Schulen in sozial benachteiligten Lagen in Rheinland-Pfalz sollen besser gefördert werden- zumindest 200 dieser Schulen will Bildungsministerin Hubig in das "Startchancen-Programm" aufnehmen. Es soll so ähnlich laufen wie das Vorgänger-Projekt „S hoch 4 - Schule stärken, starke Schule!“ – über das Hubig heute zusammen mit Ministerpräsidentin Dreyer Bilanz zieht. Die Ministerin hat heute früh im Gespräch mit SWR-Aktuell-Moderator Andreas Herrler erklärt, warum es vor allem um Grundschulen gehen soll.
SWR Aktuell: Was hat all das unterm Strich gebracht?
Stefanie Hubig: Es hat sehr viel gebracht. Das Programm „Starke Schule S hoch 4““ ist ein wirklich sehr erfolgreiches Programm, bei dem wir gesehen haben, dass es für die Schulen selbst, aber auch insgesamt für Rheinland-Pfalz wichtige Impulse gegeben hat, wie sich Schule weiterentwickeln kann, damit die Kinder, die besonders schwierige Startbedingungen haben, gut lernen können und eben auch Möglichkeiten haben, erfolgreich in der Bildung zu sein.
SWR Aktuell: Wir haben über den Fall der Grundschule in Ludwigshafen berichtet, wo ein großer Teil der ersten Klasse die Versetzung nicht geschafft hat. Jetzt kann man sagen naja, Yoga und Waldpädagogen, das ist alles sehr schön. Aber wäre intensiverer Unterricht nicht besser?
Hubig: Wir tun ja das eine, ohne das andere zu lassen. Wir haben die Gräfenau-Grundschule schon gefördert, bevor das mit den Wiederholern eingetreten ist. Die Gräfenau-Schule ist auch eine „S hoch 4“-Schule. Und wir haben natürlich zusätzliches Personal an die Schule für die Sprachförderung gegeben und für zusätzliche Lernangebote. Und im letzten Jahr habe ich einen Neun-Punkte-Plan für die Grundschulen vorgestellt, wo es eben darum geht, dass alle Grundschulen künftig eine Stunde mehr Deutsch haben, wo es darum geht, dass wir früher den Sprachstand der Kinder erheben, um eben auch eine längere Zeit der Förderung zu haben, bevor sie die Schule kommen - und wo es auch darum geht, dass zum Beispiel die Kinder künftig an jedem Tag verbindliche Lesezeit in der Grundschule haben, oder auch besondere Förderprogramme im Bereich Mathematik und Deutsch.
SWR Aktuell: Und dann kommt nun das neue „Startchancen-Programm“, ebenfalls für Schulen in schwierigen sozialen Lagen. 200 Schulen im Land könnten davon profitieren. 20 Milliarden Euro kostet das insgesamt für die zehn Jahre Laufzeit. Was machen Sie mit dem vielen Geld?
Hubig: Die 20 Milliarden sind leider nicht alle für Rheinland-Pfalz, sondern für das gesamte Bundesgebiet. Aber Sie haben Recht: Es sind mehr Schulen die wir fördern können, wir können die Schulen noch mal anders fördern. Wir werden einen Fokus auf die Grundschulen legen: 60 Prozent der Schulen, die ausgewählt werden, sind Grundschulen. Und es sind alle „S hoch 4“- Schulen dabei. Das „S hoch 4“- Programm ist so ein bisschen, auch wenn es kleiner ist, die große Schwester des „Startchancen-Programms“. Wir haben unsere Erfahrungen, die wichtigen Impulse, die wir bekommen haben, so nutzen können, dass das „Startchancen-Programm“ schon größtenteils danach gebaut ist. Das sieht man eben auch. Ein Budget gibt auch der Schulleitung zusätzliche Förderung. Und wir werden mit dem „Startchancen-Programm“ das fortsetzen, was wir mit „S hoch 4“ gemacht haben: Schulen weiterentwickeln, Schulleitungen unterstützen. Und vor allen Dingen geht es uns darum, dass Kinder und Jugendliche an der Bildungsgerechtigkeit teilhaben können und an guter Bildung teilhaben können.
SWR Aktuell: Es sind viel mehr Schulen, als das bei „S hoch 4“ der Fall war. Wird das zentral bestimmt, wer gefördert wird? Oder können Sie sich da die Schulen auch bewerben?
Hubig: Wir im Bildungsministerium arbeiten an einem Sozialindex, so wie wir auch die „S hoch 4“- Schulen aufgrund eines Sozialindexes ausgesucht haben. Wir haben das ja nicht einfach so „Pi mal Daumen“ gemacht. Und dieser Sozialindex, den entwickeln wird derzeit weiter. Und danach werden dann auch die 200 „Startchancen-Schulen“ ausgesucht. Wir wissen schon relativ genau, welche das sind, verfeinern das im Moment noch, und dann werden wir auch mit vielen Schulen, mit denen wir noch nicht in Kontakt sind, wie mit den „S hoch 4“- Schulen, auch in Kontakt treten.