Jeder EU-Bürger kauft im Schnitt 19 Kilogramm Textilien pro Jahr. Die Umweltbelastung steigt. Was das Recycling von Stoffen kompliziert macht, erläutert der Experte Jan Beringer.
Das Problem beim Recycling von Kleidung seien die vielen Mischgewebe, sagt der Textilexperte der Hohenstein Laboratories im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderatorin Ulrike Alex. Polyester und Baumwolle sei die häufigste Zusammensetzung in Textilien. Für das Recyceln müssten die Gewebe voneinander getrennt werden.
Je sortenreiner das Material ist, desto leichter lässt es sich recyceln.
Die verschiedenen Fasern mechanisch in ihre Ursprungskomponenten zu zerlegen, sei sehr aufwendig, sagt der Experte. Deshalb biete sich die chemische Variante für das Recycling von Stoffen an. Dabei werde das Textil in einer chemischen Flüssigkeit komplett aufgelöst. Anschließend würden die Einzelbestandteile herausgefiltert.
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Chemisches Recycling von Textilien noch ganz am Anfang
"Es ist ein bisschen das Henne-Ei-Problem", erklärt Jan Behringer. Maschinen und chemische Verfahren seien vorhanden - Maschinenhersteller und Chemiefirmen stünden in den Startlöchern. "Der Markt ist aber noch nicht da", ergänzt der Textilexperte. Ein recyceltes Kleidungsstück wäre höchstwahrscheinlich teurer als ein neues. Denn es seien Energie und Arbeitskraft notwendig, um aus einem gebrauchten Baumwoll-T-Shirt ein recyceltes Baumwoll-T-Shirt herzustellen. Am Ende entscheide der Verbraucher durch sein Kaufverhalten, ob das Recycling von Stoffen ein Erfolg wird.
Welche weiteren Herausforderungen der Textilexperte Jan Behringer in seiner täglichen Arbeit zu meistern hat, hören Sie im Interview.