Digitale Gewalt und ihre Folgen

Hass gegen Frauen im Netz - Verhaltensregeln für den Notfall

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Frauen sind laut der Organisation HateAid eine der am stärksten von sexualisierter Gewalt im Netz bedrohten Gruppen. Was können wir tun, um diesem digitalen Hass zu begegnen?

Unter einem Post bei Twitter tauchen sexistische Beleidigungen und Vergewaltigungsfantasien auf. Frauen wird gedroht, dass private Daten oder intime Bilder veröffentlicht werden. Über Fake-Profile werden falsche Behauptungen über sie verbreitet. Digitale Gewalt gegenüber Frauen hat viele Gesichter.

Und diese Gewalt gehört mittlerweile zum Alltag im Internet, sagt Stefanie Zacharias, Leiterin der Betroffenenberatung bei HateAid. Die Organisation, die Opfer von Hassrede berät und unterstützt, habe in den letzten Jahren immer mehr Anfragen gezählt. Auch Studien belegen, dass Aggressionen im Netz zugenommen haben.

Massive Auswirkungen auf Betroffene

"Hass im Netz ist eine Gewalterfahrung und hat massive Auswirkungen auf die Betroffenen", erklärt Zacharias. "Sie berichten uns etwa von Ängsten, Schlafstörungen und Depressionen. Damit sollte niemand allein bleiben müssen." Neben Frauen sind auch Personen der LGBTQI-Community (lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle, queere und intersexuelle Menschen) vermehrt betroffen.

Problematisch zudem: Wer digitale Gewalt bereits selbst erlebt habe, ziehe sich oftmals aus den Debatten im Netz zurück. Diese Stimmen verschwänden dann aus dem öffentlichen Diskurs.

Mehr Sensibilisierung für eigenes Verhalten

Anna Wegscheider, Juristin bei HateAid, fordert gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd) mehr politischen und juristischen Einsatz, insbesondere eine konsequente Strafverfolgung. Zudem müsse mehr Verständnis für rechtswidriges Verhalten geschaffen werden. "Wir brauchen mehr Sensibilisierung für das eigene Verhalten im Internet, aber nicht nur bei den Schülern, die in der digitalen Welt aufwachsen, sondern auch bei den Erwachsenen."

Acht Notfallregeln bei Hass im Netz

Es sei ein wichtiges Signal, wenn Täter für ihr Handeln im digitalen Raum zur Verantwortung gezogen würden, so Wegscheider. Zwar seien viele anonym unterwegs, doch sollten Frauen in jedem Fall Anzeige erstatten. Im Notfall, wenn sich Frauen online akut bedroht fühlten, sollten sie einige Regeln beachten:

1. Setzen Sie Ihre Social-Media-Profile auf privat
So kann kein Außenstehender weitere Informationen über Sie herausfinden.

2. Veröffentlichen Sie Ihren Aufenthaltsort nicht
Teilen Sie online nichts, woraus Leute schließen können, wo Sie sich gerade befinden.

3. Ändern Sie die Passwörter zu Ihren Konten
Für den Fall, dass Ihre Konten gehackt wurden. Das ist nicht immer offensichtlich, daher ist es wichtig, dass Sie hier präventiv handeln.

4. Dokumentieren Sie Drohungen
Sammeln Sie alle Nachrichten, die Sie erreichen. So haben Sie später Beweise. Informieren Sie sich, wie man rechtssicher auf verschiedenen Plattformen dokumentiert.

5. Melden Sie Drohungen der Internetwache der Polizei
Sie können Drohungen online anzeigen, ohne Ihr Zuhause zu verlassen. Jedes Bundesland hat eine eigene Online-Wache. Hier gelangen Sie zu der von Rheinland-Pfalz.

6. Wenden Sie sich an die örtliche Polizeidienststelle
Sie können auch direkt zur Polizei gehen und mit ihr über die Situation sprechen. Lassen Sie sich von einer vertrauten Person dorthin begleiten.

7. Seien Sie nicht allein
In Gesellschaft sind Sie sicherer und fühlen sich besser. Zeigen Sie Ihrer Familie und Ihren Freundinnen und Freunden die Drohungen. Sie können Ihnen helfen, die Ernsthaftigkeit der Gefahr einzuschätzen. Wenn Sie wollen, können Sie ihnen auch Ihre Social-Media-Konten überlassen. So müssen Sie sich nicht mit dem Hass befassen und Ihr Umfeld kann Beweise sammeln.

8. Übernachten Sie auswärts
Wenn Sie zu dem Schluss kommen, dass Sie zuhause nicht sicher sind, übernachten Sie bei Familie oder Freundinnen und Freunden.

Rheinland-Pfalz

Bundesweiter Aktionstag Razzien wegen Hasspostings im Internet - auch RLP betroffen

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Der Vormittag SWR1 Rheinland-Pfalz

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SWR