Herbert Bonewitz im Alter von 85 Jahren gestorben

"Prinz Bibi" verlässt die Bühne für immer

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Kreativer Kopf der legendären Gonsbachlerchen, furioser Fastnachtsredner und vor allem Kabarettist aus Leidenschaft. Im Alter von 85 Jahren ist der große Herbert Bonewitz in seiner Heimat Mainz gestorben.

Der Fastnachter und Kabarettist ist am Montagmittag nach langer schwerer Krankheit im Alter von 85 Jahren im Mainzer Universitätsklinikum im Kreise seiner Familie verstorben, teilte sein Sohn Michael Bonewitz mit.

Die offizielle Trauerfeier findet am Freitag auf dem Friedhof in Mainz-Gonsenheim statt. Anschließend wird die Urne im engsten Familienkreis beigesetzt.

Fastnacht im Blut

Ein kritischer Zeitgenosse war Herbert Bonewitz immer: Als Solist in der Fastnacht wird er schnell bundesweit bekannt. Er gilt als der Redner ohne Bütt, Revoluzzer der Fastnacht, beherrscht die Verwandlung wie kaum ein Zweiter.

Geboren wird er am 9. November 1933 in Mainz. Das Elternhaus in der Mainzer Innenstadt wird im Krieg zerstört. Herbert Bonewitz zieht mit seiner Familie nach Gonsenheim, wo der Großvater ein Kino und der Vater einen Tabakladen besitzen.

1956 lernt er seine spätere Frau Barbara kennen - Liebe auf den ersten Blick. "Ich hatte kein Geld, nichts zu bieten, nur mich", erinnert sich die Ehefrau. "Doch das hat ihm genügt." Es sollte eine Ehe werden, die für beide glücklich bis zum Schluss bleibt.

Herbert Bonewitz und Margit Sponheimer
Zwei Fastnachtslegenden auf einer Bühne: Herbert Bonewitz mit Margit Sponheimer

Aufstieg zur Fastnachtsgröße

Eine andere glückliche Verbindung findet Bonewitz mit den legendären Gonsbachlerchen. 30 Jahre lang ist er der geniale Strippenzieher auf und hinter der Bühne und begeistert die Mengen mit den unterhaltsamen Programmen, die eine Mischung aus A-Capella-Gesang und Comedy-Einlagen sind.


Protz, Kommerz, Proporz - diese Dinge störten Herbert Bonewitz zunehmend. Er nimmt sich die Narrenfreiheit und kritisiert offen, was ihm den Spaß an seiner Fastnacht verdirbt.

Berühmt und berüchtigt ist er dafür vor allem in seiner Rolle als "Prinz Bibi", eine Rolle mit der er sich nicht nur Freunde macht. Bis heute gelten die Auftritte mit Narrenkappe, roter Nase und Nickelbrille zu seinen bekanntesten.

Sein Geld verdient er lange als Werbeleiter in einer großen Mainzer Toilettenpapierfirma. Dann 1983 der Rollenwechsel: Er kündigt und arbeitet fortan freiberuflich als Texter, Zeichner und vor allem als Kabarettist.

Lebenswerk Kabarett

Er schreibt insgesamt 17 Kabarett-Programme, mit denen er Erfolge in ganz Deutschland feiert. Für sein Lebenswerk erhält er 2002 das Bundesverdienstkreuz, vier Jahre später den Stern der Satire auf dem "Mainzer Walk of Fame des Kabaretts" - direkt vor seiner Lieblingsbühne, dem Mainzer Unterhaus. Alle seine Programme hat er auch hier in der Heimat aufgeführt.

"Ich konnte Kritik üben, ich konnte auch komisch sein, ich konnte unterhalten, die Leute haben gelacht - das war für mich das Wichtigste", sagte er rückblickend in einem Interview mit dem SWR.

Zum 50. Geburtstag der Mainzer Fernsehfastnacht im Jahr 2005 betritt er noch einmal die närrische Bühne und ist wieder ganz der Alte. Die Mainzer Fastnacht und Herbert Bonewitz haben sich zu diesem Zeitpunkt wieder vollends versöhnt. Er verabschiedet sich mit weisen Worten: "Lasst euch mit dem Altwerden Zeit und bleibt gesund, macht's gut, ihr Leut!"

2016 stellt Bonewitz im Mainzer Rathaus sein insgesamt neuntes Buch vor: "Spaß muss ein" heißt es. Doch nur wenige Monate später, im Oktober 2017 lässt er im Alter von 83 Jahren mitteilen, dass er fortan nicht mehr auftreten werde. Nach einer Infektion sei er dauerhaft seh- und gehbehindert und fühle sich nicht mehr im Stande, auf die Bühne zu gehen.

Zu seinem 85. Geburtstag im November 2018 gratulierte auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD). "Herbert Bonewitz hat als Fastnachter, Kabarettist, Zeichner und Autor in den vergangenen Jahrzehnten ein beeindruckendes Lebenswerk geschaffen", erklärte die SPD-Politikerin.

Ebling: "Die Mainzerinnen und Mainzer sind unendlich traurig"

Der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) würdigte am Montagabend im SWR Bonewitz als Charakterkopf und blitzgescheiten Geist, "der Hanns Dieter Hüsch locker das Wasser reichen konnte." Er sei immer eng mit seiner Heimat Mainz verbunden gewesen und konnte komplizierte Dinge einfach und humorvoll erklären. Mit seinen kritischen Bemerkungen zur Mainzer Fastnacht, die für manche Narren bis heute schwer zu ertragen seien, aber unheimlich notwendig waren, habe er die Fastnacht vor der Selbstüberhöhung geschützt, so Ebling. Die Mainzer seien unendlich traurig und vermissten ihn.

Herbert Bonewitz wird nicht nur den Menschen in Mainz im Erinnerung bleiben - als Tausendsassa, als Verwandlungskünstler, als Spaßmacher mit Niveau, wie es kaum einen zweiten gab.

Dreyer: "Er hat ein beeindruckendes Lebenswerk geschaffen"

Mit Trauer hat auch Ministerpräsidentin Malu Dreyer auf die Nachricht vom Tod von Herbert Bonewitz reagiert. Sie nannte ihn einen "leidenschaftlichen Fastnachter, exzellenten Kabarettisten und waschechten 'Meenzer'". Diese Eigenschaften habe er auf eine Weise vereint, die ihresgleichen suche. "Über Jahrzehnte hat er den Menschen mit unnachahmlicher Brillanz den närrischen Spiegel vorgehalten und mit hintersinnigem Wortwitz und dialektischer Komik seine wunderbaren Bühnenprogramme präsentiert", sagte sie. "Er hat damit ein beeindruckendes Lebenswerk geschaffen, auf das er stolz sein konnte."

Ihr Mitgefühl gelte jetzt seiner Familie, Angehörigen und Freunden sowie allen, die um ihn trauern. "Ich wünsche ihnen viel Kraft in diesen schweren Stunden", sagte Dreyer.

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SWR