Eine Leichtathletik-Weltmeisterschaft ohne Podestplatz - das gab es bei der deutschen Mannschaft noch nie. Bei dem Wettbewerb in Budapest hat es bei 70 Athletinnen und Athleten für keine einzige Medaille gereicht. Hat Deutschland also den Anschluss an die Weltspitze verloren?
Bundestrainer Hallmann: Zehnkämpfer mit WM-Ergebnis zufrieden
Christopher Hallmann lädt Sprungstäbe aus seinem Wagen. Der Bundestrainer im Zehnkampf ist gerade aus Budapest zurück. Drei deutsche Zehnkämpfer hat er dorthin begleitet. Darunter auch den Ulmer Manuel Eitel, der in diesem Jahr sein WM-Debut gefeiert hat. Im Ulmer Donaustadion, einem der Bundesstützpunkte für Zehnkampf, haben Hallmann und Eitel viele Stunden verbracht, um den Athleten auf seine erste Weltmeisterschaft vorzubereiten.
Mit dem Zehnkampf-Ergebnis ist Trainer Christopher Hallmann zufrieden. Seine Athleten hätten gut mitgemischt und den Vorderplatzierten Druck gemacht. Zwar ist Niklas Kaul wegen einer Verletzung ausgeschieden. Allerdings konnte Leo Neugebauer den fünften Platz belegen. Der Ulmer Manuel Eitel machte Platz elf.
Der Ulmer Leichtathletik-Nachwuchs des SSV Ulm trainiert, wie WM-Neuling Manuel Eitel, im Ulmer Donaustadion. Jede Woche üben die Athletinnen und Athleten hier Hürdenlauf, Weit- oder Hochsprung, werfen Diskus oder Speer. Manuel Eitel kennen sie alle. Dass ein Ulmer Zehnkämpfer bei der Weltmeisterschaft in Budapest antreten durfte, ist für sie etwas besonderes.
Nach Leichtathletik-WM: Ulmer Leichtathleten kritisieren Sportförderung
Trotzdem wird auch in den Umkleidekabinen des SSV Ulm darüber diskutiert, warum die 70 deutschen Athletinnen und Athleten von der WM keine einzige Medaille mitgebracht haben. Der Leichtathletik-Cheftrainer des SSV, Veit Rauscher, glaubt an ein strukturelles Problem im deutschen Sport. Es werde versucht, alle Sportarten gleichermaßen zu fördern, ohne Prioritäten zu setzen. Dadurch fehle es in den einzelnen Disziplinen an finanziellen Mitteln.
Auch der Ulmer Athleten-Nachwuchs kritisiert: In der deutschen Leichtathletik werde zu wenig gefördert. Bevor Talente finanzielle Unterstützung vom Bund bekämen, seien sie zu lange auf sich selbst gestellt, sagt Nadine Krieger. Sie trainiert in der Wettkampf-Gruppe des SSV Ulm. Anders sei die Situation etwa in den USA: "Da wird frühzeitig schon mal in Athleten investiert - auf gut Glück."
In Deutschland müsse man erstmal etwas erreichen, damit man vom Staat gesehen wird, sagt die 20-Jährige. Das schrecke viele Nachwuchs-Talente ab. Zu unsicher sei die finanzielle Situation von Leichtathletinnen und Leichtathleten in Deutschland.
Auch deshalb könne die deutsche Mannschaft nicht mehr mit der starken, internationalen Konkurrenz mithalten, denkt auch der 16-jährige Zehnkämpfer Hendrik Papica aus Ulm. "Als Nachwuchs-Athlet finde ich es schade, dass die deutsche Leichtathletik im Vergleich zu anderen Nationen abgeschlagen ist."
In der Ulmer Leichtathletik-Abteilung ist man sich einig: Um die deutsche Mannschaft international zu stärken, braucht es eine stärkere Nachwuchsförderung. Damit das deutsche Team bei künftigen Großereignissen nicht noch einmal ohne Medaille nach Hause fahren muss.