Über 1.000 Jahre alte Tradition

Kalter Markt in Ellwangen: Zehn Dinge, die Sie wissen sollten

Stand
Autor/in
Jannik Volz

Am Freitag beginnt der alljährliche Kalte Markt in Ellwangen. Doch was hat es mit der über 1.000 Jahre alten Tradition auf sich? Zehn Fakten, die Sie kennen sollten.

Die  Pferdeprämierung steht im Mittelpunkt des Kalten Marktes in Ellwangen - die Pferde werden bei der Vorführung kritisch von einer Jury beobachtet (Archivbild)
Die Pferdeprämierung steht im Mittelpunkt des Kalten Marktes in Ellwangen - die Pferde werden bei der Vorführung kritisch von einer Jury beobachtet (Archivbild)

Die Pferde

Das Wichtigste beim Kalten Markt sind natürlich die Pferde. Mitte des 19. Jahrhunderts waren es schon einmal über 1.000, damals verkauften Händler ihre Tiere noch vor Ort. An der Anzahl der angebotenen Pferde konnte man über die Jahrhunderte auch die Wirtschaftslage in der Region erkennen. Zum diesjährigen Festumzug sind mehr als 300 Pferde angemeldet.

Die Züchter

Wo Pferde sind, sind auch Züchter. Sie kommen meist aus der Region Ellwangen und dem Ostalbkreis, manche reisen aber auch von weiter her an. Bei der städtischen Prämierung geht es für viele nicht nur um eine Leistungsschau. Auch die Reitermesse und der große Umzug sind wichtige Programmpunkte. In Ellwangen geben ältere Züchter die Tradition an den Nachwuchs weiter.

Die Jury

Für eine faire Prämierung braucht es natürlich eine unparteiische Jury. Sie besteht aus geprüften Zucht- und Gespannrichtern. Fünf Richtergruppen sind am Montagmorgen zur traditionellen Prämierung anwesend. Die Gruppen widmen sich den unterschiedlichen Pferderassen: Kaltblut, Warmblut, Haflinger, Kleinpferde sowie den Gespannen.

Die Prämierung

In diesem Jahr findet die Prämierung aufgrund der Bauarbeiten für die Landesgartenschau nicht wie gewohnt auf dem Schießwasen statt, sondern auf dem Kasernengelände in Ellwangen. Prämiert werden nur Stuten im Alter ab drei Jahren sowie Gespanne. Vorgeführte Pferde müssen in Pflege, Haltung, Hufpflege und Hufbeschlag einwandfrei sein. Es werden Gesamteindruck, Körperbau, Gangvermögen und Zuchtleistung bewertet. Händlerpferde und männliche Tiere sind von der Prämierung ausgeschlossen.

Eine Siegerplakette am Gespann eines Pferdes. Eine solche Plakette wünscht sich jeder Züchter für sein Pferd beim Kalten Markt in Ellwangen (Archivbild).
Eine solche Plakette wünscht sich jeder Züchter für sein Pferd beim Kalten Markt in Ellwangen (Archivbild).

Das "Drumherum"

Die Prämierung ist natürlich das Wichtigste an allen Festtagen des Kalten Marktes. Aber auch für diejenigen, die sich nicht so sehr für die großen Vierbeiner begeistern können, ist einiges geboten. Mit der Partynacht am Freitagabend beginnt das Rahmenprogramm des Kalten Marktes, am Samstagabend folgt der "Grüne Ball" der Landjugend. Es gibt eine Verbrauchermesse, den Gesundheits- und Seniorentag, die landwirtschaftliche Verkaufsbörse, den Gebrauchtgerätemarkt und einen Ökomarkt. Am wichtigsten neben den Pferden sind jedoch: Saure Kutteln, Pferdeumzug und Krämermarkt.

Krämermarkt und Festumzug

Bereits am Mittwoch ziehen die Krämer traditionell in die Stadt ein. Bei den Marktleuten ist alles zu haben, was das Herz begehrt: Von Unterwäsche bis zum Gemüseschäler ist alles dabei. Und natürlich gibt es abseits der Kutteln "normale" Essens- und Getränkestände.

Am Montag gibt es keine Pause - weder für den Zwei- noch den Vierbeiner. Um 14 Uhr wird zum großen Umzug geblasen. Reitergruppen, Gespanne, Trachtengruppen und Musikkapellen ziehen durch die Stadt. Im Anschluss werden die Urkunden an die Besitzer der Siegerpferde vom Morgen verliehen.

Kutteln, Kutteln, Kutteln

Traditionell kommen am Montag Berge von Sauren Kutteln auf den Tisch. Der Oberbürgermeister Ellwangens lädt zum Kuttelessen ins Gasthaus "Roter Ochsen" ein. Das Gericht gilt als Arme-Leute-Essen und ist nicht jedermanns Sache. Es besteht aus in Streifen geschnittenem Pansen, also Kuhmagen, in pikanter Soße.

Eine Schüssel mit der Spezialität des Kalten Markts in Ellwangen: Saure Kutteln (Archivbild).
Sie dürfen beim Kalten Markt in Ellwangen nicht fehlen: Die Sauren Kutteln (Archivbild).

Die Pferdewitze vom OB

Zum Kuttelessen gehört auch ein ungewöhnliches Unterhaltungsprogramm: der Pferdewitz. Vorgetragen vom Stadtoberhaupt höchstpersönlich. Jedes Jahr gibt es drei neue.

Die Laterne über der Tür

Zum Kalten Markt mit seinem umfangreichen Programm kommen heutzutage zehntausende Besucher nach Ellwangen. Schon früher kamen Käufer und Händler von weither angereist. Sie mussten untergebracht werden - notfalls in Ställen, wie ein Marktbericht aus dem Jahr 1796 zeigt. Hausbesitzer, die ein freies Bett hatten, zündeten als Zeichen dafür das Licht einer Laterne über dem Hauseingang an.

Die Jahre ohne den Kalten Markt

Der Kalte Markt macht seinem Namen häufig alle Ehre. Es wurden schon einmal minus 20 Grad gemessen. Wegen des Wetters wurde der Markt aber noch nie abgesagt, auch wenn wegen der Schneeverwehungen nicht immer jedes Pferd nach Ellwangen durchkam. Ausfälle gab es indes wegen der Maul- und Klauenseuche. Die Krankheit verhinderte den Kalten Markt bis Mitte des 20. Jahrhunderts immer wieder. Zuletzt fiel der Kalte Markt in Ellwangen auch in den Corona-Jahren aus.

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