Heizen per Wärmepumpe: Falsche Planung oder Installation bringen Ärger und kosten viel Geld

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Autor/in
Jonathan Hadem

Wer ein Haus baut oder seine Wohnung renovieren will, der muss sich Gedanken über die Heizung machen. Denn das Heizungsgesetz sieht vor, dass ab dem 1. Januar möglichst jede neu eingebaute Heizungs-Anlage zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden muss. Viele haben sich schon für eine Wärmepumpe entschieden- und einige sind dann nicht zufrieden, zum Beispiel, weil die Wohnung nicht warm wird oder das Gerät übermäßig viel Strom verbraucht. Deshalb berichten einige Heizungsinstallateure, dass sie Aufträge bekommen, Wärmepumpe wieder auszubauen. Darüber hat SWR-Aktuell-Moderator Jonathan Hadem mit Frank-Rolf Roth gesprochen. Er ist Diplom-Ingenieur für Anlagentechnik und betreibt das Beratungsportal „waermepumpendoktor.com“.

SWR Aktuell: Was ist schiefgelaufen, wenn die Wärmepumpe die Wohnung oder das Haus schlecht beheizt und auch noch viel zu viel Energie verbraucht?

Frank-Rolf Roth: Generell wurde dann eigentlich nicht geplant, was vom Interessenten eigentlich vermutet wurde: Dass ein Heizungsbauer hier mal eine Heizung plant. Es wurde einfach etwas eingebaut auf Basis dessen, dass man viel verkaufen möchte – so dass dann letztendlich die Wärmepumpe möglicherweise gar nicht zum Haus passt. Ohne Basisdatenermittlungen geht es leider nicht. Darum gibt es grundsätzlich Machbarkeitsstudien bei mir, wo ich ermittele, was die hydraulische Anlage, was die thermische Hülle, was die bisherige Heizung hergibt, damit ich das auch entsprechend korrelieren kann. Und macht halt der Heizungsbauer nicht. Und so bin ich reichlich unterwegs, um verunglückte Anlagen zu optimieren und in der Regel dann auch die Hydrauliken deutlich zu verschlanken. Ich finde sehr viele Anlagen vor, die wahnsinnig kompliziert gebaut sind und mit denen der Betreiber dann auch gar nicht parat kommen kann.

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SWR Aktuell: Das heißt der Verbraucher oder dem Fall der Betreiber oder die Betreiberin hat nicht die Schuld, sondern eigentlich liegt die Schuld beim Techniker, der das Ding einbaut?

Frank-Rolf Roth: Das liegt letztendlich daran, dass der Interessent sich im Vorfeld nicht informiert hat, dass man bei einer Wärmepumpe doch deutlich mehr beachten muss als bei einem schnöden Brenner. Das ist der Hauptaspekt. Und die Heizungsbauerzunft ist leider auch nicht darauf getrimmt, effiziente Anlagen einzubauen, sondern in der Regel hochpreisige. Wer viel verkauft, verdient viel. Wenn Sie zu Mercedes gehen und sagen, Sie möchten sich beraten lassen, enden Sie auch bei einer S-Klasse in Vollausstattung.

SWR Aktuell: Wenn ich wissen will ob in meine Wohnung oder mein Haus eine Wärmepumpe einbauen lassen sollte, empfehlen Sie eine Machbarkeitsstudie. Wie funktioniert das denn für mein Haus?

Frank-Rolf Roth: Das ist ganz einfach. Ich komme vorbei, ich schaue ihr Haus an, ich prüfe den bisherigen Gasverbrauch oder Ölverbrauch. Das deckelt letztendlich die Größe der Wärmepumpe nach oben, aber noch nicht nach unten. Denn der Jahresnutzungsgrad eines Brenners kann sehr unterschiedlich sein zu dem, was ein Schornsteinfeger so misst. Ich prüfe die Hydraulik - die ist ein sehr wichtiger Bestandteil: Wieviel Wasser bekommen wir durch die Rohre gepresst mit einer Umwälzpumpe, die in einer Wärmepumpe integriert ist? Wärmepumpen sind sehr anspruchsvoll, was den Volumenstrom angeht. Da muss viel Wasser fließen, mit wenig Übertemperatur. Das muss darstellbar sein. In der Regel ist es auch in vielen Fällen machbar. Es gibt nur sehr wenige Häuser, wo es gar nicht geht. Bei vielen Objekten geht es gut, aber man muss es halt gut planen.

SWR Aktuell: Die Menschen fragen ja auch bei Ihnen nach, ob sie möglicherweise ihre Wärmepumpe wieder rausreißen könnten. Wie viele Fälle haben Sie da so in der letzten Zeit gehabt?

Frank-Rolf Roth: Gott…also rausreißen muss man das wirklich in den allerseltensten Fällen. Das ist ganz, ganz selten, dass es gar nicht passt. Letztendlich geht es um Schadensbegrenzung. Und ich sage mal bei 80 Prozent der Fälle lässt sich durch eine Optimierung der Hydraulik, eine Optimierung der Einstellung oder mit relativ geringem Umbau der Anlagen schon ein massive Steigerung des Effizienzergebnisses erzielen.

SWR Aktuell: Wenn wir noch mal zurückkommen zu dem Beispiel am Anfang, wo die Wärmepumpe dann tatsächlich nicht wahnsinnig gut heizt, aber trotzdem eben Strom verbraucht. Was kann ich dann als Verbraucher tun- außer meinen Techniker anzurufen und zu sagen, „bau mir eine neue Heizung ein“?

Frank-Rolf Roth: Oh ja, das ist nicht ganz trivial. Letztendlich brauchen Sie jemand, der ihre Anlage dann wirklich qualifiziert analysiert, woran es liegt: Ob da hydraulische Mängel vorliegen, ob die Hydraulik, die der Heizungsbauer verbaut hat,  das entscheidende Thema ist. Das hat man oft bei Multi-Speichern, die komplett kochend durchgeheizt werden - aber dann wahnsinnig viel Strom fressen und nicht wirklich gut heizen. Da brauchen Sie einen Analysten der Ihre Anlage einmal von A bis Z durchmisst. Das geht leider nicht aus der Ferne, so eine Anlage zu 100 Prozent zu beurteilen. Keiner kann auch sein Auto „fernbeTÜVen“ – das geht auch nicht. Da brauchen Sie jemanden, der sich damit auskennt und der auch die entsprechende Messtechnik vorhält.

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Jonathan Hadem