Absturz über dem Atlantik

Eintritt von ISS-Teilen in die Erdatmosphäre: Luftwaffe gibt Entwarnung für BW

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Jakob Fandrey
SWR-Redakteur Jakob Fandrey

Zum Absturz von Weltraumschrott über Baden-Württemberg kommt es laut Experten der Bundeswehr nicht mehr. Demnach ist ein ausrangiertes ISS-Batteriepaket über dem Atlantik verglüht.

Ein ausrangiertes Batteriepaket der Raumstation ISS ist am Freitagabend über dem Atlantik abgestürzt. Das teilte die Sprecherin des Weltraumlagezentrums der Bundeswehr, Simone Meyer, mit. Wo das Paket auftraf, konnte sie zunächst nicht sagen. Es sei "wahrscheinlich zu großen Teilen verglüht".

Vorab hatte es Sorge gegeben, dass Trümmerteile auf die Bundesrepublik stürzen könnten, obwohl das als sehr unwahrscheinlich galt. Um 19:21 Uhr sei das Paket von Westen kommend in 139 Kilometern Höhe über die Mitte Deutschlands geflogen. Und wäre die Palette nicht vorher abgestürzt, hätte sie Baden-Württemberg gegen 20:50 Uhr für etwa 30 Sekunden nördlich von Freiburg kommend über die Rheinebene in Richtung Südwestbayern überflogen. Doch dazu kam es nicht mehr. Eine Übersicht über die wahrscheinliche Überflugbahn hatte das Bundesamt für Katastrophenschutz veröffentlicht.

Überflugbahn über BW

Beim Eintritt in die Atmosphäre hätte sich ein kleiner Feuerschweif über Teilen Deutschlands bilden können. Der Eintritt führe zu so starker Reibung, dass sich in aller Regel der größte Teil der Trümmer in Hitze und Licht auflöse, hatte der militärische Leiter des Weltraumlagezentrums der Bundeswehr, Oberstleutnant Alexander Richter, der Deutschen Presse-Agentur zuvor gesagt. Der Feuerschweif sei "etwas Besonderes, aber nichts Gefährliches".

Geringe Gefahr, dass Trümmer in BW abstürzen

Die Wahrscheinlichkeit, dass Trümmerteile in Deutschland und speziell Baden-Württemberg auftreffen, wurde laut dem Bundesamt für Katastrophenschutz als "sehr gering" eingeschätzt. Eine entsprechende Warnung mit dem Hinweis auf geringe Gefahr war am Donnerstagnachmittag über mehrere Warn-Apps herausgegeben worden. Diese wurde am Freitagabend aufgehoben.

Auch David Beck aus der SWR Wissenschaftsredaktion hielt es für sehr unwahrscheinlich, dass Trümmerteile BW treffen könnten:

Information aus Transparenzgründen

Laut dem Bundesamt für Katastrophenschutz hätte es zwischen Freitagmittag und Samstagmittag zu Leuchterscheinungen kommen können. Zudem sei ein Überschallknall möglich, so das Bundesamt am Donnerstag in Bonn.

Die Gefahreninformation zu den Trümmern diene der Transparenz, so eine Sprecherin der Behörde am Donnerstagabend. "Uns geht es um Transparenz und darum, die Informationen zu teilen, die uns vorliegen", so die Sprecherin. Bei solchen Warnungen gebe es drei Warnstufen. Die niedrigste sei die aktuell vorliegende Gefahreninformation, bei der über eine mögliche Gefahr informiert werde. Bei Warnstufe zwei bestehe eine Gefahr. Bei der höchsten Warnstufe drei bestehe eine Gefahr für Leib und Leben. Dann sei ein sofortiges Handeln nötig.

Teile bereits 2021 von der ISS abgetrennt

Nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums handelt es sich um eine Plattform mit Batteriepaketen, die bereits am 21. März 2021 von der ISS abgetrennt wurde. Das Objekt sei in etwa so groß wie ein Auto und wiege etwa 2.600 Kilogramm. Auch das Ministerium verwies darauf, dass vermutlich Teile der Batteriepakete den Wiedereintritt überstehen und die Erdoberfläche erreichen könnten. Eine Gefährdung für Deutschland sei laut Weltraumlagezentrum aber sehr unwahrscheinlich.

Astronaut Gerst: "Sowieso nur ganz kleine Bruchstücke"

Astronaut Alexander Gerst aus Künzelsau (Hohenlohekreis) bezeichnete das Verglühenlassen als sinnvoll. "Das ist die beste Art und Weise, um Weltraumschrott zu vermeiden. Das ist im Prinzip eine positive Sache", sagte Gerst am Donnerstag in Washington, wohin er und sein Kollege Matthias Maurer Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) begleiteten. In der US-Hauptstadt führen sie Gespräche zur Zusammenarbeit von Amerikanern und Europäern etwa bei künftigen Mond-Missionen.

Auch Gerst bezeichnete die Gefahr, dass Teile auf Deutschland niedergehen, als sehr gering. "Das sind sowieso nur ganz kleine Bruchstücke, die da, wenn überhaupt, den Erdboden noch treffen", so Gerst.

Dass Weltraumschrott in die Atmosphäre eintritt und dort verglüht, ist ein gängiges Prozedere. So fand erst vor wenigen Wochen der vor fast 30 Jahren gestartete europäische Satellit "ERS-2" ein solches Ende und wurde planmäßig zerstört. Auch dass kleinere Trümmer die Erdoberfläche erreichen, kommt immer mal wieder vor.

 

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