Alkoholkonsum trotzdem ein Problem

Weniger Kinder mit Vollrausch in Krankenhäusern in BW - doch keine Entwarnung

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Hendrik Huber

Vom sogenannten Komasaufen scheinen junge Menschen Abstand zu nehmen, das lassen zumindest Zahlen in den Notaufnahmen in BW hoffen. Trotzdem bleibt der Alkoholkonsum ein Problem.

Der Blick in die Notaufnahmen in BW zeigt eine positive Entwicklung, was den Alkoholkonsum bei Kindern und Jugendlichen zwischen zehn und zwanzig Jahren angeht. 2023 seien rund ein Viertel weniger Alkoholvergiftungen registriert worden, teilte die Krankenkasse DAK mit.

"Komasaufen": Weniger Kinder und Jugendliche in BW in Notaufnahmen

Nach Angaben der Krankenkasse DAK, die sich auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes beruft, wurden 2023 in den Kliniken in Baden-Württemberg 1.027 "jugendliche Komasäufer" behandelt - also etwa ein Viertel weniger als noch 2022. Vor allem bei Jungen ging die Zahl der Komasäufer der Statistik zufolge deutlich zurück.

In den vergangenen Jahren war die Zahl der Behandlungen von Kindern und Jugendlichen wegen eines Vollrausches ebenfalls gesunken. Nach Angaben der Krankenkasse AOK ging bei deren Versicherten bis 19 Jahren die Zahl der Alkoholvergiftungen innerhalb von fünf Jahren kontinuierlich zurück. Zwischen 2018 und 2022 gab es jährlich rund zwölf Prozent weniger Fälle. 

Auch am Klinikum Stuttgart nimmt man einen Rückgang an Alkoholvergiftungen wahr. "Der Unterschied zum Zustand vor zehn bis 15 Jahren ist groß", sagte Friedrich Reichert, ärztlicher Leiter der Kindernotaufnahme des Olgahospitals, das laut Klinik das größte Kinderkrankenhaus Deutschlands ist. Habe man damals noch jedes Wochenende vier bis sechs Teenager mit Alkoholvergiftung versorgt, so seien es heute nur noch ein bis zwei pro Monat.

Trinken Jugendliche inzwischen wirklich weniger Alkohol?

Was könnten Gründe für den Rückgang an Alkoholvergiftungen bei Kindern und Jugendlichen sein? Aus Sicht von DAK-Landeschef Siegfried Euerle sind das Präventionsmaßnahmen, verstärkte Aufklärung und veränderte Trinkgewohnheiten. "Auch die stärkere Thematisierung von Gesundheitsrisiken durch Alkohol sowie ein wachsendes Gesundheitsbewusstsein unter Jugendlichen haben zu einer abnehmenden Akzeptanz exzessiven Alkoholkonsums geführt", sagte Euerle. Die Zahlen seien aber kein Grund für eine Entwarnung. "Jeder Jugendliche mit einer akuten Alkoholvergiftung ist einer zu viel", so der Krankenkassenchef.

Friedrich Reichert von der Kindernotaufnahme führt den Rückgang vor allem auf die sinkende Zahl an Alkohol-Ausrutschern zurück. Nach wie vor gebe es Jugendliche, die auf einem schwierigen Weg seien und immer wieder in der Notaufnahme landeten. Stark zurückgegangen sei aber die Zahl der jugendlichen Komasäufer, bei denen der Krankenhausaufenthalt eine einmalige Sache sei. "Das ist drastisch zurückgegangen und gilt heute nicht mehr als cool", sagte Reichert.

Keine Entwarnung wegen Alkoholkonsum bei jungen Menschen

Während die Krankenhauseinweisungen zurückgehen, sieht die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) beim generellen Alkoholkonsum jedoch wieder einen Anstieg. Eine Studie der Bundeszentrale hatte erst kürzlich ergeben, dass ausschweifender Alkoholkonsum in Deutschland nach der Corona-Pandemie bei den jungen Erwachsenen wieder zugenommen hat. Das sogenannte "Rauschtrinken" zeigte sich bei 46,2 Prozent der Männer zwischen 18 und 25 Jahren, unter Frauen von 18 bis 25 stieg die Verbreitung des Rauschtrinkens demnach von 19,0 auf 25,1 Prozent.

Allerdings ist regelmäßiges Alkohol trinken laut der Studie bei jungen Erwachsenen so unbeliebt wie nie. Dass sie in den zwölf Monaten vor der Befragung mindestens einmal pro Woche Alkohol getrunken haben, gaben nun 38,8 Prozent der jungen Männer an - bei Frauen waren es 18,2 Prozent. 2004 lag der Wert bei den Männern noch bei 59 Prozent und bei den Frauen bei 27,7 Prozent. 

Nach früheren Angaben der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen wird in Deutschland immer noch deutlich mehr Alkohol getrunken als im weltweiten Durchschnitt. Alkohol als vermeintliches Kulturgut sei gesellschaftlich breit akzeptiert.

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