Dramatische Lage an Grundschulen

Meinung: Grundschulen 2023 - Friss oder stirb

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Martin Rupps
Martin Rupps

Die Grundschule des Jahres 2023 badet soziale Probleme aus, für die sie nichts kann. Bildungspolitiker handeln nach dem ungeschriebenen Motto "Friss oder stirb", meint Martin Rupps.

Elternbeiräte und Leiterinnen von Grundschulen in Ludwigshafen schlagen in einem offenen Brief Alarm. Bis zu einem Viertel der Kinder der ersten und zweiten Klassen seien versetzungsgefährdet, bis zu 70 Prozent könnten kaum oder wenig Deutsch. Ein Drittel der Grundschüler habe große soziale und emotionale Defizite. Adressatin des Briefes ist die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD).

Martin Rupps
Die Meinung von Martin Rupps

Viele Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern

Ich möchte es eine Revolution von unten nennen, was gerade im rheinland-pfälzischen Schulwesen passiert. Und ein Problem beim Namen nennt, mit dem ziemlich viele Grundschulen in Deutschland kämpfen: Sie haben es mit vielen Kindern aus einem bildungsfernen und häufig mit Problemen belasteten Elternhaus zu tun. Diese Kinder sprechen kein bzw. nur wenige Worte Deutsch und kommen nur unregelmäßig zur Schule. Nicht wenige lernen erst dort, wie man einen Stift in der Hand hält.

Die Bildungsministerien stecken diese Kinder in normale Klassen, was das Niveau für Alle herunterzieht. Die Grundschule des Jahres 2023 badet etwas aus, für das sie nichts kann. Für Lehrerinnen wie Schüler gilt das ungeschriebene Motto: "Friss oder stirb".

Ludwigshafen

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Ludwigshafen

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Kommentare (18)

Bisherige Kommentare
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  1. Kommentar von
    Patricia
    Verfasst am

    In Bayern ist es nicht anders.

  2. Kommentar von
    Michael Englert
    Verfasst am

    Spätestens seit den PISA-Studien und ihren Ergebnissen weiß man, wo und wie Schule gelingt: Die skandinavischen Länder machen es vor mit maximal 14 Schülern bzw. Schülerinnen pro Klasse, konsequentem Einsatz zweier Lehrkräfte und ggfs. sozialarbeiterischer, sonderpädagogischer sowie psychologischer Unterstützung. Kleine Lerngruppen bei guter Besetzung durch hochkompetentes Personal. Aber: Das kostet! Und da, wo Bildung nur wenig kosten darf und das noch vorhandene Personal mit "Wir schaffen das" abgespeist wird, muss man mit Blick auf die Folgen nur 2+2 zusammenzählen. Das dürfte den Studienabbrechern, die uns regieren, schwer fallen.

  3. Kommentar von
    Anonymous
    Verfasst am

    Das Problem besteht verstärkt auch an Gymnasien!!!! Dort sind zahlreiche Schüler, die früher die Hauptschule absolviert hätten. Dazu kommen beratungsresistente Eltern, die alles besser zu wissen glauben...

  4. Kommentar von
    Jue.So Jürgen Sojka
    Verfasst am

    Meine Grundschulzeit 1961-65 in S-Zuffenhausen war mit einigen "Zusatz-Aufgaben" für unsere Klassengemeinschaft versehen. Stets gelöst zur vollsten Zufriedenheit aller; wie hier: _ Unsere Klasse wurde getrennt – einige _mussten_ in eine andere Schule – aus einer aufgelösten Klasse in S-Stammheim kamen "Rabauken und Gören" zu uns!! _ Rektor und Lehrer meinten wohl, damit uns endlich in den "Griff" zu bekommen – denkste!! _ Diese Schülerinnen und Schüler haben sich umgestellt und eingebracht – in unsere Denk- und Handlungsweise, vom Konstruktiven und Positiven geleitet 😉 🌼 __ In unsrer Klasse gab es keine begabten/unbegabten Kinder. Alle Kinder haben sich als "Gleiche unter Gleichen" verstanden, selbstverständlich wurden auch die Mädchen von uns Jungs so behandelt. Wir haben den Beweis erbracht, dass "_wie_" miteinander umgegangen wird, wesentlich für die Persönlichkeitsentwicklung ist.

  5. Kommentar von
    A. Schöniger
    Verfasst am

    Es wird leider nur vereinzelt zum Thema gemacht, obwohl die Situation in fast allen Bundesländern ähnlich katastrophal ist und Deutschland zum großen Bildungsabsteiger macht. Besonders deutlich wird es bei internationalen Vergleichen. Wir sollten einen Blick ins Nachbarland Polen werfen. Dazu meldet "WELT" am 06.04.2023, "Europas großer Bildungs-Aufsteiger – und was Deutschland von ihm lernen kann In Polen haben sich die Leistungen der Schüler seit dem Jahr 2000 so stark verbessert wie in keinem anderen EU-Land. In den Grunddisziplinen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften befindet sich Polen jeweils in der weltweiten Spitzengruppe. " Für unser Land und die Gesellschaft, wäre gute Bildung wichtiger, als schön bunt!

  6. Kommentar von
    Jue.So Jürgen Sojka
    Verfasst am

    Aufgaben die zu bewältigen sind, können halt allein von jenen erfüllt werden, die aus diesen _keine_ Probleme machen, somit nicht lösen können wollen – wie er hier [1]. --- Übrigens kann jedem 3 jährigen Kind zugesprochen werden, vorhanden und abrufbar: "Gesunder Menschenverstand und gesundes Rechtsempfinden mit psychosozialer Intelligenz und emotionaler Intelligenz vorgeburtlich ausgestattet und jederzeit anwendbar!" __ Jeanne Hersch Geb. 13.07. 1910 in Genf, Philosophin (+ 05.06. 2000) "Wer nicht sieht, dass man - wie schwer es auch ist - selbst dafür verantwortlich ist, aus sich einen freien Menschen zu machen, hat noch niemand erzogen ..." __ [1] KONTEXT Ausgabe 84 Na ja, man kann halt nix machen […] Das Interview ist dem soeben im Freiburger Herder-Verlag erschienenen Buch "Reiner Wein – Politische Wahrheiten in Zeiten knapper Ressourcen" entnommen. – In KONTEXT meine 6 Kommentare

  7. Kommentar von
    Anna
    Verfasst am

    Ein Viertel der ersten Klasse ist nicht schulfähig, das IST Alltag! Der Artikel "Friss oder stirb" trifft es meines Erachtens nicht. Es müsste heißen "Friss UND stirb". Mehr Artikel dieser Art mit mehr Fakten, bitte! 👏🏼

  8. Kommentar von
    Paul Voss..
    Verfasst am

    Ich seh da überhaupt keine Probleme.. Bunt und vielfältig eben..

  9. Kommentar von
    Heide
    Verfasst am

    Vor kurzem kam in der Süddt.Ztg. ein interessanter Artikel, daß z.B. in Bayern wo es 300 Schulen von Grundschule bis Gymnasium in kirchl. Trägerschaft (200 kath. u. 100 ev.) gibt u. wo jeweils 3/4 der Kinder nur derselben Konfession angehören u. die restl. jeweils 1/4 getauft sein müssen, sich des Ansturms nicht mehr erwehren können, wo dabei noch angemerkt wurde, daß auf der anderen Seite die Mitgliederzahlen bei den Kirchen zurückgehen. Da rächt sich in allererster Linie die total verfehlte Migrationspolitik, angefangen von Merkel bis zur heutigen Bundesregierung, wobei natürlich Ludwigshafen die absolute Spitze des Eisberges ist. Aber in Berlin z.B. in Neukölln gibt es auch solche Schulen mit bald 100 Prozent Migrationshintergrund u. in manchen anderen Städten im Ruhrgebiet möchte ich auch nicht so genau hinschauen.

  10. Kommentar von
    Rainer H
    Verfasst am

    Das Problem besteht auch in BaWü und nicht erst seit 2023! Es war vielleicht noch nicht so ausgeprägt sichtbar, aber es ist definitiv nicht neu. Die Konsequenzen aus der Flüchtlingswelle 2015 und in den Folgejahren wurden nicht gezogen und mit "wir schaffen das" abgetan. Briefe von Schulleitern, von Lehrern und Eltern an die Verantwortlichen wurden nicht beachtet. Die Ohren der KultusministerInnen stehen auf "Durchzug". Das Problem des Bildungsrückstands wird sich aber in zukünftige Generationen von Auszubildenden und Studierenden hinein fortsetzen. Bildung schadet der Dummheit - aber Dummheit scheint gewollt von unseren Politikern, denn ein dummes Volk lässt sich leichter verschaukeln.