Es ist der 14. Juli 2021. Seit Stunden regnet es im Ahrtal. Der sonst so beschauliche Fluss Ahr schwillt immer weiter an. Am Abend und in der Nacht zum 15. Juli wird die Ahr zu einem gewaltigen Strom, der alles mit sich reißt, was in seiner Nähe steht.
135 Menschen sterben in diesen Stunden, hunderte werden verletzt - tausende Bewohner des Ahrtals verlieren ihr Hab und Gut. Nicht nur Häuser werden ein Raub des Wassers, auch Straßen, Brücken, Schienen, Campingplätze, Friedhöfe, Bahnhöfe und Sportplätze werden zerstört.
Der Wiederaufbau werde eine "Jahrhundertaufgabe", hieß es kurz nach der Flutkatastrophe immer wieder. Drei Jahre später ist auf Drohnenbildern deutlich sichtbar, wo es im Ahrtal voran geht – und wo die Zeit stehen geblieben scheint.
Fortschritt und Stillstand in Bad Neuenahr-Ahrweiler
Bad Neuenahr-Ahrweiler ist die größte Stadt des Kreises und liegt nahe an der Mündung der Ahr in den Rhein. Hier zeigt sich: Das Kurviertel ist noch immer eine Baustelle. Das Kurhaus direkt neben der Ahr ist eingerüstet, Baufahrzeuge und Betonmischer gehören hier fast schon zum Stadtbild dazu. Auch drei Jahre nach der Katastrophe ist noch immer viel zu tun.
Schneller ging es beim großen Steigenberger Hotel - es hat zum 1. Juni wiedereröffnet. Die Gäste hier werden aber weiterhin auf die Ahrthermen verzichten müssen. Sie sollen erst noch saniert werden.
Weiter flussaufwärts nach Dernau. Auch hier sind noch immer die Zerstörungen klar erkennbar. Doch Bagger, Kräne, Radlader und unzählige Bauarbeiter arbeiten daran, die Infrastruktur, wie zum Beispiel die Bahnstrecke zwischen Ahrbrück und Walporzheim, wiederherzustellen. Ende 2025 sollen diese Arbeiten abgeschlossen sein.
Von der Flutkatastrophe hart getroffen wurde auch Rech, ein weiteres Stück flussaufwärts. Die Folgen sind auch heute noch klar erkennbar. An der 300 Jahre alten Nepomukbrücke sammelte sich damals Unrat - mit schweren Folgen für den Ort, denn das Wasser staute sich an der Brücke. Sie wurde nach der Flut abgerissen. Ihr ehemaliger Standort ist noch gut zu erkennen - mit der Behelfsbrücke im Hintergrund.
Auch in Schuld, weiter flussaufwärts, ist noch immer sichtbar, welche Schäden die Ahrflut vor drei Jahren angerichtet hat. Der Ort muss schmerzhafte Einschnitte hinnehmen: Die Ahr soll hier mehr Platz bekommen, um sich auszubreiten. Einige Häuser dürfen deswegen nicht mehr aufgebaut werden.
Doch auch hier geht der Wiederaufbau voran, wenn auch langsamer als anderswo: Eine neue Fußgängerbrücke verbindet die beiden Ufer der Ahr – symbolträchtig direkt hinter der alten Brücke errichtet.
Der Landkreis Ahrweiler will aus den Fehlern der Vergangenheit lernen. 19 Regenrückhaltebecken sollen in Zukunft die Folgen solcher Starkregenereignisse abmildern. Der Fluss soll mehr Platz in seinem Bett bekommen. Brücken werden so geplant, dass sie nicht mehr zu tödlichen Staudämmen werden.
Garantien für die Zukunft gibt es nicht. Doch die "Jahrhundertaufgabe" Wiederaufbau bedeutet auch, das Ahrtal für die Herausforderungen der nächsten Jahrhunderte zu wappnen, damit sich die Katastrophe vom 14. und 15. Juli 2021 nicht noch einmal wiederholt.