Die Vier-Tage-Woche macht glücklich, auch diesen tiefenentspannten Angestellten

"Zwei Minuten": Die Kolumne zum Wochenende

Meinung: Vier-Tage-Woche macht glücklich!

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Autor/in
Pascal Fournier

"Honig fängt mehr Fliegen als Essig", heißt es. Anders gesagt: Gesunder Pragmatismus führt mitunter weiter als die ausgefeilteste Ideologie - meint Pascal Fournier in seiner Wochenend-Kolumne "Zwei Minuten".

„Ein Gespenst geht um in Europa“. Berühmte erste Worte – der Anfang des „Kommunistischen Manifests“ von Karl Marx. Am Dienstag feierte es Geburtstag – seit genau 175 Jahren ist das Gespenst nun unterwegs. Wobei man sagen muss: So ein richtig überragender Siegeszug war der Spuk eher nicht.

Die Kolumne von Pascal Fournier können Sie hier auch als Audio hören:

Und zwar von Anfang an nicht: Marx war sich seinerzeit zum Beispiel sicher, dass der proletarische Kontinentalbrand in England seinen Ausgang nehmen würde. Tatsächlich aber war – und ist – es um die kommunistischen Anwandlungen im Vereinigten Königreich reichlich mau bestellt.

Marx würde an Briten verzweifeln

Dort folgten die Werktätigen willig einer Frau, die ihre wichtigste Aufgabe darin sah, die britischen Gewerkschaften platt zu machen. Sie stehen zu Tausenden Schlange, um sich von ihrer verstorbenen Monarchin zu verabschieden. Sie kippten die Errungenschaften der EU für die arbeitende Bevölkerung im kollektiven Brexit-„Hallo“ kurzerhand über Bord. Sie glauben allen Ernstes, die Labour-Party vertrete ihre Belange. Labour! Der arme Marx würde sich heutzutage sicher verzweifelt den Rauschebart raufen!

Allerdings hat sich die Lage der britischen working class seit Marx‘ Zeiten glücklicherweise trotzdem verbessert – auch ganz ohne proletarische Revolution.

Pascal Fournier
Pascal Fournier (Quelle: SWR)

60 Unternehmen bieten Vier-Tage-Woche

Aktuell sind gerade Mitarbeiter von 60 Unternehmen auf der Insel – und zwar quer durch alle Branchen – in einen ganz besonderen Genuss gekommen: nämlich den einer Vier-Tage-Woche. Vier Tage Arbeit, drei Tage Wochenende, das ganze bei vollem Lohn. Ein Experiment – das nach seinem Ende nun 90 Prozent der beteiligten Unternehmen beibehalten wollen.

Vier-Tage-Woche macht glücklich

Dass die Arbeitnehmer diese Idee „weniger Arbeiten für gleiches Geld“ „simply great“ fanden, ist keine wirkliche Überraschung. Aber warum fanden es die Unternehmen auch gut? Naja, ihre Mitarbeiter waren deutlich motivierter und produktiver, sie waren weniger krank, weniger gestresst, sie kündigten seltener. Unterm Strich machten die Unternehmen während des Experiments sogar mehr Umsatz! Anders gesagt: Es hatten alle was davon. Win-Win.

Marx war gar kein Marxist

Dagegen ist „Proletarier aller Länder, vereinigt Euch!“ schon reichlich verkopft. Kein Wunder, dass das seit 175 Jahren nirgendwo so richtig durchschlägt. Vermutlich waren Marx selbst schon leise Zweifel gekommen – jedenfalls soll er, nachdem das Gespenst schon aus der Flasche war, in einem Brief mal geschrieben haben – ZITAT: „Alles, was ich weiß: Ich bin kein Marxist!“ Ja Mensch, wenn ihm damals nur die Vier-Tage-Woche eingefallen wäre!

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