Hilfe für Wirtschaft

Keine Nachfolge für Unternehmen? Dieses Portal in BW soll helfen

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Mailine Albrecht
Mailine Albrecht
Hendrik Huber

Dass jemand aus der Familie das eigene Unternehmen weiterführt, wird in BW immer seltener. Es muss für tausende Unternehmen eine Nachfolge her, aber wie? Das Wirtschaftsministerium will mit einem neuen Angebot unterstützen.

Ein Informationsportal des baden-württembergischen Wirtschaftsministeriums soll Unternehmen bei der Suche nach geeigneten Nachfolgerinnen und Nachfolgern unterstützen. Die Webseite "NachfolgeBW.de" soll am 18. November freigeschaltet werden und über die vorhandenen Unterstützungsangebote informieren.

Man wolle den Mittelstand im Land beim Generationswechsel unterstützen, so BW-Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) in Stuttgart: "Wir beobachten (...) seit Jahren rückläufige Zahlen bei der familieninternen Übergabe, sodass die aufwendigere Suche von externen Übernehmern immer häufiger notwendig wird."

Warum finden Firmen keine Nachfolge

Warum Familienunternehmen immer schwieriger eine Nachfolge finden, erklärt Wissenschaftlerin Sidney Hribersek, die zum Thema Familienunternehmen am Heilbronner Bildungscampus der Technischen Universität München (TUM) forscht: "Früher hatten wir den Standardfall: Wir haben ein Familienunternehmen, es gibt Kinder und es ist total logisch, diese Kinder werden das Unternehmen weiterführen. Heute ist das nicht mehr unbedingt so."

Wissenschaftlerin Sidney Hribersek erklärte dem SWR im März 2024, wie sich das Thema Nachfolge in Familienbetrieben verändert hat:

Es gebe zunehmend den Trend, einen eigenen Karriereweg einzuschlagen, um Selbstverwirklichung außerhalb der Familie zu suchen. Das Bekleidungsunternehmen Trigema aus Burladingen (Zollernalbkreis), wo Tochter und Sohn das Unternehmen übernommen haben, ist Hrisbersek zufolge ein Positiv-Beispiel, da die Kinder sehr früh mit ins Unternehmen eingebunden wurden. Im Laufe der Zeit hatten sie immer mehr Verantwortung bekommen und konnten so in die Rolle hineinwachsen.

Das Familienunternehmen Trumpf aus Ditzingen (Kreis Ludwigsburg) beschäftigt die Nachfolgerfrage ebenfalls. Nicola Leibinger-Kammüller ist Trumpf-Chefin in zweiter Generation und leitet die Staffelstabübergabe für ihren Nachfolger gerade in die Wege. Für ihre Kinder als dritte Generation sei die Chef-Position noch zu früh, sagte Leibinger-Kammüller dem "Handelsblatt" im vergangenen Jahr. Deshalb die Zwischenlösung: Ein familienexterner Chef aus den eigenen Trumpf-Reihen wird das Unternehmen vorerst führen.

Heilbronn-Franken

Nachwuchs hat häufiger andere Wünsche Familienunternehmen finden immer schwieriger einen Nachfolger

Früher oder später stellt sich für jedes Familienunternehmen die Frage nach dem Nachfolger. Doch dass der eigene Nachwuchs übernimmt, wird zunehmend seltener.

SWR4 BW am Morgen SWR4 Baden-Württemberg

So viele Unternehmen in BW brauchen eine Nachfolge

Und es stehen nicht bloß ein paar wenige Unternehmensnachfolgen an: Tausende Unternehmen werden in den nächsten Jahren übergeben. Das Institut für Mittelstandsforschung erwartet in Baden-Württemberg gut 5.400 Übergaben pro Jahr, wie das Wirtschaftsministerium mitteilte. Im vergangenen Jahr wurden in Baden-Württemberg nach Angaben des Statistischen Landesamtes rund 7.000 Nachfolgen angetreten.

Wegen der Altersstruktur der Gesellschaft in Deutschland ist weiter mit einer Zunahme an Übergaben zu rechnen. Die Landeskampagne sei ein Schritt auf dem Weg, wieder mehr Nachfolgende für Unternehmen im Land zu gewinnen, erklärt der Präsident des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags (BWIHK), Christian Erbe. Es brauche aber auch konkrete Unterstützung durch Beratungsförderung für die Übergabe von Unternehmen.

Mehr zu Nachfolge in Familienunternehmen

Plusminus. Mehr als nur Wirtschaft. Problem Nachfolge: Warum viele Geschäfte bald dicht machen

Nachfolger händeringend gesucht. Mehr als eine halbe Million Mittelständler sucht jemanden, der das Unternehmen übernimmt, ein Drittel hat schon aufgegeben und will einfach dicht machen. Welche Folgen hat das und welche Lösungen gibt es? +++
Darüber sprechen die Plusminus-Hosts Anna Planken und David Ahlf in dieser neuen Folge.
Für inhabergeführte Betriebe wird es immer schwieriger, eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger zu finden. Das hat verschiedene Gründe. Der Arbeitsmarkt ist leergefegt, viele kümmern sich nicht rechtzeitig um eine Übergabe, die jüngeren Generationen haben ganz andere Vorstellungen von ihrem Arbeitsleben.
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Aber es gibt auch Lösungen, wie zum Beispiel die Übergabe der Firma an die eigenen Beschäftigten. Ihr hört von unterschiedlichen Erfahrungen, die Firmen gemacht haben.
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Links und Quellen:
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Mehr Zahlen und Facts findet ihr im DIHK-Report Unternehmensnachfolge 2024: https://www.dihk.de/de/aktuelles-und-presse/aktuelle-informationen/detailregelungen-machen-unternehmertum-immer-unattraktiver-118958
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Wie es im Mittelstand läuft, könnt ihr in dieser Studie der KfW zum Generationenübergang im Mittelstand nachlesen: https://www.kfw.de/%C3%9Cber-die-KfW/KfW-Research/Nachfolge-im-deutschen-Mittelstand.html
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Hier findet ihr das Edelman Trust Barometer 2024, das das Vertrauen in Institutionen wie Regierungen oder Unternehmen untersucht: https://www.edelman.de/de/research/2024-edelman-trust-barometer
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Infos zum Genossenschaftsmodell gibt es hier auf der deutschen Gründungsseite für Genossenschaften: https://genossenschaften.de/de/
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Mehr über Stiftungen findet ihr beim Bundesverband deutscher Stiftungen. https://www.stiftungen.org/stiftungen/basiswissen-stiftungen/stiftungsgruendung.html
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Das Team:
Hosts: Anna Planken und David Ahlf
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Instagram:
@anna.planken
https://www.instagram.com/anna.planken/
@davidihrswisst
https://www.instagram.com/davidihrswisst/
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Autor: Michael Wegmer
Redaktion: Christine Bergmann
Ihr habt Fragen, Feedback oder Ideen? Schreibt uns an: plusminuspodcast@ard.de
Der Podcast "Plusminus. Mehr als nur Wirtschaft" ist eine Gemeinschaftsproduktion von BR, HR, SWR und WDR.
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Unser Podcast-Tipp: Quarks Daily zum Thema Streiten
Nicht selten gibt’s bei einer Unternehmensnachfolge auch jede Menge Streit. Da geht es dann häufig nicht nur darum, welche Strategie für die Zukunft des Unternehmens wichtig ist, sondern oft auch um persönliche Eitelkeiten, mangelnde Wertschätzung, ungünstige Kommunikation.
Richtig Streiten will gelernt sein: Der Podcast Quarks Daily schaut sich deswegen in eigenem Spezial an, was die Wissenschaft dazu weiß, wie wir alle besser streiten könnten - oder ob wir darauf verzichten sollten. Zu finden hier in der ARD Audiothek. https://1.ard.de/quarks_daily_spezial_streiten

Mannheim

Umfrage der Industrie- und Handelskammer Rhein-Neckar Statt Nachfolge-Suche: Ein Viertel der Unternehmen will schließen

Ein Viertel der Unternehmen in der Region will lieber schließen, statt einen Nachfolger zu suchen, so die IHK. Schlechte Bedingungen und das gesellschaftliche Klima seien schuld.

Regionalnachrichten SWR4 BW aus dem Studio Mannheim

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