Bisher mussten sich Radfahrer andere Wege suchen: Denn an der vierspurigen Münchner Straße zwischen Donau und der Kreuzung am Willy-Brandt-Platz gibt es keinen Radweg. Ab 4. März wird das anders. Die Stadt Ulm baut um. Eine sichere Verbindung für Radfahrer ist das Ziel - für Autos wird es enger.
Bis Schwörmontag, also dem 21. Juli 2024, will die Stadt mit dem Umbau fertig sein. Dann soll es nur noch eine Spur für Autos in jede Richtung geben, abgesehen von den Abbiegespuren an den Kreuzungen. Dafür gibt es Platz für Radwege. Teils als Schutzstreifen, die auf der Fahrbahn aufgemalt werden, wie auf Höhe des Willy-Brandt-Platzes. Teils als von der Fahrbahn getrennte Radwege, die abwechselnd mit roten und weißen Barrieren, den "Frankfurter Hüten", gesichert werden.
Radwege werden baulich von Straße getrennt
Während des fünfmonatigen Umbaus werden die Autos einspurig nur in Richtung Süden zur Donau hin fahren können. "Da haben wir uns mit den Rettungskräften abgestimmt. Sie sagen, diese Richtung sei für ihre Einsätze wichtiger", erklärt Michael Jung, Leiter der Hauptabteilung Verkehr. Von Neu-Ulm kommend werden die Autos über die Neue Straße oder die Basteistraße umgeleitet. In der Nacht zum 4. März beginnen die Vorbereitungen der Baustelle, am 8. März soll der Tiefbau beginnen.
Während des Umbaus werden auch die Entwässerungskanäle der Stadt saniert sowie die Fahrbahndecke der Münchner Straße erneuert. Asphaltflächen, wie der Trennungstreifen in der Mitte, sollen entsiegelt, also begrünt werden. Gleichzeitig soll auch die Straße "Am Zundeltor" zur Fahrradstraße werden. Damit wird die schon bestehende Fahrradstraße, die Heimstraße, bis zur Münchner Straße verlängert. Die dortigen Parkplätze werden wegfallen.
Der Umbau der Münchner Straße soll bis Schwörmontag 2024 fertig sein. Nach dem Stadtfeiertag beginnt die Großbaustelle Gänstorbrücke. "Wie erfolgreich die Maßnahme ist, wird sich wohl erst zeigen, wenn der Neubau der Gänstorbrücke fertig ist", sagt Verkehrsplaner Jung.
An die 15.000 Fahrzeuge befahren die Münchner Straße jeden Tag, jedoch nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit. "Zu den meisten Zeiten ist die Münchner Straße erstaunlich leer, zu bestimmten Zeiten aber sehr voll", so von Winning.
CDU nach wie vor gegen die Radwege an der Hauptverkehrsachse
Die Umgestaltung der Münchner Straße ist 2020 das erste Mal intensiv im Gemeinderat diskutiert worden. Das Ziel: 25 Prozent Radverkehr in Ulm. Im Herbst 2022 stimmte der Bauauschuss mit knapper Mehrheit für den Bau der Radwege auf Kosten der Autofahrer. Die CDU-Fraktion stimmte damals dagegen. Und an dieser Einstellung hat sich nichts geändert, so der Fraktionsvorsitzende Thomas Kienle. Die CDU hätte lieber eine Fahrradachse, die nicht an einer vielbefahrenen Straße, an einer der Hauptverkehrsachsen der Stadt Ulm liegt.
Die Ulmer Grünen hingegen sind zufrieden mit der Umsetzung. Denise Niggemeier (Grüne) befürchtet nicht, dass es in Zukunft mehr Stau auf der Münchner Straße geben wird. "Der Verkehr steht eh, aber nicht wegen der Münchner Straße, sondern die beiden Kreuzungen an den Enden sind das Problem", so Niggemeier.
Diese Knotenpunkte machen den Umbau der Münchner Straße schwierig, erklärt auch Baubürgermeister von Winning bei einem Pressegespräch. Diese Punkte sind für ein leistungsfähiges Verkehrsnetz in Ulm relevant, daher seien Kompromisse nötig. "Es ist nicht einfach, eine für alle Verkehrsteilnehmer passende Lösung zu finden", sagt von Winning.
Umbau der Münchner Straße kostet 1,2 Millionen Euro
Die Umbaukosten betragen 1,2 Millionen Euro, die Maßnahme wird durch Mittel des Landesverkehrsministeriums gefördert. Auf diese Förderbescheide habe die Stadt gewartet, wie auch auf die Untersuchungsergebnisse der Kanäle durch die Entsorgungsbetriebe Ulm (EBU), so Tim von Winning. Daher beginnt der Bau nun erst zwei Jahre nach dem Baubeschluss im Gemeinderat.