Baden-Württembergische Behörden warnen davor, dass sich junge Islamistinnen und Islamisten über das Netz zunehmend radikalisieren. In den vergangenen zwei Jahren seien bei Social Media vermehrt Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren mit Dschihad-Propaganda und Anschlagsfantasien aufgefallen, teilte der Verfassungsschutz des Landes mit. An Ostern waren vier Jugendliche aus Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg verhaftet worden, die einen islamitischen Anschlag geplant haben sollen.
Hetze auf Social Media gegen Integration und Rechtsstaat
Die Vorfälle bei Jugendlichen in den vergangenen zwei Jahren stünden stellvertretend für einen globalen Trend, sagte ein Behördensprecher dem SWR. Über Social-Media-Kampagnen würden Debatten angestoßen, die desintegrativ wirkten. Außerdem führen sie nach Einschätzung des Verfassungsschutzes zur Entfremdung mit dem deutschen Rechtsstaat.
Islamisten in BW "Islam-Fluencer": Wie Jugendliche im Netz radikalisiert werden
Am Sonntag demonstrierten Hunderte mit einem islamistischen Influencer in Hamburg. Auch in BW warnt der Verfassungsschutz vor dem Einfluss radikaler Muslime auf Jugendliche.
Hamas-Anschlag auf Israel befeuert Radikalisierung im Netz
Seit dem Terroranschlag der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober habe die Entwicklung zugenommen, dass sich insbesondere junge Menschen in Chat-Gruppen vernetzen und wechselseitig radikalisierten. Das Landesamt für Verfassungsschutz spricht auf SWR-Anfrage von einem alarmierenden Trend. Aktuell rechnet die Behörde 4.000 Personen dem Bereich Islamistischer Extremismus zu. Davon gilt eine mittlere zweistellige Zahl als gewaltbereite Gefährderinnen und Gefährder.
Mahnende Worte nach Anschlag nahe Moskau "Islamistische Gefährder": BW-Innenminister warnt nach Terror-Angriff vor Nachahmern
Die Zahl "islamistischer Gefährder" in Baden-Württemberg soll laut BW-Innenminister Strobl im mittleren zweistelligen Bereich liegen. Wenn auch abstrakt - die Gefährdungslage sei nach wie vor hoch.
Proteste gegen islamistische Kundgebung in Hamburg
Am vergangenen Wochenende haben unterdessen in Hamburg etwa 1.000 Menschen gegen Islamismus und Antisemitismus und für freiheitliche Werte demonstriert. Zu der Demonstration am Samstag hatte ein Bündnis aus Organisationen, Vereinen und demokratischen Parteien aufgerufen. Die Kundgebung im Stadtteil St. Georg war als Antwort und Gegenveranstaltung zu einer Versammlung von Islamistinnen und Islamisten geplant. Das als extremistisch eingestufte Netzwerk "Muslim Interaktiv" hatte eine Woche zuvor für ein Kalifat in Deutschland und die Einführung der islamischen Rechtsprechung demonstriert. Dies hatte bundesweit für Empörung gesorgt.