In Neu-Ulm steht ein Haus, in dem Dinge ausgeliehen werden können: Die Leihbar befindet sich im Haus der Nachhaltigkeit und hat mehr als 400 Gebrauchsgegenstände im Angebot. Eine Art Bibliothek der Dinge. Das Prinzip: leihen statt kaufen.
Denn mal Hand aufs Herz: Wie oft kommt das Laminiergerät daheim zum Einsatz? Oder die Bohrmaschine? Oder der Schokobrunnen? Der Sandwichmaker? Dinge, die viel Platz auf dem Dachboden oder im Keller einnehmen, weil man sie "irgendwann mal brauchen könnte". In der Leihbar in Neu-Ulm gibt es genau solche Gegenstände zum Ausleihen.
Dörrautomat, Hochdruckreiniger, Sackkarre in der Leihbar
Margarethe Zender kommt an diesem Abend mit einer klaren Mission in die Leihbar: Sie braucht einen Dörrautomaten. Quittenbrot will sie machen. "Das hätte ich mir nicht gekauft", sagt die Neu-Ulmerin und zeigt auf den Automaten. "Aber ich will es mal ausprobieren." Die Seniorin ist häufiger Kundin in der Leihbar. Das letzte Mal war es ein Aktenvernichter. Den Dörrautomaten nimmt sie für zwei Wochen mit zu sich nach Hause.
Es sind nicht unbedingt die spektakulärsten Dinge, die es in der Leihbar gibt. Oliver Lang bringt an dem Abend eine Sackkarre zurück - "hat alles einwandfrei funktioniert".
Hillevi Arbeus aus Ulm braucht spontan einen Beamer für den Geburtstag ihres Sohnes. Sie registriert sich vor Ort im System. Denn um die Leihbar nutzen zu können, muss man Mitglied in der Solidargemeinschaft des Hauses der Nachhaltigkeit werden. Dann kann man die gewünschten Geräte online reservieren - oder auf gut Glück spontan vorbeikommen.
24 Euro kostet der Mitgliedsbeitrag im Jahr. Und damit kann man so viel und so oft ausleihen, wie man will. "Wir wollen damit versuchen, dass einfach weniger gekauft wird", sagt Ute Brischar vom Haus der Nachhaltigkeit. "Wenn jemand etwas braucht, zum Beispiel Werkzeug, wäre es super, wenn er erstmal im Leihladen vorbeischaut."
Mehr als 400 Gegenstände zum Leihen
Und dort sind mehr als 400 Gegenstände im Angebot: von Besteck und Teller für große Parties über Kinderreisebetten bis hin zu Apfelschälmaschinen. Erst im April dieses Jahres hat die Leihbar in der Augsburger Straße in Neu-Ulm aufgemacht, mehr als 350 Ausleihen gab es seitdem. Und das, obwohl der Laden nur zwei Mal in der Woche offen hat - nämlich dienstagabends und mittwochvormittags.
Der Fundus der Leihbar in Neu-Ulm wächst
Der Fundus des Leihladens wächst stetig. "Erst heute haben wir wieder zwei neue Dinge reinbekommen", erzählt Ute Brischar. Die meisten Dinge werden und wurden gespendet.
Und so ist auch die Idee der Leihbar entstanden: "Ich wusste von einer Privatperson, die einen sehr großen Bestand an Catering-Material hat, die sie selbst nicht mehr nutzen kann", erzählt sie. Auch die Regale in der Leihbar stammen aus dieser Spende. "Damit hatten wir einen ganz guten Start."
Catering-Artikel kommen sehr gut an
Die Catering-Ausstattung kommt generell gut an - Warmhaltetöpfe, Besteck, große Kellen. Sebastian Kübler hat diesen Sommer für seine Hochzeit sehr viel von der Leihbar ausgeliehen. "Wir haben für 85 Gäste eigentlich alles für die Bewirtung ausgeliehen gehabt." Der einzige Nachteil: "Man muss es selbst spülen", sagt der Ulmer lachend. Und holt den bestellten Hochdruckreiniger ab.
Durch eine größere Spende konnte sich der Verein auch die Leih-Software, Werkzeuge und einige neue Dinge anschaffen. So auch zwei Pavillons, die Dauerbrenner im Laden. "Die waren fast jede Woche ausgeliehen", sagt Ute Brischar.
Leihbar in Neu-Ulm als eine Art kollektiver Keller
Insgesamt 70 Nutzerinnen und Nutzer gibt es bereits. "Und wir bekommen wöchentlich zwei neue Mitgliedsanträge. Das freut uns." Das Konzept ist so einfach wie genial: Man spart Ressourcen wie Geld und Platz im eigenen Haushalt. Die Leihbar in Neu-Ulm - eine Art kollektiver Keller, den man, im Gegensatz zum eigenen, nicht einmal aufräumen muss.