Kürzlich hat sich mal wieder ein Politiker entschuldigt. Na ja, so halb. „Da musste ich mich ein bisschen bei den Menschen dort entschuldigen“, sagte der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), nachdem der Polizeieinsatz für eine Predigt in Oberschwaben 330.000 Euro verschlungen hatte. Dass sich Frauen und Männer von Kretschmanns Stand zwar oft, aber fast immer halbherzig entschuldigen, erfahren Sie in zwei SWR2 Wissen-Folgen von Tassilo Hummel. Ich möchte sie Ihnen zum Anhören empfehlen.
Der Autor fragt darin, was eine aufrichtige Bitte um Entschuldigung ausmacht – in der Politik, aber auch in Partner- oder Freundschaften. Am Anfang muss eine „Zerknirschung des Herzens“ stehen, wie es ein Theologe formuliert. Diese Zerknirschung gehört deutlich ausgesprochen. Darauf folgt das Bekenntnis der eigenen Verantwortung – ich nehme diesen Fehler auf mich! Und schließlich eine „Genugtuung durch Werke“. Auf Worte müssen Taten folgen.
Fast nie sachliche oder persönliche Konsequenzen
Gerade an Taten mangelt es, wenn Frauen und Männer in der Politik um Entschuldigung bitten. Sachliche oder persönliche Konsequenzen bleiben fast immer aus. Das entzieht dem Gestus der Abbitte die moralische Grundlage. Sie verkommt zur Floskel. Zur Masche. Das SWR2-Feature bringt Beispiele von Friedrich Merz und Hubert Aiwanger aus jüngster Zeit.
Dabei täte es der Gesundheit von Merz, Aiwanger oder Kretschmann gut, wenn sie authentisch wären bei ihren Bitten um Verzeihung. Menschen, die so handeln, schlafen besser, fand die Wissenschaft heraus. Sie haben ein robusteres Herz-Kreislauf-System und weniger Schmerzen.