Gunter Czisch (CDU, l), Oberbürgermeister von Ulm, steht im Rathaus applaudierend neben seinem designierten Nachfolger Martin Ansbacher (SPD).

Nach der OB-Wahl

Meinung zum Machtwechsel in Ulm: Die Rechnung von Czisch ging nicht auf

Stand
Autor/in
Uli Andelfinger

Ulm bekommt mit Martin Ansbacher von der SPD einen neuen Rathauschef. Die Wahl zeigt: Amtsinhaber dürfen sich nicht zu sicher fühlen, meint Uli Andelfinger, Leiter des SWR Studios Ulm.

Es gab einmal Gewissheiten: Wenn man einen guten Job als Stadtmanager gemacht hat, die Kommune finanziell und auch so gut dasteht und die Unterschiede zu den Mitbewerber*innen um das höchste Amt der Stadt eher marginal sind, dann konnte man davon ausgehen, dass man so eine Wahl auch gewinnt. Vorteil Amtsinhaber! Im Fall von Gunter Czisch ging die Rechnung nicht auf. Die Zeiten haben sich offenbar grundlegend geändert.

Uli Andelfinger, Studioleiter des SWR in Ulm
Uli Andelfinger, Studioleiter des SWR in Ulm

Es genügt nicht mehr, zu betonen, die Stadt steht gut da, ich habe alles im Griff, ich kann's. Es reicht auch nicht mehr aus, ehrlich zu sein und zu sagen: Ich kann nichts versprechen, was nicht gesichert finanziert ist. Die Leute wollen anscheinend den Wechsel, die Kurskorrektur, fast egal wohin die Reise geht.

Ansbacher hat keine Vision, dafür aber Hoffnungen geweckt

Dabei hat der Gewinner der Ulmer OB-Wahl, Martin Ansbacher im Wahlkampf immer wieder klar gemacht: Es wird sich nicht alles ändern im Rathaus, aber an ein paar Stellschrauben will er schon auch drehen. Nach einer neuen Vision klingt das nicht. Aber Ansbacher hat es dennoch geschafft, Hoffnungen zu wecken, Hoffnungen bei Wählern, die von den multiplen Krisen dieser Welt nahezu erdrückt werden. Da reicht es vielleicht auch schon, ein günstiges Kurzstrecken-Ticket im Ulmer ÖPNV in Aussicht zu stellen und mehr Bürgernähe, um die Flamme der Hoffnung auf ein besseres Miteinander in der Stadt anzufachen.

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Und noch eine Erkenntnis für Wahlkampfstrategen: Wer die Schlacht um jüngere Wählergruppen in den sozialen Netzwerken gewinnt, ist klar im Vorteil. Das hat Martin Ansbacher und sein Team hervorragend genutzt. Vor allem auf Instagram war der SPD-Mann in den letzten Tagen vor der Stichwahl überaus präsent, durchaus konservativ in der Anmutung, aber in hoher Frequenz und mit prominenten Unterstützer*innen.

Der Slogan "Ich kann's!" und gute Argumente reichen nicht aus

Es liegt die Vermutung nahe, dass auch dadurch ein großer Stimmenanteil der grünen OB-Kandidatin Lena Schwelling auf das Konto von Ansbacher ging. Dem neuen Ulmer Oberbürgermeister ist eine glückliche Hand zu wünschen und die Erkenntnis, dass der Slogan "Ich kann's!" und gute Argumente nicht ausreichen, um an der Macht zu bleiben. Er wird die Herzen der Ulmer*innen nachhaltig gewinnen müssen.

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