Kaninchen hoppeln. Die meisten zumindest. "Hot Wheels" nicht. Sein Name ist Programm: er rollt. In einer Art Rollator, den zwei kreative Pflegerinnen im Aalener Tierheim Dreherhof gebaut haben. Damit der bedauernswerte Mümmelmann bald wieder hoppeln kann.
Virus lähmt Aalener Riesenkaninchen
Die Ursache von Hot Wheels' Lähmung hat einen komplizierten Namen: "Encephalitozoon cuniculi" - auch EC-Krankheit genannt. Eine durch Parasiten übertragene Infektion, die in Europa vor allem Kaninchen befällt. In anderen Teilen der Erde auch Mäuse und Hunde. Als Folge ist Hot Wheels nicht nur gelähmt, der stattliche naturfarbene Rammler hält außerdem den Kopf schief und sein linkes Auge ist stark geschwollen.
Als das Riesenkaninchen auf einem Feld gefunden und ins Tierheim Dreherhof gebracht wurde, dachte Constanze Wagner, er sei angefahren worden - von einem Auto oder Traktor. Die Tierärztin diagnostizierte aber bald die EC-Krankheit. Medikamente halfen schon mal. Aber die Frage kam auf: Wie helfen wir dem Hoppler wieder auf die Beine?

Rollator für gelähmten Rammler
Die Antwort: mit einem Spezial-Rollator. Von den Pflegerinnen selbst gebaut, aus einem ehemaligen Vogelhäuschen. Drehbare Rollen unten dran, außerdem ein Kissen, auf dem Hot Wheels bequem liegt. Und ihn für seine ganz spezielle Rammler-Reha motiviert.
Und tatsächlich: Die Sache läuft (das Kaninchen, genau gesagt)! "Das hat er sofort angenommen und angefangen, seine Hinterläufe zu bewegen", erinnert sich Constanze Wagner. Und der Rammler macht Fortschritte: Inzwischen kann Hot Wheels schon ein paar Meter ohne Rollator hoppeln - wenn er gut drauf ist.
Auch böse Briefe kamen
Die Pflegerinnen im Aalener Tierheim Dreherhof geben sich große Mühe mit dem kranken Kaninchen. Dafür ernten Constanze Wagner und ihre Kollegin Bettina Pleyer viel Zustimmung. Aber nicht nur. Nach einem Zeitungsartikel erschienen in sozialen Medien auch Kommentare wie "das Kaninchen wäre in der Bratpfanne günstiger".
Sätze, die die beiden Tierpflegerinnen schocken. Hätte Hot Wheels starke Schmerzen und keine Chance auf Genesung, hätten sie ihn längst "erlöst", stellt Constanze Dreher im Gespräch mit dem SWR klar. "Der Hot Wheels hat aber von Anfang an einen sehr starken Überlebenswillen gezeigt und uns jeden Tag gezeigt, dass er leben möchte." Er putzt sich, isst, trinkt, nimmt am Alltag teil, so die Pflegerin. Deshalb hilft sie ihm gerne beim gesund werden.

Hot Wheels hat sogar eine Patin, die für seine finanziellen Bedürfnisse aufkommt. Zu sich nehmen kann sie das Riesenkaninchen aber nicht. Und so sucht der rüstige Rammler jetzt ein neues Zuhause - bei liebevollen Menschen. Und wenn Hot Wheels weiter fleißig trainiert, muss der Rollator nicht mal mit umziehen.