"Alle Grundschüler sollten schwimmen können!"

Projekt im Donnersbergkreis soll Kinder vorm Ertrinken schützen

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Alexandra Dietz
Alexandra Dietz

Jedes Jahr gibt es Meldungen von schlimmen Badeunfällen mit Kindern. Oft kommt dann raus: Die Opfer konnten nicht schwimmen. Für die Grundschule in Eisenberg ein Grund zu handeln.

Ausgelassen und sicher im Wasser toben, plantschen und schwimmen – heute keine Selbstverständlichkeit mehr. Deshalb hat der Schulleiter der Pestalozzischule in Eisenberg in der Pfalz eine Mission. Er wünscht sich, dass jedes Kind, das seine Schule verlässt schwimmen kann.

Jedes Kind, das die Grundschule verlässt, soll schwimmen können. Das ist mir eine Herzensangelegenheit.

Alarmierende Zahl von Nichtschwimmern an Grundschule in Eisenberg (Pfalz)

Die Zahl der Kinder, die am Ende der Grundschulzeit noch nicht schwimmen können ist gerade zu erschreckend. Corona sei ein Grund dafür, sagt der Schulleiter der Pestalozzischule in Eisenberg. Fast die Hälfte der 102 Viertklässler seien betroffen. Aber es gebe auch andere Faktoren, warum Kinder von der ersten bis zur vierten Klasse nicht mehr so gut schwimmen könnten wie früher. Wo es vor 30 Jahren noch Freibäder und Hallenbäder in vielen kleineren Kommunen gab, muss man heute kilometerweit fahren bis zum nächsten Bad. Auch Schulen haben meist keine eigenen Schwimmhallen mehr. Eltern hätten zudem deutlich weniger Zeit für ihre Kids, weil beide berufstätig seien. Manche würden sich auch einfach mit dem Pool oder dem Plantschbecken zu Hause zufriedengeben. So könnten Kinder das Schwimmen aber nie lernen. Auch der Schulunterricht könne nicht alles kompensieren, sagt Fichter.

Im Schwimmerbecken können die Viertklässler der Pestalozzischule Eisenberg ihre Erlentes gleich anwenden.
Aller Anfang ist schwer. Nach knapp zwei Wochen im Schwimm-Crash-Kurs fühlen sich viele Viertklässler aber schon sicher genug, das Schwimmerbecken auszuprobieren.

Badeunfälle verhindern indem Kinder Seepferdchen machen

Knapp 50 Schülerinnen und Schüler der vierten Klassen sind in den vergangenen Tagen täglich zum Schwimmkurs ins Becken des Waldschwimmbads gesprungen. Für viele Kids eine echte Überwindung. Denn einige Jungen und Mädchen trauten sich anfangs gar nicht erst ins Wasser, fanden so viel Wasser auf einer Fläche beängstigend oder mussten sich langsam an Spritzwasser im Gesicht gewöhnen. Nach knapp zwei Wochen sind diese Hürden aber überwunden, danach geht's an die Technik: Der Brust- und Armzug wird geübt und der Beinschlag muss dazu richtig koordiniert werden. Eine Herausforderung für viele Schüler, auch die elfjährige Alisha erzählt von der Überwindung, die es sie gekostet hat, ins tiefere Wasser zu springen. Unter Wasser hatte sie nach eigenen Angaben Angst, nicht mehr hochzukommen und zu sterben. Diese Angst ist nun verschwunden.

Mein Lehrer hat es mir beigebracht und jetzt hab ich keine Angst mehr. Heute hab ich Spaß im Wasser!

Grundschule Eisenberg will aus Nichtschwimmern Schimmer machen

Dass die Hälfte der Viertklässler zwei Wochen lang täglich ins Freibad durften, während die anderen Kinder im Unterricht saßen, sorgte hier und da schon für Verstimmungen, auch bei Eltern, erzählt Schulleiter Markus Fichter. Es gehe hier aber nicht um die Gaudi, sondern darum, die Nichtschwimmer auszubilden, für mehr Sicherheit zu sorgen und im Zweifel auch Leben zu retten. Die Kids im Waldschwimmbad haben die schulfreie Zeit jedenfalls genossen und viel gelernt. Lea zeigt stolz ihr Seepferdchen-Abzeichen. Und Florian packt sogar das Silber-Abzeichen. Er kann jetzt Rückenschwimmen, schafft es, 200 Meter seine Bahnen im tiefen Becken zu ziehen und auch ein Kopfsprung macht ihm keine Angst mehr.

Im Urlaub sollte man schon schwimmen können. Das ist wichtig, damit man nicht untergeht.

Nachwuchs muss warten: Lange Wartelisten für Schwimmkurse

Bis zu zwei Jahre Wartezeit müssen Eltern für einen Schwimmkurs beispielsweise bei der DLRG einplanen. Auch im Waldschwimmbad Eisenberg in der Pfalz ist die Wartelisten lange. Hier kamen die Bademeister nach Corona kaum nach mit den Schwimmkursen. Kevin Frank ist Bademeister dort und erzählt von Kindern, die außer einer Badewanne noch nie eine größere Wasserfläche gesehen hätten. Das sei schockierend, denn wo Kinder förmlich Angst vor Wasser hätten, sei die Arbeit eben nicht nur das Schwimmen beizubringen, sondern auch die Ängste abzubauen. Das koste zusätzlich Zeit, erzählt er.

Viele Kids sind geschockt von so viel Wasser, wenn sie das erste Mal hier sind.

Immer wieder Badeunfälle mit Kindern

Es ist einfach schrecklich, man kann es gar nicht anders ausdrücken, wenn man um das Leben von einem Kind kämpfen muss, sagt Kevin Frank. Erst in dieser Woche musste ein sechsjähriger Junge in Landau im Freibad wiederbelebt werden, nachdem er leblos auf der Wasseroberfläche trieb. Zwar hat der Bademeister selbst diese Situation noch nicht erlebt, er kennt aber viele Kollegen, die schon in der Situation waren und sagt: "Keiner will so was erleben und ein Elternteil will erst recht nicht sehen, wie sein Kind wiederbelebt werden muss." Er legt deshalb jedem ans Herz, mit den Kids ins Hallen- oder Freibad zu gehen, damit die Kinder Spaß im Wasser, haben und nicht Angst vor den großen Flächen behalten.

Eintritt ins Freibad frei dank Kooperation mit Verbandsgemeinde Eisenberg

Der zusätzliche Schul-Schwimmunterricht ist für Kinder und ihre Eltern kostenlos. Möglich macht das eine Kooperation mit der Verbandsgemeinde Eisenberg. Ein Bus fährt die Jungen und Mädchen von der Grundschule zum Freibad und wieder zurück. Ebenfalls ohne Mehrkosten. Am Ende der Kurse bekommen die Viertklässler alle ihr Seepferdchen, manche schaffen sogar das Silber-Abzeichen. Die Kosten dafür - fünf Euro pro Kind – übernimmt der Förderverein der Grundschule. Auch ein Badetuch gibt’s als Geschenk obendrauf. Schulleiter Markus Fichter macht es stolz, wenn er die Kids im Becken beim Schwimmen sieht und sie sich "nicht nur am Rand festklammern". Trotzdem muss weiter geübt werden, findet er. Er wünscht sich, dass die Kids nach Hause gehen und sagen: "Mama, Papa, geht mit mir schwimmen." Das wäre cool, findet Fichter. Und so könnten die Kids nach den Sommerferien als Schwimmer in die weiterführenden Schulen gehen.

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