Gerhard Schröder 60 Jahre SPD-Mitglied

Meinung: Geheimparty für Gerhard Schröder

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Martin Rupps
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Die SPD geht mit ihrem vieljährigen Parteimitglied und ehemaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder schäbig um, meint Martin Rupps.

Ein gewisser Gerhard Schröder trat vor 60 Jahren in die SPD ein. Jetzt, zum 25. Jahrestag seines Amtsantritts als Bundeskanzler, will ihm der SPD-Bezirk Hannover ein Fest geben. Es handelt sich um eine vergleichsweise bescheidene Feier. Nur etwa 50 Personen sind zu dem nichtöffentlichen Termin geladen. Die Parteivorsitzenden Saskia Esken und Lars Klingbeil erscheinen mutmaßlich nicht selbst, sondern per Unterschrift auf einer Urkunde.

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Die Meinung von Martin Rupps

50 Gäste hinter verschlossenen Türen

Es gab lange ein Gezeter darüber, ob "der ehemalige Bundeskanzler und Putin-Freund" - so die inzwischen gängige Formulierung meiner journalistischen Kollegen - überhaupt eine Ehrung verdient. Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine gilt "Gas-Gerd" als Bösewicht, der Deutschland in die Abhängigkeit von russischem Gas getrieben und dabei persönlich gut verdient hat.

So viel Geschichtsvergessenheit geht auf keine Kuhhaut. Gerhard Schröder war 1998 in meinen Augen der einzige Sozi, der Bundeskanzler Helmut Kohl schlagen konnte. Ihm persönlich verdankte das rot-grüne Bündnis 2002 die Wiederwahl. Schröders Regierung ist nicht am Koalitionspartner zerbrochen, sondern am Widerstand der Gewerkschaften und aus der eigenen Partei gegen die "Agenda 2010". Schröders "Agenda" zählte zu den Voraussetzungen dafür, dass die Konjunktur während der Regierungsjahre von Angela Merkel (CDU) brummte.

Ich finde es zu billig, Gerhard Schröder zum Sündenbock einer gescheiterten Energiepolitik zu machen, zumal ihr der Konsens von SPD und Union sicher war. Zweifellos hat Gerhard Schröder sein politisches Leben lang Menschen vor den Kopf gestoßen und tut es bis heute. Doch eine Parteifeier, die möglichst geheim bleiben soll, hat er nicht verdient.

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