Der Mainzer Historiker Andreas Rödder ist als Vorsitzender der CDU-Grundwertekommission ein Mann mit Einfluss in seiner Partei. Ihm gebührt der Verdienst, endlich offen ausgesprochen zu haben, in welche Richtung sich die CDU unter Friedrich Merz entwickelt. In einem Interview plädiert er dafür, die strikte Abgrenzung zur AfD aufzugeben und bei Gelegenheit CDU-Minderheitsregierungen zu bilden. Dass seine Partei in diesem Modell auf die Unterstützung durch die AfD angewiesen ist, nimmt Rödder billigend in Kauf.
Gemeinsame Sache mit der AfD eines Björn Höcke
Damit ist der nächste Schritt auf dem Weg zu einer schwarz-braunen Regierungszusammenarbeit vorgezeichnet. Überraschend ist das nicht. Schließlich ist es bisher Friedrich Merz selbst, der Partei und Gesellschaft schrittweise auf dieses Szenario vorbereitet hat. Zwar betonen er und andere Parteigrößen stets den Unvereinbarkeitsbeschluss mit der AfD. Das hindert ihn aber nicht daran, seine Meinung, ob dieser Beschluss auch auf kommunaler Ebene gilt, quasi im Tagesrhythmus zu ändern oder der CDU in Thüringen beizuspringen, wenn diese im Landtag schon mal gemeinsame Sache mit der AfD eines Björn Höcke macht.
Merz eilt von "Missverständnis" zu "Missverständnis"
Auch seine permanenten sprachlichen Entgleisungen ("ukrainische Sozialtouristen", "kleine Paschas", "CDU als Alternative für Deutschland mit Substanz"), die er regelmäßig als Missverständnis zu erklären sucht, sprechen meines Erachtens eine eindeutige Sprache. Was Leuten wie Merz und Rödder vorschwebt, ist aus reinem Machtkalkül, den Faschisten von der AfD Einfluss auf die Regierungsgeschäfte einzuräumen – und damit auf unser aller Leben.
Diese Aussicht wird mit jedem Tag realer und ist mit Blick auf unsere Geschichte, in der schon einmal Konservative meinten, die radikale Rechte für ihre Zwecke einspannen zu können, abgrundtief gruselig. Als Historiker weiß Andreas Rödder natürlich, wie katastrophal das damals ausgegangen ist. Als Parteisoldat scheinen ihm jedoch sämtliche Skrupel abzugehen – darin seinem Vorsitzenden nicht unähnlich.