Ab 2025 bekommen alle Menschen mit gesetzlicher Krankenversicherung eine „elektronische Patientenakte“. Damit soll es für Patienten und Ärzte leichter werden, per Computer den Überblick über Krankheiten, Untersuchungen und Medikamente zu behalten. Wie sinnvoll und sicher ist die „ePA“ – und wie kann ich bestimmen, wer welche Informationen lesen darf? Die Stiftung Warentest hat das untersucht. Im SWR-Aktuell-Gespräch mit Andreas Böhnisch gibt es Tipps von Heike Dierbach, sie ist Gesundheitsredakteurin bei der Stiftung Warentest.
SWR Aktuell: Warum wird denn überhaupt eine elektronische Patientenakte eingeführt?
Heike Dierbach: Die Idee der elektronischen Patientenakte ist, dass in Zukunft Behandler alle relevanten Infos zu Patient*innen zur Hand haben und nicht mehr in irgendwelchen Zetteln kramen müssen, die dann vielleicht noch fehlen. Dadurch soll man zum Beispiel schneller erkennen, wenn zum Beispiel Medikamente nicht kombiniert werden sollten. Das ist zurzeit ein häufiges Problem. Also: Alles, was man so an Daten hat, rund um die eigene Gesundheit soll in Zukunft in der Akte gespeichert werden.
SWR Aktuell: Was steht in der ePA alles drin, und wer kann sich das angucken?
Dierbach: Was drinsteht, wird sich sukzessive erweitern. Man kann sagen: irgendwann wirklich das meiste, also Befunde, Arztbriefe, Röntgenbilder, aber auch eine Liste, wo man überall beim Arzt war in den letzten Jahren, und auch eine Liste der verordneten Medikamente. Und das wird dann sichtbar sein für jeden, der im aktuellen Kontext die Gesundheitskarte ins System einliest, also Praxen, Apotheken, aber auch Physiotherapeuten, wenn sie angeschlossen sind. Und das meiste ist dann wirklich für diese Personen unterschiedlich lange sichtbar. Aber in der Standardeinstellung ist relativ viel sichtbar. Das muss man wissen.
SWR Aktuell: Wenn man als gesetzlich Versicherter nicht explizit widerspricht, dann bekommt man in Zukunft eine solche elektronische Patientenakte. Sollte man also einfach erstmal pauschal widersprechen?
Dierbach: Das empfehlen wir so pauschal nicht. Das hängt sehr von der eigenen Krankengeschichte ab und natürlich auch von persönlichen Einstellungen. Es lohnt schon, sich einmal mit der Akte zu beschäftigen, sich zu überlegen: Was habe ich für Befunde? Und wenn man ganz widerspricht, gibt man natürlich auch die Vorteile auf. Denn man kann Daten, von denen man nicht möchte, dass jeder die gleich sieht, durchaus selber verbergen. Man muss allerdings selbst aktiv werden.
SWR Aktuell: Schauen wir auf einen der Vorteile der ePA. In der digitalen Akte wird auch drinstehen, welche Medikamente man bekommt. Das ist unter anderem für die Apotheken wichtig. Warum?
Dierbach: Wenn Sie neues Medikament verschrieben bekommen, kann die Apotheke sehen, was Sie noch alles nehmen. Gibt es da vielleicht Medikamente, die man gar nicht zusammen nehmen sollte? Das kann schon Sinn machen für die Patientensicherheit.
SWR Aktuell: Angelegt wird die elektronische Patientenakte von den gesetzlichen Krankenkassen. Wie komme ich als Patient daran?
Dierbach: Der Standardweg, um die Daten einzusehen und vor allen Dingen einzustellen, ist eine App. Die wird von ihrer Krankenkasse zur Verfügung gestellt. Die können Sie runterladen, und die muss dann einmal freigeschaltet werden. Das ist leider nicht ganz unaufwendig, muss man sagen - denn man muss sich persönlich identifizieren. Das geht entweder mit einem neueren Personalausweis online, oder man muss tatsächlich physisch seinen Personalausweis vorzeigen, zum Beispiel in der Post. Aber das muss man nur einmal machen. Und dann hat man wirklich gute Möglichkeiten. Wer kein Smartphone hat, kann sich von Freunden oder Angehörigen helfen lassen, dafür soll es auch einen Zugang geben. Als allerletzte Möglichkeit kann man eine Ombudsstelle der Krankenkasse anrufen und da sagen, welche Inhalte verborgen werden sollen.