Neues Projekt in RLP

Verantwortungsvoller Beruf: UNESCO erklärt Hebammenwesen zum Kulturerbe

Stand

Das Hebammenwesen ist von der UNESCO zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit erklärt worden. Eine Würdigung für einen uralten Beruf. Dazu passt ein Projekt in Rheinland-Pfalz, bei dem Hebammen mehr Verantwortung bekommen.

Termin für Sandra Hendrich auf der Entbindungsstation im Klinikum Worms. Sie ist in der zwölften Schwangerschaftswoche - und Akupunktur soll gegen die Übelkeit helfen. Sie wird eng betreut - immer von der Hebamme. "Es ist einfach so, dass die Hebammen sehr erfahren sind. Viele Menschen haben sehr hohes Vertrauen in die Hebammen und so geht es mir eben auch", sagt die werdende Mutter.

Demnächst soll den Hebammen in sieben Kliniken in Rheinland-Pfalz noch mehr Verantwortung übertragen werden - im sogenannten Hebammen-Kreißsaal. Dort können sie Geburten künftig alleine begleiten, ohne Arzt. Der wird nur bei Komplikationen hinzugezogen. Das Projekt wird vom Land mit jeweils 30.000 Euro gefördert.

Größere Wahlmöglichkeit für werdende Mütter

"Eine Frau, die ohne Probleme in der Schwangerschaft die neun Monate verbringt, ist perfekt für den Hebammen-Kreißsaal. Sollte es Risikokriterien geben oder sich unter der Geburt herausstellen, dann sind unsere Ärzte da", sagt Diana Roesner, leitende Hebamme im Klinikum Worms.

In Worms startet das Projekt erst nächstes Jahr im Oktober. Der Hebammen-Landesverband sieht aber schon jetzt eine höhere Zufriedenheit bei den Hebammen - und eine größere Wahlmöglichkeit für werdende Mütter. "Das ist was anderes als eine Hausgeburt, denn bei der Hausgeburt entscheidet sich die Frau für ein häusliches Setting. Bei der Klinik möchte sie schon die Klinik im Hintergrund haben - aber nicht den ganzen Laden gleich drumherum", sagt Ingrid Mollnar, die Vorsitzende des Hebammen-Landesverbands.

Hebammenwesen von Unesco gewürdigt

Nicht nur der neue Hebammen-Kreißsaal wertet den Beruf nun auf. Am Mittwoch hat die UNESCO das Hebammenwesen sogar in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Damit werde die herausragende Stellung des Hebammenwesens als wichtiger Teil der menschlichen Kultur und Tradition gewürdigt sowie die weltweite kulturelle Vielfalt, die sich in der Praktik widerspiegele, teilte die UN-Organisation mit. 

"Die Geburt zählt zu den Schlüsselmomenten eines jeden Lebens weltweit. Es ist ein tiefes Bedürfnis, dabei eine verlässliche, medizinisch kundige Begleitung und Unterstützung zu erfahren", erklärte die Präsidentin des Deutschen Hebammenverbandes, Ulrike Geppert-Orthofer. Mit ihrer Arbeit würden Hebammen grundlegende Menschenrechte schützen.

Das Hebammenwesen war von acht Staaten für die UNESCO-Liste nominiert worden. An dem Antrag beteiligte sich Deutschland gemeinsam mit Kirgisistan, Kolumbien, Luxemburg, Nigeria, Slowenien, Togo und Zypern.

Immer weniger Geburtsstationen

Und doch sind es keine rosigen Zeiten für Hebammen. Die Geburtshelferinnen - und auch Schwangeren - stehen unter Druck, weil immer mehr Geburtsstationen geschlossen werden, auch in Rheinland-Pfalz: Die Zahl der Krankenhäuser mit Geburtsstationen hierzulande ist seit 2009 um knapp die Hälfte geschrumpft. Die Landesregierung und die Krankenhausgesellschaft beschwichtigen. Gerade in diesen Zeiten war die Ehrung der UNESCO am Mittwoch deshalb eine besondere Nachricht für die Hebammen.

Mainz

Angespannte Lage in Rheinland-Pfalz Etwa 1.000 Menschen bei Klinik-Protest in Mainz

Bundesweit haben am Mittwoch Krankenhäuser auf ihre finanziell schwierige Lage aufmerksam gemacht. In Rheinland-Pfalz fand die zentrale Demo in Mainz statt.

Am Tag SWR4 Rheinland-Pfalz

Rheinland-Pfalz

Krankenhäuser und Kreißsäle in Not "Alarmstufe Rot!": Schwanger und keine Hebamme?

Geburtshilfe gilt finanziell als nicht so attraktiv für Kliniken. Hebammen fürchten, dass noch mehr Stationen schließen. Sie beteiligten sich deshalb an Protesten in Mainz.

Am Morgen SWR4 Rheinland-Pfalz

RLP

Weniger Geburtskliniken Viele Kreißsäle in Rheinland-Pfalz geschlossen: Hilfe, wo kriege ich mein Baby?

In Rheinland-Pfalz wurden in den vergangenen Jahren etliche Geburtsstationen in Krankenhäusern geschlossen. Werdende Mütter müssen immer länger fahren, um in die Klinik zu kommen.

Stand
Autor/in
SWR