Wieder Anschläge mit Autos: Haben die Behörden versagt?

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Autor/in
Stefan Eich
Stefan Eich steht im Gang eines SWR-Gebäudes.
Onlinefassung
Andreas Böhnisch

Zweimal innerhalb von zwei Wochen wird ein Auto zur Tatwaffe: zuerst in Magdeburg - dann in New Orleans. Der Sicherheitsexperte Hans-Jakob Schindler hat eine Vermutung.

Es war Schlamperei, vermutet der Geschäftsführer des deutschen Ablegers des internationalen "Counter Extremism Project" im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Stefan Eich. Die Behörden in Deutschland und in den USA hätten bei der Umsetzung der Sicherheitskonzepte ihre Hausaufgaben nicht gemacht.

Offensichtlich hat der Magdeburg-Angriff keine ausreichende Wirkung gehabt, um Sicherheitskonzepte im Ausland zu überprüfen.

Lückenhafte Absperrungen in Magdeburg und New Orleans

Die Rettungsgasse auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg war zum Zeitpunkt des Anschlags offen. Eigentlich hätte dort ein Polizeifahrzeug stehen sollen. Auch die Poller an der Bourbon Street in New Orleans funktionierten nicht und sollten erst im Februar für den Super Bowl wieder repariert sein. Solche lückenhaften Absperrungen seien wirkungslos, "wenn sich ein Täter auf den Anschlag vorbereitet, wie es wohl an beiden Orten der Fall war", sagt Schindler.

Ein möglicher Grund für die Nachlässigkeit ist nach Auffassung des Experten, dass in beiden Ländern Anschläge mit Fahrzeugen schon länger zurückliegen würden: 2016 auf den Weihnachtsmarkt auf dem Berliner Breitscheidplatz - 2017 in New York auf einem Radweg im Hudson River Park.

Warum die Behörden die Täter nicht auf dem Schirm hatten

Ein generelles Versagen der Behörden sieht Schindler weder in Magdeburg noch in New Orleans. "Auch Sicherheit ist menschlich", ergänzt er. In Magdeburg habe der Täter mehr als zehnmal Gewalt angekündigt. Möglicherweise hätten die Sicherheitsbehörden den Mann deshalb nicht ernst genug genommen - nach dem Motto: "Der redet nur und setzt es nicht um." Diese Einschätzung habe sich nachträglich als schwerwiegender Fehler herausgestellt.

Im Fall des Täters von New Orleans müsse jetzt untersucht werden, wie der Radikalisierungsprozess komplett an den Behörden vorbeigehen konnte. "Er war auf keiner Terrorliste. Er stand nicht unter Beobachtung."

Auch wenn es keine absolute Sicherheit gebe, könnten die Behörden die beiden Anschläge nutzen, um die Konzepte zum Schutz der Bevölkerung zu verbessern. Damit verbindet Hans-Jakob Schindler die Hoffnung, dass Angriffe mit Fahrzeugen endlich der Vergangenheit angehören.

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