Nach etlichen Unwettern im Juli kommen Versicherungen in Baden-Württemberg kaum mit der Bearbeitung der Anträge hinterher. Vor allem der Kfz-Bereich sei betroffen, heißt es beispielsweise bei der Wüstenrot & Württembergische (W&W). Insbesondere Schadensgutachter arbeiten im Akkord. In Ludwigsburg werden auf 20 Bahnen insgesamt 320 Autos am Tag begutachtet - das berichtet DEKRA-Schadensgutachter Achim Kuppinger.
Versicherung rät: Schaden schnell melden
Die W&W verzeichnet aktuell "zahlreiche Schadensmeldungen zu verschiedenen Hagelereignissen in Baden-Württemberg" - insbesondere im Kfz-Bereich. Betroffene sollten den Schaden der Versicherung schnellstmöglich per Telefonhotline, digitaler Schadensmeldung oder im persönlichen Gespräch vor Ort melden, so die W&W-Pressesprecherin Dörte Lochner.
Maschamay Poßekel, Pressesprecherin der Deutschen Eisenbahn Versicherung (DEVK) sagt dem SWR, für die meisten Menschen habe es einen hohen Wert, vor Ort in einer regionalen Geschäftsstelle Hilfe zu suchen: "Weil das ja schon auch ein bisschen dazugehört, wenn einem so etwas passiert ist, dass man dann irgendwie auch bei einem Menschen sein Herz ausschütten kann – was man da alles so erlebt hat." Am schnellsten geht die Schadensmeldung jedoch meistens über Online-Formulare, dort wird der Fall direkt im System registriert. Nach telefonischer Rücksprache kann die Versicherung den Fall schließlich an einen sachverständigen Gutachter weiterleiten. Erst danach erhält der oder die betroffene Versicherte einen finalen Geldbetrag von der Versicherung bezahlt.
25 Gutachter müssen 15.000 Autos auf Hagelschäden prüfen
Einer, der solche Gutachten veranlasst, ist Achim Kuppinger. Er leitet die Schadensgutachten im Bereich Automobil für die Prüfgesellschaft DEKRA. Mit 25 Gutachtern muss er in den kommenden Wochen 15.000 Autos mit Hagelschäden im Großraum Stuttgart begutachten. Dabei sei das nur "eine kleine Spitze", die Dunkelziffer an noch nicht gemeldeten Schäden sei sicherlich um ein Vielfaches höher, so Kuppinger.
In Ludwigsburg gibt es den größten Standort für Sammelbesichtigungen von Hagelschäden an Autos: Auf 20 Bahnen werden jeweils 16 Autos, also insgesamt 320 Autos pro Tag begutachtet. Doch trotz weiterer Standorte dauere die Begutachtung der Autos sicherlich noch bis Ende August oder September, sagt der Schadensgutachter.
Können Versicherungen die Anfragemenge verarbeiten?
Eine Sprecherin des Gesamtverbands der Versicherer (GDV) sagt, dass die Unwetterschäden im Juli insoweit normal seien, als Versicherer die Menge der Anfragen verarbeiten könnten: "Es sind immer noch Schäden, mit denen Versicherer umzugehen wissen." Wenn man von Verbandsperspektive auf einzelne regionale Versicherer in den unwetterbelasteten Gebieten schaue, stelle man aber fest, dass diese stark ausgelastet seien mit Schadensmeldungen, so der GDV.
Regionale Versicherungsbüros sind überlastet
Die Überlastung zeigt sich beispielsweise beim Servicebüro der Württembergischen Gemeinde-Versicherung (WGV) in Ludwigsburg. Wer dort anruft, wird direkt vom Anrufbeantworter begrüßt mit der Aufforderung, eine Mail zu schreiben oder das Kontaktformular auf der Homepage zu nutzen. Wenn man dann die Mail schreibt, kommt unmittelbar die automatisierte Aufforderung zurück, dass man bitte per Telefon anrufen solle.
WGV-Pressesprecherin Anja Vögele weiß, dass es insgesamt knapp 20.000 Schäden durch Unwetter Frida am 12. Juli gab in den Kreisen Calw, Ludwigsburg und dem Rems-Murr-Kreis, sowie in Weil der Stadt (Kreis Böblingen) - darunter rund 5.000 Hagelschadensmeldungen an Kraftfahrzeugen allein in Ludwigsburg. Eingegangen seien die Meldungen per Hotline, per App, über die Webseite oder teilweise auch vor Ort im Servicebüro Ludwigsburg. "Klar gibt es dann da Warteschlangen," sagt Vögele. Doch der erhöhte Andrang in der Region Ludwigsburg werde von der Zentrale der WGV in Stuttgart bearbeitet, so die WGV-Sprecherin. Dadurch könnten Kfz- oder Hausratsschäden weiterhin innerhalb von maximal sieben Tagen bearbeitet werden, sagt die WGV-Pressesprecherin. Schneller als vor Ort in Ludwigsburg gehe es über Kontaktaufnahme mit der WGV-Zentrale, empfiehlt Vögele.