Die Zahl der Elterngeldanträge ist 2022 in Baden-Württemberg etwas zurückgegangen: Sie nahm um 5,1 Prozent auf 158.000 ab, wie die L-Bank am Donnerstag in Karlsruhe mitteilte.
Über eine Milliarde Euro zugesagt
Das zugesagte Elterngeldvolumen habe dennoch wieder bei über einer Milliarde Euro gelegen. Das Elterngeld fängt fehlendes Einkommen auf, wenn Eltern nach der Geburt ihre Arbeit unterbrechen oder einschränken.
Die Sozialleistung wird immer mehr von Vätern genutzt. Bezogen auf die Anzahl der Geburten stellte der Vater in rund 48 Prozent der Fälle einen Antrag auf Elterngeld. Vergangenes Jahr lag die Quote noch bei etwas über 46 Prozent. Bundesweit sind es 43 Prozent der Väter.
Hauptlast noch bei Müttern
Eine Mitte Dezember veröffentlichte Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BIB) belegt, dass 15 Jahre nach Start von Elternzeit und Elterngeld die Hauptlast von Kinderbetreuung und Haushalt weiter bei den Müttern liegt. So nehmen die allermeisten Väter nur zwei Vätermonate - und die meist gemeinsam mit den Müttern.
Beim 2007 eingeführten Elterngeld-Programm erhalten Männer und Frauen, die für die Betreuung ihrer Kinder im ersten Lebensjahr im Job pausieren, vom Staat zwei Drittel ihres bisherigen Gehalts.
Forscherin: mehr Anreize zur gleichberechtigten Aufteilung
Die Freiburger Soziologin Uta Meier-Gräwe forderte zuletzt mehr verpflichtende Vätermonate, wenn Eltern das volle Elterngeld bekommen wollen. Die meisten Väter bezögen die staatliche Leistung nur zwei Monate, aber erst wenn ein Vater drei Monate oder mehr in Elternzeit gewesen sei, teile sich das Paar dauerhaft Kinderbetreuung und Hausarbeit gleichberechtigter, so die Forscherin. Meier-Gräwe forderte weiter, Paaren müssten mehr Anreize geboten werden, die Elternzeit anders aufzuteilen. Vom Ziel einer gleichberechtigten Aufgabenverteilung sei man ein gutes Stück entfernt.