Mensch gegen Absperrung - kein neues Phänomen in Ulm und Neu-Ulm. Jegliche Beschilderungs- und Absperrungsmaßnahmen an der Gänstorbrücke hatten in den letzten Jahren viele Brummi-Fahrer nicht von einer Überquerung abgehalten. Nun das gleiche Spiel in der Friedrichsau: Die Stadt Neu-Ulm rüstet die Absperrung an der Fußgängerbrücke immer weiter auf, um Fußgänger und Radfahrer darin zu hindern, die Brücke zu benutzen. Der kommunale Ordnungsdienst soll nun regelmäßig kontrollieren, denn vielen Fußgängern ist die Sperrung herzlich egal.
"Entweder wir fahren jetzt zum Wehr - oder wir klettern einfach drüber!" So die lauten Überlegungen einer Fahrradfahrerin, die vor dem abgesperrten Steg steht. Man dürfe ja auch drunter durch rudern, warum also nicht drüber gehen? Mit dieser Meinung ist die Frau nicht alleine, die sich mit ihrem Begleiter schlussendlich für das Klettern über die Absperrung entscheidet - samt Fahrrad wohlgemerkt.
Seit Ende Mai ist die Brücke zwischen Neu-Ulm und Ulm gesperrt. Eine beliebte Verbindung für Fußgänger und Radfahrer zwischen Offenhausen und der Friedrichsau. Die Alternative wäre die mehr als einen Kilometer entfernte Gänstorbrücke.
Viele Menschen bleiben vor der Brücke stehen, schütteln den Kopf oder schimpfen lauthals. Entweder über die Sperrung oder über die Menschen, die sie ignorieren. "Ein Drama, aber das ist eben Ulm", schimpft eine Frau schmunzelnd, die nach Neu-Ulm möchte. "Ich finde es ganz fatal, dass sogar Eltern mit Kinderwagen drüber fahren", schimpft eine andere.
Wegen Sperrung der Brücke: 160 Kinder fehlen bei Vorstellung im Ulmer Zelt
Den Missmut über die Sperrung bekommen die Organisatoren des Ulmer Zelts zu spüren. Gerade für die Besucherinnen und Besucher aus Neu-Ulm sei der Donausteg der kürzeste Weg zu Fuß. "Die Leute sind echt sauer", sagt Adrian Büsselmann gegenüber dem SWR. "Bei uns im Biergarten wird viel geschimpft, vor allem verstehen viele nicht, warum das jetzt so plötzlich kam."
Erst durch die Presse hätten die Organisatoren von der Sperrung erfahren. Weil der Donausteg nun zu ist, können kommende Woche um die 160 Kinder aus Offenhausen und Pfuhl nicht zur Vormittagsvorstellung im Ulmer Zelt kommen. "Der Umweg ist zu weit", so Büsselmann weiter. Normalerweise laufen die Gruppen die Strecke jedes Jahr zu Fuß. Am kommenden Montag wolle man sich mit den Stadtwerken Neu-Ulm/Ulm zusammensetzen, um einen möglichen Bustransport zur Vorstellung für die Kleinen zu organisieren.
Online-Petition soll Sperrung beenden
Der Widerstand gegen die Sperrung wächst. Wie zuerst die "Neu-Ulmer Zeitung" berichtete, haben zwei Frauen eine Online-Petition ins Leben gerufen. Darin fordern sie die Aufhebung der Sperrung, ersatzhalber einen Shuttle-Service. Die Sperrung erschwere den Weg zur Straßenbahn, verzögere Schul- und Arbeitstwege, es fehle der Zugang zum Naherholungsgebiet Friedrichsau und zu kulturellen Veranstaltungen.
Der Weg dorthin hat sich für Fußgänger und Radfahrer durch die Sperrung um rund drei Kilometer verlängert. Dass die Brücke einsturzgefährdet sei glauben die beiden Initiatorinnen nicht, sie sprechen im Artikel von unreflektiertem Einhalten von Vorschriften seitens der Stadt. 1.000 Unterschriften möchten sie erreichen und Oberbürgermeisterin Katrin Albsteiger überreichen, mehr als 300 hatten sie schon nach zwei Tagen.
Stadt Neu-Ulm: Verstärkte Kontrollen durch kommunalen Ordnungsdienst
Aktuell wisse man noch immer nicht, wie groß das Ausmaß der Schäden am Donausteg ist, so Sebastian Kaida, Sprecher der Stadt Neu-Ulm. Bei der regelmäßigen Brückenkontrolle Ende Mai habe man Risse am Bauwerk entdeckt. Bei nachfolgenden Kontrollen sei aufgefallen, dass sich die Risse dynamisch weiterentwickeln. Wie lange die Sperrung bleibt und ob man mit kleineren Maßnahmen die Brücke wieder begehbar machen kann, ist noch unklar.
Dauer der Sperrung noch unklar Fußgängersteg zwischen Ulm und Neu-Ulm gesperrt
Der Fußgängersteg über die Donau zwischen Ulm und Neu-Ulm hat so viele Schäden, dass er kurzfristig voll gesperrt werden muss. Das Bauwerk soll nun weiter untersucht werden.
Die Absperrungen wurden in den vergangenen Tagen immer wieder aufgerüstet, da die Menschen immer neue Wege fänden, die Brücke zu überqueren: Verankerungen werden aufgeschraubt, die Gatter immer wieder neu aufgedrückt oder es wird eben geklettert.
Nun soll der kommunale Ordnungsdienst in regelmäßigen Abständen kontrollieren, so Kaida. Verstöße werden geahndet, in der Hoffnung, dass die Absperrungen endlich ernst genommen werden. Bisher funktioniert das noch nicht: Am Sonntagmorgen war die Absperrung auf Ulmer Seite aufgeschoben, auf der Neu-Ulmer Seite mit einer Kette abgesperrt. Viele Menschen kamen schimpfend wieder zurück, weil sie auf der Neu-Ulmer Seite nicht mehr von der Brücke kamen.