Wer in einem alten Haus wohnt, womöglich denkmalgeschützt, kennt die Schwierigkeiten, die durch den Klimawandel und die Energiekrise entstanden sind. Ungedämmte Wände, hohe Räume und alte Heizungen. Monumentale Kirchengebäude stellen die Bistümer vor besondere Herausforderungen. Jahrhunderte alte Fußböden können nicht einfach für eine Bodenheizung herausgerissen werden, Wände nicht klimagerecht isoliert werden.
Bistümer müssen Kirchen und Gebäude aufgeben
Einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur zufolge planen die Bistümer Mainz, Trier, Speyer und Limburg massive Einsparungen bei der Heizung und wollen Immobilien verkaufen. Auch ist es längst kein Tabu mehr, einzelne Gotteshäuser aufzugeben. So wurde etwa die Kirche Christ König in Kaiserslautern in 15 Eigentumswohnungen umgebaut. "Es gibt viele Beispiele, wie durch Verkäufe und Umnutzungen zukunftsfähige Lösungen entstehen können", heißt es etwa im Bistum Speyer.
Im Bistum Speyer hat die Diözesanversammlung bereits 2022 ein Konzept beschlossen. Demnach sollen in den Pfarreien Gebäude abgestoßen werden - also weniger Kirchen, Pfarrhäuser und Kindertagesstätten. Zudem soll mehr Wert auf ökologischen Umbau und eine stärkere Zusammenarbeit mit Partnern wie der Caritas und der Evangelischen Kirche gelegt werden. "Ziel ist, dass alle Aktivitäten bis 2030 mit einem nachhaltig ausgeglichenen Haushalt finanziert werden können", heißt es in Speyer.
Klimaschutz und Kirche So will das Bistum Trier bis 2045 klimaneutral werden
Das Bistum Trier will in 22 Jahren keine Treibhausgase mehr ausstoßen. Bis dahin ist es ein weiter Weg für die Diözese, die so viel CO² in die Luft bläst wie der Kölner Flughafen.
Auch in Trier hat die "Zeitenwende" längst begonnen. Zum einen möchte das Bistum Trier bis 2045 klimaneutral werden - und dadurch auch sparen. Im letzten Vor-Corona-Jahr stieß das Bistum nach eigenen Angaben 55.767 Tonnen Kohlenstoffdioxid (CO2) aus. Bis 2030 soll als erstes Zwischenziel eine Reduktion von 18.782 Tonnen erreicht werden.
Sitzheizungen statt Raumheizungen in Trierer Kirchen
So plant Trier etwa Sitzheizungen in den Kirchen, um Wärme gezielter einzusetzen, wo möglich sollen Ölheizungen gegen erneuerbare Energieträger wie Wärmepumpen ausgetauscht werden. Und wie in Speyer sollen auch im Bistum Trier Gebäude verkauft werden. "Expertinnen und Experten des Bistums erarbeiten derzeit ein Immobilienkonzept, das in den kommenden Wochen öffentlich vorgelegt wird", heißt es dazu im Bistum Trier. Keinesfalls plane das Bistum "über den Kopf" der Kirchengemeinden hinweg, die Besitzerinnen der meisten Immobilien seien, betont eine Sprecherin.
Hälfte der Kirchengebäude müssen verkauft werden
Auch das Bistum Mainz geht die Immobilienfrage an. "Dauerhaft finanzierbar sein wird - angesichts der geringer werdenden finanziellen Mittel - etwa nur noch die Hälfte des bisherigen Immobilienbestandes im Bistum", heißt es in der Landeshauptstadt. Alle Kirchengemeinden müssten bis 2026 entscheiden, welche Immobilien sie aufgeben. Es gebe keine vom Bistum vorgegebenen Listen oder Zahlen.
"Es ist fünf nach zwölf", meinte vor kurzem die Diözesanversammlung im Bistum Limburg zu den Herausforderungen des Klimawandels und der Energiekrise. Es soll künftig eine oder einen Klimaschutzbeauftragten im Bistum geben. Zudem sei eine Richtlinie zum ressourcenschonenden Bauen entwickelt worden. Der Wandel sei möglich, so Barbara Reutelsterz von der Stabsstelle Nachhaltigkeit und kulturelle Vielfalt beim Generalvikar. "Wir müssen realistisch auf das schauen, was wir leisten können."
Auch evangelische Kirche plant Einsparungen
Doch nicht nur die katholischen Bistümer, auch die Evangelische Kirche der Pfalz wird aktiv. So beschloss die Synode unlängst, bis 2030 landeskirchenweit 30 Prozent der Gebäudekosten einzusparen - etwa durch energetische Sanierung, Umnutzung oder den Verkauf von Gebäuden. Die Schöpfung zu bewahren, sagt Markus Jäckle, Oberkirchenrat und zuständiger Dezernent für den Klimaschutz, sei der Kirche "als Auftrag ins Herz geschrieben".