Ein Arzt für die Westpfalz

Ein Westpfälzer aus dem Donnersbergkreis studiert in Ungarn Medizin

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Autor/in
Alexandra Dietz
SWR-Reporterin Alexandra Dietz kuschelt die Orakel vor ihrem großen Einsatz. Vielleicht bringt's ja was!

Medizin studieren ohne Einser-Abi? Im Ausland kein Problem. Doch die Kosten sind hoch. Dank der Initiative "Ärzte für die Westpfalz" lebt Moritz Krauß aus Lautersheim im Donnersbergkreis seit einem Jahr seinen Traum.

Vor einem Jahr hat die Initiative "Ärzte für die Westpfalz" jungen Menschen zum ersten Mal in der Region die Chance eröffnet, mit einem durchschnittlichen Abitur Medizin zu studieren, ohne Wartezeit! Aber nicht in Deutschland, sondern in Ungarn. Einer der Stipendiaten ist Moritz Krauß. Der 21-Jährige aus dem Donnersbergkreis hat genau ein Jahr Studium hinter sich.

Die Universitätsstadt Pécs in Ungarn hat knapp 140.000 Einwohner. Auch Moritz lebt die kommenden fünf Jahre hier.
Moritz Krauß aus dem Donnersbergkreis ist einer von knapp 140.000 Einwohnern in der Universitätsstadt Pécs. Hier wird er auch die kommenden fünf Jahre leben.

Lebensziel: "Arzt sein in der Westpfalz und Menschen retten"

Seit seinem FSJ als Rettungssanitäter in der Westpfalz weiß Moritz Krauß, dass er Arzt werden möchte, um etwas zu bewegen. Sein Traum ist es, Arzt zu sein und Menschenleben zu retten. Als Rettungssanitäter hatte er Einblicke ins Westpfalz-Klinikum und wusste, dass er "mehr bewegen" wollte. Mit einem Abi-Durchschnitt von 3,3 hätte der 21-Jährige in Deutschland aber ewig auf einen Medizin-Studienplatz warten müssen. In der Schulzeit hatte er noch "Besseres zu tun, als sich auf gute Noten zu konzentrieren", wie er sagt. Das ist jetzt anders.

Als Stipendiat in der medizinischen Fakultät in Pécs in Ungarn ist Moritz Krauß quasi Klassenprimus. Er lernt dafür viel, hat nach zwei Semestern beim ersten Anlauf seine Prüfungen bestanden. Die neue Umgebung, die andere Sprache und vor allem auch die Kultur waren anfangs eine echte Herausforderung, erzählt er. "Es war schwierig, von zu Hause wegzugehen, es ist schon blöd, wenn man da niemanden kennt."

Auch das Studium sei "anstrengend und fordernd". Aber nach einem Jahr hat er sich gut eingelebt und "das Heimweh wurde weniger". An langen Wochenenden, Feiertagen und in den Semesterferien ist er in der Westpfalz, besucht die Familie, Kumpels und seine Freundin.

Wenn man die Arschbacken zusammenkneift, einfach dranbleibt und sich durchbeißt, dann ist alles möglich!

Initiative "Ärzte für die Westpfalz" wirkt Ärztemangel entgegen

Dass das Thema Ärztemangel nicht nur bei Hausärzten für massive Probleme sorgt, ist längst bekannt. Und dass ein junger Mensch mit durchschnittlichem Abitur in Deutschland keinen Medizinstudienplatz bekommt, ist ein weiteres heiß diskutiertes Thema. Assistenzärztin Laura Shenavai hat deshalb ebenfalls in Pécs studiert. Sie musste die 7.500 Euro Studiengebühren pro Semester aber selbst zahlen. Damals gab es noch kein Stipendium der Initiative "Ärzte für die Westpfalz". Sie ist davon überzeugt, dass man auch "mit einem durchschnittlichen Abi-Abschluss ein guter Arzt sein kann". Die Motivation sei das Entscheidende, sagt sie.

Viele Chefärzte am Westpfalz-Klinikum in Kaiserslautern unterstützen wegen des Ärztemangels die Initiative "Ärzte für die Westpfalz". Professor Burghard Schumacher ist selbst als Ausbilder und Prüfer immer wieder in Pécs an der medizinischen Fakultät. Er weiß, dass die Anforderungen an die Studierenden in Ungarn mindestens genauso hoch sind wie in Deutschland. Auch das Niveau nach der Ausbildung sei dasselbe, betont er.

Ich finde das fantastisch. Aus Sicht des Krankenhauses, aus Sicht der Patienten, die wir versorgen und auch aus Sicht der Interessierten an einem Medizinstudienplatz.

Stipendium für Medizinstudium in Ungarn an Bedingung geknüft

Moritz Krauß bekommt durch sein Teil-Stipendium die Hälfte der Studiengebühren bezahlt. Im Jahr also siebeneinhalb tausend Euro. Dieser finanzielle Support ist geknüpft an eine Bedingung: Er muss nach dem Studium drei Jahre in der Westpfalz als Arzt arbeiten. Für den 21-Jährigen aber ein guter Deal. Er ist "superglücklich", mag die Region und sagt "ich fühle mich hier wohl und wüsste nicht, warum ich nicht hierbleiben sollte in der Gegend." Solange genießt er Pécs, eine Stadt, die man "durchaus mögen kann".

Moritz Krauß ist einer von rund 20.000 Studierenden an der Universität in Pécs in Ungarn.
Rund 20.000 Studierende sind an der Universität in Pécs aktuell eingeschrieben. Zahlreiche wie Moritz Krauß aus dem Ausland. Bild in Detailansicht öffnen
Hier im Westpfalz-Klinikum Kaiserslautern träumt sich Moritz Krauß in die Zukunft. In einigen Jahren könnte er hier am OP-Tisch stehen.
Moritz Krauß hat einen großen Traum, er möchte als Arzt Menschenleben retten und etwas bewirken. Bild in Detailansicht öffnen
Moritz hat in den beiden vergangenen Semestern viel gelernt und alle Prüfungen beim ersten Mal bestanden.
Zahlreiche Stunden lernt Moritz Krauß täglich für seinen großen Traum: Er will als Arzt vielen Menschen das Leben retten und ihnen wieder Lebensqualität zurückgeben. Bild in Detailansicht öffnen
In der Innenstadt von Pécs in Ungarn gibt es zahlreiche historische Gebäude. "Eine Stadt, die man durchaus mögen kann", sagt Moritz.
Pécs in Ungarn ist auch für Touristen eine Reise wert. Hier gibt es zahlreiche historische Gebäude Bild in Detailansicht öffnen
In Gesprächen mit dem Chefarzt der Inneren 2 am Westpfalz-Klinikum. Vielleicht kann Moritz hier in fünf Jahren auch als Assistenzarzt beginnen.
Ob er in fünf Jahren als Assistenzarzt hier an der Klinik für Innere Medidzin 2 anfängt, weiß Moritz noch nicht. Aber er informiert sich schon mal über alle Möglichkeiten. Bild in Detailansicht öffnen
Die Universitätsstadt Pécs in Ungarn hat knapp 140.000 Einwohner. Auch Moritz lebt die kommenden fünf Jahre hier.
Moritz Krauß aus dem Donnersbergkreis ist einer von knapp 140.000 Einwohnern in der Universitätsstadt Pécs. Hier wird er auch die kommenden fünf Jahre leben. Bild in Detailansicht öffnen

In fünf Jahren sieht sich Moritz Krauß als Assistenzarzt, zurück in der Heimat, am liebsten im Westpfalz-Klinikum. Ob er dann im Bereich Kardiologie, Anästhesie oder Unfallchirurgie arbeiten wird, weiß er noch nicht. Aber für diese Entscheidung "hab ich ja noch zehn Semester Zeit", scherzt er motiviert und zuversichtlich.

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