Der Kopf dröhnt, die Knie schmerzen oder Schlafstörungen halten einen wach: Viele Menschen reagieren auf einen Wetterumschwung und sind "wetterfühlig" oder "wetterempfindlich". Das Phänomen rund um Wetterfühligkeit ist wissenschaftlich schwer nachzuweisen, dennoch geben viele Menschen an, dass sie Wetteränderungen spüren.
Um Betroffenen dabei zu helfen, den Wettereinfluss zu berücksichtigen, hat der Deutsche Wetterdienst (DWD) das sogenannte Biowetter eingeführt. Es gibt Auskunft über die wichtigsten Wettereinflüsse wie Luftdruck, Temperatur, Luftqualität und UV-Belastung in der jeweiligen Region.
- Wie beeinflusst das Wetter unseren Körper?
- Was ist der Unterschied zwischen Wetterfühligkeit und Wetterempfindlichkeit?
- Was kann man gegen Wetterfühligkeit machen?
- Warum lässt sich Wetterfühligkeit schwer nachweisen?
So beeinflusst das Wetter unseren Körper
Je stärker die Wetteränderung, desto mehr reagiere auch unser Körper, um sich an die neuen Bedingungen anzupassen, sagt Umweltmeteorologe Andreas Matzarakis von der Universität Freiburg. Das zeige sich beispielsweise durch das Schwitzen bei Hitze oder das Zittern bei Kälte. Aber es gebe Menschen, bei denen der Körper bei einer starken Veränderung des Wetters nicht mehr nachkomme, sagt Matzarakis. Dann spricht man von Wetterfühligkeit oder Wetterempfindlichkeit.
Unterschied zwischen Wetterfühligkeit und Wetterempfindlichkeit
Laut Anke Kniffka vom Zentrum für Medizinisch-Meterologische Forschung des DWD könne von Wetterfühligkeit jeder Mensch betroffen sein. Symptome für Wetterfühligkeit seien zum Beispiel ein schlechtes Allgemeinbefinden, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit oder Konzentrationsstörungen. Wetterfühligkeit tritt meist bei gesunden Menschen auf, bei Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen könne ein Wetterumschwung aber auch Erkrankungen verstärken, sagt Kniffka. Beispielsweise bei Migräne, Schmerzen an Narben und in Gelenken oder Kreislaufstörungen.
Wetterempfindlichkeit sei dann die nächste Stufe von Wetterfühligkeit und könne bei Menschen nach Unfällen oder bei chronischen Krankheiten auftreten, so die Meteorologin. Bei wetterempfindlichen Menschen verstärken sich dann bereits bestehende gesundheitliche Probleme. Dabei ist das Wetter nicht die Ursache für die Beschwerden, sondern verstärkt nur die Symptome. Es können beispielsweise Narben- oder Amputationsschmerzen oder Kopfschmerzen nach Schädel-Hirn-Verletzungen auftreten.
Laut Andreas Matzarakis sind etwa 15 bis 20 Prozent der Deutschen wetterempfindlich. Die meisten von ihnen haben eine sogenannte Vorfühligkeit. Einige Stunden bis Tage vor dem Wetterumschwung treten bei ihnen Beschwerden auf und sie hätten eine Art "Vorahnung" bezüglich des Wetters.
Was kann man gegen Wetterfühligkeit machen?
- Bewegung an der frischen Luft: Tägliche Spaziergänge bei jedem Wetter können helfen den Körper auf Wetterveränderungen vorzubereiten
- Ausreichender und regelmäßiger Schlaf
- Regelmäßig Sport treiben
- Ein geregelter Tagesablauf mit festen Aufsteh- und Essenszeiten
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"Bei Wetterumschwüngen muss man schauen, dass man den Körper wieder fit macht und das läuft über die Anpassungsfähigkeit. Denn ein gesunder Körper kann sich an rasche Änderungen besser anpassen", sagt Matzarakis von der Uni Freiburg. Auch eine Wechsel-Dusche, also kalt-warm, könne helfen.
Wenn solche präventiven Maßnahmen aber nicht helfen, dann sollten Betroffene den Tag ruhiger angehen lassen, Entspannungsphasen in den Alltag einbauen und leichte Bewegung integrieren, sagt Anke Kniffka vom DWD. "Für den Fall von asthmatischen Erkrankungen oder Herz-Kreislaufproblemen wäre zu viel Bewegung allerdings nicht sinnvoll", so Kniffka.
Wetterfühligkeit lässt sich schwer nachweisen
Das Phänomen Wetterfühligkeit lässt sich wissenschaftlich allerdings nur schwer belegen. Das liege unter anderem daran, dass Wetterfühligkeit in einer Vielzahl von Formen und bei vielen verschiedenen Bedingungen auftritt, erklärt Meteorologin Anke Kniffka. Das erschwere methodische Untersuchungen, da für ein aussagekräftiges Ergebnis, große Bevölkerungsgruppen untersucht werden müssten.
Außerdem gebe es für einen Wetterumschwung viele einflussreiche meteorologische Faktoren und somit mehrere Möglichkeiten, wie der Körper auf eine jeweilige Wetteränderung reagiert. Die einflussreichsten Faktoren seien Temperatur, Wind, Druckschwankungen, Luftfeuchtigkeit sowie UV- und Infrarotstrahlen, so Kniffka.
Migräne könne zum Beispiel durch Änderungen im Luftdruck ausgelöst werden, sagt die DWD-Meteorologin. "Die Blutgefäße im Gehirn werden bei fallendem Druck leicht erweitert, was zu Veränderungen im Serotoninlevel führt. Das wiederum löst eine Verengung der Blutgefäße aus, führt zu sinkenden Serotoninleveln und dies wiederum zu einer Erweiterung der Blutgefäße", so Kniffka. Schließlich wird eine Migräne ausgelöst.
So wird das Bio-Wetter für Baden-Württemberg
Das sogenannte Bio-Wetter soll wetterfühligen Menschen dabei helfen, sich auf Wetterveränderungen vorzubereiten, damit sie rechtzeitig ihre Tagesplanung anpassen können und vor Gesundheitsrisiken gewarnt werden.
Laut Vorhersage ist das Wetter am Donnerstag teilweise ungewöhnlich mild. Laut Kniffka vom DWD hat das Wetter vormittags wegen der Warmluftadvektion noch einen negativen Einfluss auf das Allgemeinbefinden. Danach wird es zwar wieder kälter, allerdings wirken sich die Wetteränderungen auf den Menschen eher positiv aus - mit Ausnahme von Asthmatikern. Ab Freitagmittag ist die Luftmassenumstellung komplett und es besteht kein merklicher Einfluss mehr, sagt Kniffka.