Fachkräftemangel in Apotheken auch im Westen der Pfalz

Apotheke in Bechhofen in der Südwestpfalz schließt

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Lange hat Anne Matheis versucht, einen Filialleiter für ihre zweite Apotheke zu finden - vergebens. Nun hat sie ihren Standort in Bechhofen geschlossen.

Die Apotheke in Bechhofen ist seit dem Jahreswechsel geschlossen. Hier kommt eine Wohnung rein.
Die Apotheke in Bechhofen ist seit dem Jahreswechsel geschlossen. Hier kommt eine Wohnung rein.

Anne Matheis steht in den Räumen ihrer ehemaligen Apotheke in der Hauptstraße von Bechhofen. Seit 1981 gab es die Apotheke an der Grenze zum Saarland. Ihr Vater hatte sie damals gegründet. Aber nach 43 Jahren ist jetzt Schluss.

Anne Matheis schließt schweren Herzens Apotheke in Bechhofen

Anne Matheis hat selbst in Bechhofen gearbeitet, in Landstuhl hatte sie einen Filialleiter. Doch nachdem der in Pension gegangen war, war kein Nachfolger zu finden. Denn ein studierter Apotheker muss es sein, das sagen die Vorschriften. Zwischenzeitlich hat schon Matheis´ Mutter - ebenfalls Apothekerin und inzwischen 70 Jahre alt - ausgeholfen. Zum Jahresende 2023 musste eine Entscheidung her, welche Apotheke geschlossen wird, erzählt Anne Matheis. Die Wahl sei nach reiflicher Überlegung auf Bechhofen gefallen. "In Bechhofen gibt es nur noch eine Arztpraxis. Und die ist etwas entfernt von der Apotheke. Die Auswärtigen holen sich ihren Medikamente nach dem Arztbesuch in ihrem Heimatort", erklärt Matheis.

Apotheke in Landstuhl-Atzel bleibt

In Landstuhl seien viel mehr Ärzte, das Einzugsgebiet größer, sagt Matheis. Daher habe sie sich gemeinsam mit ihrer Familie entschlossen, die Apotheke in ihrem Heimatort Bechhofen zu schließen und Landstuhl zu behalten. Von den Mitarbeitern aus Bechhofen sind zwei in Pension gegangen, die anderen hat Matheis mit nach Landstuhl genommen.

Auch in Landstuhl und Ramstein mussten Apotheken schließen

Anne Matheis erzählt, dass auch in Landstuhl in der Innenstadt zwei Apotheken aus Fachkräftemangel schließen mussten, einer weiteren in Ramstein-Miesenbach sei es genauso ergangen. Die meisten Pharmaziestudenten hätten kein Interesse mehr, in einer Apotheke zu arbeiten, sie wollten lieber in die Industrie und Forschung.

Zu wenig Geld und zuviel Bürokratie in Apotheken

Grund sei zum einen die zu niedrige Bezahlung in den Apotheken. "Man kann einfach nicht mehr adäquat zahlen, weil es eben soviele Kürzungen im Laufe der Zeit gegeben hat. Wir arbeiten immer noch mit einem Honorar von vor 20 Jahren und wir müssen aber die Kosten von 2024 stemmen, die mittlerweile horrend hochgegangen sind. Das funktioniert nicht", sagt Anne Matheis.

Studenten sind Apotheken zu langweilig

Zum anderen hätten viele junge Menschen keine Lust mehr, am Wochenende zu arbeiten und Not- und Nachtdienste zu machen. Ein Student der Uni Mainz sagt beispielsweise, er wolle nicht in die Apotheke, "weil sehr viel bürokratischer Alltag beachtet werden muss, weil durch den Personalmangel lange Arbeitszeiten für Apotheker Gang und Gäbe sind". Ein anderer Student sagt, in der Industrie seien die Jobs vielfältiger und er habe dort mehr Aufstiegsmöglichkeiten.

Patienten aus Bechhofen bekommen trotzdem Medikamente

Noch ziert das Apothekenlogo die Fensterfront in der Hauptstraße von Bechhofen. Aber die Apotheke ist bereits Geschichte. Innen ist eine Baustelle, denn aus den ehemaligen Verkaufsräumen wird eine Wohnung. In die zieht dann Anne Matheis´ Mutter. Außen bleibt aber ein Briefkasten. Aufschrift: "Apotheke auf der Atzel". Denn über die Landstuhler Apotheke von Anne Matheis bekommen die Menschen in Bechhofen noch immer ihre Medikamente. Darüber würden sich viele Stammkunden freuen, sagt Anne Matheis.

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