslautern aussah.
Auch Rudolf Levy war Opfer des NS-Regimes. Der Künstler wurde 1944 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet. Lange Zeit war sein Schaffen in Vergessenheit geraten. Das Museum Pfalzgalerie feiert nach eigenen Angaben seine Wiederentdeckung in einer großen Retroperspektive. Damit will das Museum einen wichtigen Beitrag zum Gedenken an die Opfer des Holocaust leisten.
In der Stiftskirche in Kaiserslautern hat es um 18:30 Uhr eine Friedensandacht gegeben, die auch Rudolf Levy gewidmet war.
Gedenken an getötete Juden auch in Pirmasens und Zweibrücken
In Pirmasens wurde den Opfern des Nationalsozialismus in der Synagogengasse gedacht. Dort stand die Synagoge der jüdischen Gemeinde in Pirmasens bis zu ihrer Zerstörung in der Nacht auf den 10. November 1938. In Zweibrücken startete am Hallplatzbrunnen eine kostenlose Führung über das jüdische Leben in der Stadt. Am Abend wurde das Gedenken auf dem ehemaligen Platz der Synagoge fortgeführt.
Polizei schützt jüdische Einrichtungen
Aufgrund der aktuell weltweit angespannten Lage durch den Nahost-Konflikt zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas, geht die Polizei nach eigenen Angaben auch in der Westpfalz von einer "grundsätzlich erhöhten Gefährdungslage zum Nachteil jüdischer Einrichtungen" aus. Allerdings würden aktuell keine Hinwiese auf eine konkrete Gefährdung vorliegen.
Die Polizei sagte, sie werde insbesondere an neuralgischen Punkten verstärkt Präsenz zeigen. Dazu gehören nach Polizeiangaben sowohl regelmäßige Fahrten von Streifen, als auch Objektbegehungen und anlassbezogene, polizeiliche Präsenz. Detaillierte Aussagen zu konkreten Schutzmaßnahmen machte die Polizei nicht, um den Erfolg der Maßnahmen nicht zu gefährden.