Abwrackprämie für E-Autos? "Das ist es nicht wirklich"

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Jonathan Hadem
Jonathan Hadem steht im Gang eines SWR-Gebäudes.
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Andreas Böhnisch

Keine konkreten Ergebnisse beim Autogipfel. Doch kann eine "Abwrackprämie 2.0" der Autobranche helfen? Eher nicht, findet die Automobilexpertin Beatrix Keim.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) wollte nicht von einem Autogipfel oder Krisengipfel sprechen, aber die Lage der deutschen Automobilindustrie ist angespannt. Nach digitalen Beratungen mit Vertretern der Autoindustrie stellte Habeck staatliche Unterstützung in Aussicht. Er betonte aber, es solle keine Schnellschüsse und keine "Strohfeuermaßnahmen" geben. 

Eine Abwrackprämie ist ein Tropfen auf den heißen Stein.

Zu diesen Strohfeuermaßnahmen könnte auch die "Abwrackprämie 2.0" gehören, wie sie aus Teilen der SPD vorgeschlagen wurde. Die Idee: Wer seinen Verbrenner abwrackt und ein neues E-Auto kauft, soll einen Bonus von 6.000 Euro bekommen. Für den Kauf eines gebrauchten E-Autos soll es dann 3.000 Euro geben.

Umweltprämie besser als Neuauflage der Abwrackprämie

"Das ist es nicht wirklich", bewertet Beatrix Keim den Vorschlag, Direktorin für Business Development & China bei dem Center Automotive Research (CAR), im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Jonathan Hadem. Auch die Abwrackprämie Anfang der 2000er-Jahre sei nicht zielführend gewesen. Sinnvoller sei eine an den Preis angelehnte Umweltprämie, die es bis Dezember 2023 gegeben habe. "Aber es geht auch noch um andere Maßnahmen, die Transparenz und Klarheit für den Verbraucher schaffen."

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"Abkehr vom Verbrenner ist unbestreitbar"

Für die Automobilexpertin steht fest, dass die Zukunft den alternativen Antrieben gehöre. Es komme auf das Verhalten der Nutzer an, "ob das ein vollelektrisches oder ein von einer Brennstoffzelle angetriebenes Fahrzeug ist oder vielleicht mit einer Wasserstoffdirekteinspritzung. Hier muss man offen sein." Aber die fossilen Treibstoffe hätten keine Zukunft. Denn: "Dass es eine Abkehr vom Verbrenner geben muss, ist unbestreitbar." Es gehe um das größere Ganze, also um den Klimaschutz.

Ladeinfrastruktur für E-Autos: besser als ihr Ruf?

Eines der Argumente gegen die Anschaffung eines E-Autos ist, dass es nicht genügend Lademöglichkeiten gebe. "Es ist teilweise eine gefühlte Lücke in der Ladeinfrastruktur", hält Beatrix Keim dagegen. Allein in Baden-Württemberg gibt es gut 19.400 Ladepunkte - in Rheinland-Pfalz sind knapp 3.500 (Quelle: Bundesnetzagentur). Außerdem seien die großen Tankstellen verpflichtet, ab 2028 mindestens eine E-Ladesäule zur Verfügung zu stellen. Doch um dem Verbraucher den Umstieg auf E-Autos zu erleichtern, müsse die Ladeinfrastruktur noch flächendeckender angeboten werden.