In der Woche vom 11. bis 18. August wurden in Rheinland-Pfalz 168 Corona-Fälle bestätigt. Das teilte das Landesuntersuchungsamt auf SWR-Anfrage mit. Das ist eine vergleichsweise niedrige Zahl, aber im Vergleich zur Vorwoche und zur letzten Juli-Woche eine klare Steigerung:
- um 26 Prozent verglichen mit der Woche vom 4. bis 11. August
- um 83 Prozent im Vergleich mit der Woche vom 21. bis 28. Juli
"Die Zahlen steigen damit zwar wieder deutlich, aber noch befinden sie sich auf einem relativ niedrigen Niveau. Mit einer größeren Infektionswelle ist erst im Herbst oder Winter zu rechnen – zur Grippe- und Erkältungszeit", so die Einschätzung von David Beck aus der SWR-Wissenschaftsredaktion.
Da es laut LUA seit Mitte des Jahres keine flächendeckende Analyse und Erfassung mehr der Varianten gibt, könne keine Aussage zu den vorherrschenden Varianten getroffen werden. Das Robert-Koch-Institut (RKI) hatte diese Woche auch für ganz Deutschland gestiegene Corona-Zahlen gemeldet: 2.400 Erkrankte in der Woche bis zum 13. August für das ganze Land. Auch das eine weiterhin niedrige Zahl. Das RKI berichtete zudem von einem steigenden Anteil der Variante EG.5.
Der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) sagte mit Blick auf die aktuellen Zahlen: "Wir sehen steigende Zahlen mit einer neuen Variante, die offensichtlich dazu führt, dass Menschen wieder erkranken. Die gute Nachricht: Sie erkranken nicht schlimmer, als bisher, was am sehr guten Grundschutz durch unsere Impfkampagnen liegt."
Mehr Erkrankungen bei Ü70 - aber auch höhere Testquote
Die Zahlen des LUA zeigen, dass es eine Häufung der Erkrankten in der Altersgruppe 70 Jahre oder älter gibt. Von 551 Proben, die innerhalb von vier Wochen positiv auf das Coronavirus getestet wurden, entfielen 44 Prozent auf diese Altersgruppe. Das Amt weist aber mit Nachdruck darauf hin, dass insbesondere in Einrichtungen häufiger getestet werde. Diese Zahlen reflektierten demnach mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht die Infektions- bzw. Krankheitshäufigkeit, sondern vielmehr die Testhäufigkeit.
Maske und Co - kommen Corona-Schutzmaßnahmen zurück?
Wissenschaftsredakteur Beck verweist darauf, dass die Grundimmunität in der Bevölkerung nach der Pandemie relativ hoch ist. Die allermeisten sind geimpft oder haben sich mit dem Coronavirus infiziert. Das schützt immerhin vor einem schweren Verlauf. "Das bedeutet nicht, dass das Virus harmlos ist - Risikogruppen sollten weiter geschützt werden - aber Schutzmaßnahmen, wie wir sie aus der Pandemiezeit kennen, werden wir vermutlich nicht mehr brauchen", so Beck.
Auffrischungsimpfung empfohlen
Aufgrund der generell höheren Vulnerabilität älterer Menschen empfiehlt Gesundheitsminister Hoch: "Gruppen über 60 Jahre empfehle ich ab Oktober - also mit Beginn der Erkältungssaison - neben der Grippeimpfung natürlich auch wieder die Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus."
Das heiße nicht, dass alle Menschen unbedingt schon ab Oktober eine Auffrischung haben sollten. Wichtig sei, dass für die erwartete Hochphase an Infektionskrankheiten im Januar und Februar aufgefrischt werde. "Wir haben die Entwicklung im Blick", sagte Hoch weiter. Er verwies dabei auf die Studie "SentiSurv". Im Rahmen dieser Studie machen Tausende Menschen in Rheinland-Pfalz einmal pro Woche einen Corona-Schnelltest. Dadurch könne sehr genau überwacht werden, wie sich die Lage entwickele, erklärte der Minister.
Schwere Erkrankungen bleiben Einzelfälle
Es gibt nach Angaben des LUA auch schwere Erkrankungen. Das seien aber vereinzelte Fälle. "Es gibt keinen Hinweis darauf, dass diese häufiger passieren oder andere Personenkreise betrifft als bisher bekannt", heißt es. Von 521 laborbestätigten Fällen innerhalb von vier Wochen seien zehn Fälle auf Intensivstationen behandelt worden. Drei Personen seien in diesem Zeitraum als "verstorben" gemeldet worden.