Sie sitzt vor der Tür: Die freie Kulturszene in Kaiserslautern. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Eigentlich wollte das "Kulturwerk Pfaff" neu durchstarten. Einen neu gewählten Vorstand hat der Verein bereits. Die Vision: Ein "soziokulturelles Zentrum" auf dem ehemaligen Pfaff-Gelände in Kaiserslautern. Doch das wurde jetzt vorerst ausgebremst.
Für zwei Jahre hat der Verein die alte Kantine auf dem Pfaff-Gelände zur Verfügung gestellt bekommen. Doch die Decke des Gebäudes ist nicht sicher, wie Hannah Schumacher, Sarah Henrich und Fridolin Pusch vor Ort zeigen. 40.000 Euro, schätzen die Vorstandsmitglieder, würde die Sanierung kosten. Geld, das sie nicht haben.
Raum für Kultur in Kaiserslautern dringend benötigt
Dabei sei die Halle für die freie Kulturszene in Kaiserslautern sehr wichtig. "Es fehlt hier an Räumen für die Kunstschaffenden", sagt Pusch. "Besonders große Räume für größere Konzerte oder als Experimentierfläche für die Kunstszene, die gleichzeitig niederschwellig und günstig sind - das gibt es nicht."
Dass diese Szene in Kaiserslautern gefördert werden sollte, zeigt laut Schumacher die Resonanz auf die Sommer-Veranstaltungen des Vereins. Weil der Verein wegen der Gebäude-Decke nicht in der alten Kantine feiern konnte, hat das "Kulturwerk Pfaff" einfach alles vor der Tür im Garten veranstaltet. Mit Erfolg: Die Angebote hatten über den Sommer rund 6.000 Gäste angezogen.
"Die freie Kulturszene könnte hier ein Zuhause haben", so Pusch. Das mache die Szene auch unabhängiger von den Geldern der Stadt. Denn so manche Ideen würden aktuell in der Luft hängen. Viele Projekte in Kaiserslautern hätten in diesem Jahr auf die Förderung der Stadt gehofft.
Haushaltssperre in Kaiserslautern blockiert Kulturförderung
20.000 Euro hat die Stadt zu Beginn des Jahres für freie Kulturschaffende in Aussicht gestellt. Was davon bis Juni nicht ausgezahlt wurde, ist wegen der Haushaltssperre jedoch gesperrt. Schumacher, Henrich und Pusch haben sich mit anderen aus der freien Kulturszene in Kaiserslautern deshalb in einem offenen Brief an die Stadt über die gesperrten Gelder beschwert.
Offener Brief der Kulturschaffenden in Kaiserslautern
Die Unterzeichner des Briefs halten die Sperre für unverhältnismäßig. Die Kleinbeträge für die Kultur stünden in keinem Verhältnis zu den Millionendefiziten im Pflichtbereich des Haushalts. Sie fordern deshalb, dass das gesperrte Geld noch ausbezahlt wird. Dabei geht es um rund 8.500 Euro.
Mit diesem Geld könnte zum Beispiel ein Street-Art-Graffiti-Projekt umgesetzt werden. Oder ein Burlesque-Comedy-Projekt. Die Anträge dafür seien bei der Stadt bereits eingegangen, wie das Kulturreferat mitgeteilt hat. Für diese Projekte heißt es jetzt, dass sie sich an anderen Stellen nach Fördermitteln umsehen müssen oder nicht stattfinden können.
Wunsch: Kulturförderung in Kaiserslautern soll Pflichtleistung werden
Die Stadt prüft nach eigenen Angaben gerade, ob das Geld trotz Haushaltssperre ausbezahlt werden kann. Deshalb habe man dort den Brief der Kulturschaffenden aus dem September noch nicht beantwortet. "Wir wünschen uns aber auch allgemein, dass in Rheinland-Pfalz Kultur eine Pflichtleistung im Haushalt wird", so Schumacher. Denn eine freie Kulturszene sei ein großer Gewinn für eine bunte Stadtgesellschaft.