Deutschrock-Festival in Laichingen ohne Zwischenfälle

Rechte Bands bei "Rock dein Leben"? Veranstalter wehrt sich gegen Vorwürfe

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Catharina Straß
Catharina Straß

Zum vierten Mal läuft in Laichingen das Festival "Rock dein Leben". Und wieder gibt es Protest wegen der angeblichen Nähe des Festivals zum rechten Spektrum. Der Veranstalter wehrt sich.

In Laichingen (Alb-Donau-Kreis) ist am Samstag das dreitägige Deutschrock-Festival "Rock dein Leben" zu Ende gegangen. In der Vergangenheit gab es Vorwürfe, weil dort Musikgruppen mutmaßlich aus dem rechten Spektrum auftraten, außerdem sei die Vernetzung von rechtsradikalen Gruppen gefördert worden. Zwischenfälle gab es nach Polizeiangaben nicht.

Festival-Veranstalter wehrt sich

Von den Vorwürfen hat Andreas Kamm genug. Seit der ersten Veranstaltung 2018 muss sich der Organisator des Festivals "Rock dein Leben" mit den Vorwürfen auseinandersetzen.

"Die Bands ziehen kein rechtes Publikum an. Wir haben hier kein Problem."

Für Veranstalter Kamm ist die Kritik haltlos: Die Bands, die er bucht, würden kein rechtes Publikum anziehen. Überhaupt habe es bislang keine Zwischenfälle mit rechtsradikalen Besucherinnen und Besuchern gegeben: Keine verbotene Musik, keine Kleidung, die sich der rechten Szene zuordnen lässt, keine grenzüberschreitenden Parolen.

Stadt hat Programm von "Rock dein Leben" geprüft

Offiziell wird das Festival in Laichingen gesponsert und unterstützt – unter anderem vom Bundesministerium für Kultur und Medien. Und auch die Stadt Laichingen muss das Festival genehmigen. Man habe das Bühnenprogramm den Vorschriften entsprechend geprüft und für "sauber" befunden, so der Laichinger Hauptamtsleiter Stefan Binder.

Kritiker sehen beim Festival Nähe zu Rechts

Seit seiner Gründung 2018 kritisieren verschiedene Initiativen wie das Ulmer "Bündnis gegen Rechts" das Festival auf dem Laichinger Flugplatz. Ihr Argument: Die Veranstalter laden aus ihrer Sicht immer wieder problematische Künstler ein. So werde die Verbreitung rechter Ideologien normalisiert und die Vernetzung rechter Gruppen gefördert. Gleichzeitig ist sich Lukas Stern, Mitglied des Kollektivs "Rein ins schöne Leben", sicher: Das "Rock dein Leben"-Festival ist kein Nazi-Festival mit organisierten Neonazi-Gruppen. Sein Kollektiv wolle darauf aufmerksam machen, dass die Veranstaltung Grenzen verschiebe.

"Das ist kein Nazi-Festival. Da treten keine organisierten Neonazis auf. Aber es ist ein Ort, an dem rechtes Gedankengut unwidersprochen hingenommen wird."

Im Vergleich zu den Vorjahren, in denen unter anderem die umstrittene Band "Frei.Wild" aufgetreten ist, habe sich das Programm des Festivals verbessert, so Stern. Es gebe mehr Musikgenres mit Künstlerinnen und Künstlern, die sich zuweilen antifaschistisch positionieren. Dennoch stünden weiterhin problematische Gruppen auf der Bühne, gegen die es seit Jahren Vorwürfe wegen ihrer angeblichen Nähe zur rechtsradikalen Szene gebe. Für Lukas Stern Anlass genug, um gegen das Event zu protestieren.

Plakat für das Gegenfestival "Rein ins schöne Leben" - Protestveranstaltung gegen das Deutschrock-Festival "Rock dein Leben" in Laichingen
Seit 2018 gehört das Kollektiv "Rein ins schöne Leben" zu den Gruppen, die das "Rock Dein Leben"-Festival wegen seiner Offenheit gegenüber mutmaßlichen Rechtsrock-Künstlern kritisieren. Seit letztem Jahr veranstalten sie ihr eigenes Festival. Als Protest gegen die parallel laufende Veranstaltung in Laichingen.

Gegenfestival als Protest

Am Anfang standen Demonstrationen vor dem Festivalgelände in Laichingen, heute organisiert seine Gruppe schon zum zweiten Mal eine Gegenveranstaltung– das „Rein ins schöne Leben, Raus aus der Grauzone“-Festival im Fort Unterer Eselsberg. Ziel sei eine Alternativ-Veranstaltung, die sich klar gegen Menschenfeindlichkeit und rechtes Gedankengut positioniere.

Kein Ende der Auseinandersetzung um "Rock dein Leben" in Sicht

Veranstalter Andreas Kamm wünscht sich indessen ein Ende der Diskussion. Kritiker wie Lukas Stern sehen dafür allerdings seit Beginn des Festivals 2018 zu wenig Veränderung - und machen weiter mit den Gegenveranstaltungen.

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