Etwa 150.000 Menschen arbeiten nach Angaben der Gewerkschaft im rheinland-pfälzischen Einzel- und Versandhandel. Für sie fordert ver.di allerdings keine prozentuale Erhöhung über alle Lohngruppen hinweg, sondern 2,50 Euro mehr Lohn pro Stunde. Das wirkt sich unterschiedlich aus.
Einzelhändler bieten fünf Prozent mehr und Inflationsausgleichsprämie
Die Arbeitgeber haben der Gewerkschaft nach eigenen Angaben folgendes Angebot gemacht: Fünf Prozent mehr Geld als prozentuale Lohnsteigerung verteilt über zwei Jahre Laufzeit – dazu käme eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von insgesamt 1.000 Euro, die auf zwei Zahltermine aufgeteilt würde. Ähnliche Angebote hatten die Arbeitgeber bereits in den Nachbarländern Hessen und Baden-Württemberg gemacht. Aber auch die Gewerkschafter in Rheinland-Pfalz haben das Angebot zurückgewiesen. Sie fordern einen deutlich nachgebesserten Vorschlag.
Uneinigkeit über die wirtschaftliche Lage des Einzelhandels
Preiserhöhungen herausgerechnet bleibt davon allerdings nur ein Plus von 1,6 Prozent. Einzelhandelsumsätze für das erste Quartal des laufenden Jahres liegen noch nicht vor - diese gibt das Statistische Landesamt erst Mitte Mai heraus.
Thomas Scherer, der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Rheinland-Pfalz, bezieht sich daher auf bundesweite Zahlen: Demnach hat der deutsche Einzelhandel insgesamt im März 2023 preisbereinigt 8,6 Prozent weniger Umsatz gemacht. Im Handel mit Lebensmitteln ist sogar von einem Minus von mehr als zehn Prozent die Rede - dem stärksten Umsatzrückgang seit fast 30 Jahren.
Mehrere Punkte machen die Tarifverhandlungen schwierig
Das Geld ist allerdings nicht der einzige Streitpunkt: Ver.di will auch erreichen, dass der auszuhandelnde Tarifvertrag für allgemeinverbindlich erklärt wird. Das bedeutet, dass alle Einzelhändler nach Tarif bezahlen müssten. Das lehnen die Arbeitgeber derzeit ab - mit dem Argument, es seien schon viele Aspekte gesetzlich geregelt. Außerdem würde eine Allgemeinverbindlichkeitserklärung aus ihrer Sicht zu sehr in die Rechte der Unternehmen eingreifen.
Nach Angaben des Handelsverbands Rheinland-Pfalz bezahlen mindestens 35 – 40 Prozent der Einzelhändler ihre Beschäftigten bereits nach Tarifvertrag oder orientieren sich zumindest daran. Ver.di spricht dagegen von einem deutlich kleineren Anteil von etwa einem Viertel. Das Einstiegsgehalt einer ungelernten Kraft im Einzelhandel liegt der Gewerkschaft zufolge bei 11,33 Euro pro Stunde oder 13,81 Euro mit Ausbildung im Einzelhandel. Filialleiterinnen und -leiter könnten mit einem Stundenlohn von 26,69 Euro rechnen.