Finanzbeamte im Außendienst sind selten gern gesehene Gäste – wenn sie auftauchen, vollstrecken sie Bußgeldbescheide, beschlagnahmen Fernseher, Möbel, eben alles, was Wert hat – vor allem, wenn Menschen hohe Steuerschulden haben. Dementsprechend müssen sie sich in ihrem täglichen Job viel anhören, erzählt Vollziehungsbeamter Sven Dietz.
Gespräche mit Schuldnern werden oft persönlich
"Manche suchen Ausreden, meistens sind andere Schuld", sagt Dietz - und fügt an: "Das ist verständlich. Man hat nichts mehr und dann kommt noch einer in die Wohnung. Gegebenenfalls nimmt man dann auch noch Gegenstände mit - Bargeld, Bausparverträge, auch mal einen Fernseher oder einen höherwertigen Grill."
Nicht immer seien die Gespräche mit den Schuldnern sachlich, oft werde es persönlich. Der 36-Jährige hat selbst schon einen brenzligen Fall erlebt, der ihm zugesetzt hat. "Ich wurde schon einmal angegangen. Das war nicht angenehm", sagt Dietz. Auch wenn so etwas nur selten vorkomme, Respekt müsse man immer haben.
Finanzbeamte im Außendienst tragen Schutzwesten
Seit 2019 tragen die Finanzbeamten im Außendienst zu ihrer Sicherheit Schutzwesten, stichwaffenfeste Handschuhe und haben Pfefferspray dabei. Damit sie sich aber bei körperlichen Angriffen auch richtig wehren können, zeigen erfahrene Trainer der Hochschule der Polizei in Enkenbach-Alsenborn, wie es geht. So wie an diesem Tag.
Auf bunten Matten wird gerauft, geschubst, es werden mögliche Angriffe abgewehrt und es wird sich aus Umklammerungen gelöst. Außerdem wird trainiert, wie man Konflikten aus dem Weg gehen kann - und auch wann und wie man Pfefferspray benutzt. Auch Kommunikationstraining wird geschult, denn Körperkontakt soll möglichst vermieden werden, sagt Uwe Lederer, Direktor der Hochschule. "Gewisse Eskalationen sollte man möglichst gar nicht erst entstehen lassen. Wenn die Kolleginnen und Kollegen eine Person haben, von der ein hohes Aggressionspotenzial ausgeht, dann ist der Rat, sich der Situation zu entziehen", so der Direktor der Hochschule.
Wunsch: Mehr Training in Enkenbach-Alsenborn
Was die Polizei wochenlang trainiert, lernen die Finanzbeamten aus ganz Rheinland-Pfalz in einem zwei Tage Crash-Kurs. Noch zu wenig, findet Sven Dietz: "Selbst wenn es jedes Jahr wäre, ist es einfach zu wenig. Man vergisst so viel, man stumpft wieder so ein bisschen ab. Hier wird man auf die Gefahrensituation hingewiesen - und das finde ich sehr wichtig."
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