Vor einem Jahr hat die Initiative "Ärzte für die Westpfalz" jungen Menschen zum ersten Mal in der Region die Chance eröffnet, mit einem durchschnittlichen Abitur Medizin zu studieren, ohne Wartezeit! Aber nicht in Deutschland, sondern in Ungarn. Einer der Stipendiaten ist Moritz Krauß. Der 21-Jährige aus dem Donnersbergkreis hat genau ein Jahr Studium hinter sich.
Lebensziel: "Arzt sein in der Westpfalz und Menschen retten"
Seit seinem FSJ als Rettungssanitäter in der Westpfalz weiß Moritz Krauß, dass er Arzt werden möchte, um etwas zu bewegen. Sein Traum ist es, Arzt zu sein und Menschenleben zu retten. Als Rettungssanitäter hatte er Einblicke ins Westpfalz-Klinikum und wusste, dass er "mehr bewegen" wollte. Mit einem Abi-Durchschnitt von 3,3 hätte der 21-Jährige in Deutschland aber ewig auf einen Medizin-Studienplatz warten müssen. In der Schulzeit hatte er noch "Besseres zu tun, als sich auf gute Noten zu konzentrieren", wie er sagt. Das ist jetzt anders.
Als Stipendiat in der medizinischen Fakultät in Pécs in Ungarn ist Moritz Krauß quasi Klassenprimus. Er lernt dafür viel, hat nach zwei Semestern beim ersten Anlauf seine Prüfungen bestanden. Die neue Umgebung, die andere Sprache und vor allem auch die Kultur waren anfangs eine echte Herausforderung, erzählt er. "Es war schwierig, von zu Hause wegzugehen, es ist schon blöd, wenn man da niemanden kennt."
Auch das Studium sei "anstrengend und fordernd". Aber nach einem Jahr hat er sich gut eingelebt und "das Heimweh wurde weniger". An langen Wochenenden, Feiertagen und in den Semesterferien ist er in der Westpfalz, besucht die Familie, Kumpels und seine Freundin.
Initiative "Ärzte für die Westpfalz" wirkt Ärztemangel entgegen
Dass das Thema Ärztemangel nicht nur bei Hausärzten für massive Probleme sorgt, ist längst bekannt. Und dass ein junger Mensch mit durchschnittlichem Abitur in Deutschland keinen Medizinstudienplatz bekommt, ist ein weiteres heiß diskutiertes Thema. Assistenzärztin Laura Shenavai hat deshalb ebenfalls in Pécs studiert. Sie musste die 7.500 Euro Studiengebühren pro Semester aber selbst zahlen. Damals gab es noch kein Stipendium der Initiative "Ärzte für die Westpfalz". Sie ist davon überzeugt, dass man auch "mit einem durchschnittlichen Abi-Abschluss ein guter Arzt sein kann". Die Motivation sei das Entscheidende, sagt sie.
Viele Chefärzte am Westpfalz-Klinikum in Kaiserslautern unterstützen wegen des Ärztemangels die Initiative "Ärzte für die Westpfalz". Professor Burghard Schumacher ist selbst als Ausbilder und Prüfer immer wieder in Pécs an der medizinischen Fakultät. Er weiß, dass die Anforderungen an die Studierenden in Ungarn mindestens genauso hoch sind wie in Deutschland. Auch das Niveau nach der Ausbildung sei dasselbe, betont er.
Stipendium für Medizinstudium in Ungarn an Bedingung geknüft
Moritz Krauß bekommt durch sein Teil-Stipendium die Hälfte der Studiengebühren bezahlt. Im Jahr also siebeneinhalb tausend Euro. Dieser finanzielle Support ist geknüpft an eine Bedingung: Er muss nach dem Studium drei Jahre in der Westpfalz als Arzt arbeiten. Für den 21-Jährigen aber ein guter Deal. Er ist "superglücklich", mag die Region und sagt "ich fühle mich hier wohl und wüsste nicht, warum ich nicht hierbleiben sollte in der Gegend." Solange genießt er Pécs, eine Stadt, die man "durchaus mögen kann".
In fünf Jahren sieht sich Moritz Krauß als Assistenzarzt, zurück in der Heimat, am liebsten im Westpfalz-Klinikum. Ob er dann im Bereich Kardiologie, Anästhesie oder Unfallchirurgie arbeiten wird, weiß er noch nicht. Aber für diese Entscheidung "hab ich ja noch zehn Semester Zeit", scherzt er motiviert und zuversichtlich.