Black History-Month

Wie Besatzungskinder in der Pfalz diskriminiert wurden

Stand
Autor/in
Anne Görler

Der Februar ist Black History-Month – vor allem in den USA und Kanada. In Deutschland findet er seit Mitte der 1990er Jahre statt. Raymond Germany aus Kaiserslautern, Sohn eines GI, ist mit Diskriminierungen als schwarzes Besatzungskind aufgewachsen.

Deutsch-amerikanische Beziehungen
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auch in der Westpfalz wieder gefeiert. GI´s und deutsche Mädchen gingen oftmals Beziehungen ein, aus denen Kinder hervorgingen. Waren diese Kinder schwarz, so erlebten sie und ihre Mütter oft Ausgrenzung und soziale Ächtung.

Der Zweite Weltkrieg war zuende, die Amerikaner waren als Besatzer unter anderem auch in Baumholder und in Kaiserslautern. Nach dem Krieg wollten auch die Deutschen wieder Spaß haben, leben und etwas erleben. Die GI´s haben neben Kaugummis und Coca Cola auch Musik und Tanzveranstaltungen mitgebracht. Dort trafen sie oft auf junge Mädchen vom Land - und verliebten sich.

Beziehungen deutscher Mädchen zu schwarzen GI´s waren nicht gerne gesehen

Aus diesen Beziehungen gingen nicht selten Kinder hervor, die sogenannten Besatzungskinder, viele von ihnen mit schwarzer Hautfarbe. Während die Väter oft von der US-Army schon vor der Geburt aus Deutschland versetzt wurden, blieben die ledigen Mütter mit ihren Kindern zurück. Ohne Unterhaltsansprüche, ohne Geld, oft ohne Sorgerecht und sozial geächtet. In diese Zeit wurde Raymond Germany in Kaiserslautern hineingeboren.

Ne Ausgrenzung, ne Diskreditierung auch bei ihrem Arbeitgeber, der ihr dann auch mal mitgegeben hat, sie soll sich nicht so anstellen, wenn man sie betatscht, weil sie hat ja auch nur einen farbigen Partner.

Die Mutter von Raymond Germany, Rosemarie Hafner, hat ihrem Sohn noch zu Lebzeiten erzählt, dass ihre eigene Großmutter nicht mehr mit ihr gesprochen habe. Erst als Raymond zwei Jahre alt war, habe diese ihrem Urenkel zum ersten Mal ein kleines Geschenk zu Weihnachten gemacht. Das habe furchtbar weh getan, erzählte Raymonds Mutter. Sie habe kaum über das reden können, was ihr widerfahren sei, sagt Raymond Germany. Selbst bei ihrem Arbeitgeber habe seine Mutter Diskreditierung erfahren. "Der hat ihr auch schonmal mitgegeben, sie solle sich nicht so anstellen, wenn man sie betatscht, weil sie hat ja auch nur einen farbigen Partner". Germany vermutet, dass die Verletzungen, die seine Mutter erfahren hat, schlimmer waren als das, was sie ihm erzählt habe.

Mütter der "Brown Babies" hatten kein Sorgerecht für ihre Kinder

Raymond Germany habe, genauso wie die anderen Brown Babies, unter der Vormundschaft des Sozialamtes gestanden. "Die Mama hat mir erzählt, die sind in unregelmäßigen Abständen auch gekommen und haben die Schränke in der Küche aufgerissen und geguckt". Obwohl seine Mutter eine Festanstellung gehabt habe, habe sie erst 1973 ein Schreiben der Stadtverwaltung Kaiserslautern bekommen, dass die Vormundschaft des Jugendamtes nun ende.

Viele Besatzungskinder kamen in Heime und wurden in die USA geschickt

Weil die Mütter der "Brown Babies" zumeist kein Sorgerecht für ihre Kinder hatten, haben die Sozialämter die Kinder oft in spezielle Heime gebracht. Von dort wurde ihre Adoption nach Amerika organisiert. Dort kamen die Kinder in afroamerikanische Familien. Viele dieser Kinder haben erst spät im Leben erfahren, wo sie herkommen, manche auch nie.

Raymond Germany ging es da besser: Seine Eltern waren zeitlebens ein Paar – wenn auch nicht verheiratet – und haben mit ihrem Sohn in Kaiserslautern gelebt.

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