Teures Anwohnerparken: Ein Anreiz zum Autoverzicht?

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Autor/in
Stefan Eich und Jonathan Hadem

Wie teuer dürfen oder müssen die Gebühren für Anwohnerparken sein? Im Oktober 2020 ist die bundesweit geltende Obergrenze von 30,70 Euro pro Jahr weggefallen. Die Bundesländer entscheiden. Baden-Württemberg hat im Juli 2021 als erstes Bundesland die Gebührenhoheit an die Kommunen übertragen.

Hohe Parkgebühren gelten als ein Instrument zur Förderung der Mobilitätswende. Seit Oktober 2020 sind auch die Gebühren für Anwohnerparken teilweise deutlich gestiegen, weil die bundesweite Obergrenze von jährlich 30,70 Euro abgeschafft wurde.

Anwohnerparken in Freiburg sehr teuer

In Freiburg wurde der Preis für das Anwohnerparken auf 360 Euro im Jahr erhöht. Für SUVs und Fahrzeuge, die länger als 4,70 Meter sind, steigen die Kosten sogar auf jährlich 480 Euro. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig befasst sich in einem Revisionsverfahren mit der Rechtmäßigkeit dieser Gebühr.

ADAC-Experte: Teures Anwohnerparken allein hilft nicht

"Allein an der Preisschraube zu drehen, hilft nicht, die Verkehrswende voranzubringen", sagt Roman Suthold, Professor an der Hochschule Fresenius Köln und ADAC-Experte für Mobilität in Ballungsräumen. Ein Maßnahmenpaket sei notwendig, damit der Verzicht aufs Auto auch möglich werde: "Der ÖPNV muss attraktiver werden. Man muss die Radverkehrsinfrastruktur ausbauen." Für alle, die weiterhin aufs Auto angewiesen seien, müssten durch die Einrichtung von Quartiersgaragen Parkmöglichkeiten zur Verfügung gestellt werden. Welche europäischen Städte als Vorbild taugen, sagt der Verkehrsexperte im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Stefan Eich.

Trierer Wissenschaftler: Freiburg ist Vorbild und gehört nicht auf die Anklagebank

Etwas anders sieht es der Stadt- und Verkehrsplaner der Uni Trier, Heiner Monheim. Die Erhöhung der Parkgebühren seien in Freiburg Teil einer Verkehrswende, die eine ganze Reihe von Maßnahmen beinhalte.

Deshalb finde ich, dass Freiburg nicht auf die Anklagebank gehört, sondern eher eine relativ rühmenswerte Ausnahme unter den deutschen Großstädten ist. Die anderen sind da weit weniger systematisch und innovativ unterwegs.

Der Wissenschaftler fordert stattdessen, dass "die wahnsinnige Menge der abgestellten Autos“ in den Wohnquartieren noch sehr viel weiter reduziert werden sollte. Da seien auch große Quartiersparkplätze eher kontraproduktiv. Wie sich Monheim die künftige Nutzung von Autos vorstellt und was das mit japanischen Verhältnissen zu tun hat, hören Sie im Audio.

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Stefan Eich und Jonathan Hadem