Immer häufiger werden in Baden-Württemberg Geldautomaten gesprengt. In etlichen Fällen bringen die Täter dabei auch Menschen in Gefahr, die über den Bankfilialen wohnen. So wie in Lorch-Waldhausen am 12. Oktober 2022.
Bewohnerin schreckt durch Knall auf
Gegen 2:40 Uhr hört Claudia Bittlingmaier einen Knall. Schnell ist ihr klar: Wie ein Erdbeben hört sich das nicht an. Vielleicht ist ein Auto gegen das Haus gefahren oder gegen ein anderes Auto, überlegt sie. Sie sieht, dass die Nachbarin schon auf dem Balkon steht und weiß, was geschehen ist. Der Geldautomat im Erdgeschoss wurde gesprengt.
Neuwertiges Auto demoliert
Ein Stockwerk unter ihr - direkt über der SB-Filiale - wird zuvor bereits Patrick Lenzner von einem Hämmern aus dem Schlaf gerissen. Auch er eilt sofort ans Fenster. Unten steht ein Roller mit laufendem Motor. Für Lenzner kein Grund für Misstrauen. Er vermutet, dass jemand Geld abhebt und geht zurück ins Bett.
In dem Moment kommt der Knall! Unmittelbar danach heult die Alarmanlage seines Autos. Im Morgenmantel eilt er die Treppe hinab und sieht die Verwüstung an seinem Auto: "Total zersplittert. Total zerkratzt. Ein Loch in der Kofferraumklappe. Der Wagen war gerade mal ein Dreivierteljahr alt." Patrick Lenzners Auto stand auf dem Parkplatz vor dem Haus, direkt in der Druckwelle der Explosion.
Razzia in den Niederlanden Sprengung von Geldautomaten in BW: Bande gefasst
Eine Bande soll immer wieder Geldautomaten gesprengt haben - auch in Baden-Württemberg. Bei einer Razzia in den Niederlanden sind nun neun Tatverdächtige festgenommen worden.
Zerstörter Geldautomat steht noch in der Filiale
Einige Folgen der Explosion sieht man auch knapp vier Monate später noch. An der Eingangstür der Filiale klebt ein Schild: "Aus gegebenem Anlass bleibt die SB-Filiale bis auf Weiteres geschlossen." Ein Blick durch die Scheibe zeigt: Der gesprengte Geldautomat steht immer noch da, mit herausgerissener Klappe, verbogenen Wänden und losen Kabeln.
Erinnerung an aufregende Nacht
Die Anwohnerinnen und Anwohner werden die Nacht auf den 12. Oktober nicht so schnell vergessen. "Das Haus kam ja mehr oder weniger zusammen, und es war schon ein bisschen Action in der Umgebung", erinnert sich Claudia Bittlingmaier. Sie wird als Zeugin befragt, erst von Streifenbeamten, anschließend von der Kriminalpolizei: "Irgendwann gegen 4 Uhr sind wir dann ins Bett gekommen." Patrick Lenzner muss ohne weiteren Schlaf zur Arbeit nach Remshalden im angrenzenden Rems-Murr-Kreis fahren. Doch sein Auto war ja kaputt. Gut, dass seine Frau an dem Tag frei hatte und er ihres nehmen konnte.
Keine traumatische Erfahrung
So aufregend die so unmittelbar erlebte Sprengung des Bankautomaten auch gewesen sein mag, über Langzeitfolgen klagen weder Patrick Lenzner noch Claudia Bittlingmaier. "Das hat mich jetzt nicht aus der Bahn geworfen", so ihr Eindruck. Nur das Knall-Geräusch habe sie noch in den Ohren gehabt: "Aber das war nur am Tag danach. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich jetzt Angst habe." Ihr Nachbar stellt nur lakonisch fest: "Einen großen Kopf kann man sich darüber nicht machen."
Beide hoffen sogar, dass die Kreissparkasse wieder einen Geldautomaten in der Filiale aufstellt, damit sie sich mit Bargeld versorgen können.