Die Ulmer Wilhelmsburgkaserne hat eine neue Führung: Generalleutnant Kai Roland Rohrschneider hat in einer feierlichen Zeremonie den Befehl über das NATO-Kommando Joint Support and Enabling Command (JSEC) sowie über das Multinationale Kommando Operative Führung übernommen.
Bei seiner Verabschiedung in der Ulmer Wilhelmsburg äußerte sich Generalleutnant Alexander Sollfrank nachdenklich: Bei der Bundeswehr sei ein Wechsel alle zwei bis drei Jahre Routine. "Aber es kann auch schwer aufs Gemüt gehen, weil man zum Standort und zur Truppe eine Bindung aufgebaut hat", so der 57-Jährige. Die Bedeutung der Ulmer Kommandos in NATO und Bundeswehr zeigte sich auch darin, dass ranghöchste Militärs angereist waren: Die Kommandoübergabe nahmen der NATO-Oberbefehlshaber in Europa, US-General Christopher Cavoli, sowie der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, vor.
Übergabe der beiden multinationalen Kommandos
Kurz nach Beginn des Angriffskriegs von Russlands Präsident Wladimir Putin gegen die Ukraine im Februar 2022 hatte Sollfrank das Kommando in der Wilhelmsburgkaserne übernommen. Befehlshaber des Multinationalen Kommandos Operative Führung für die EU und des NATO-Kommandos JSEC zu sein, "war ein großes Privileg in herausfordernden Zeiten", so Sollfrank.
In Ulm hatte Sollfrank die beiden Hauptquartiere des JSEC und des Multinationalen Kommandos Operative Führung weiterentwickelt. Für JSEC gebe es jetzt ein klares Konzept, wie Truppen im Krisenfall rasch durch den NATO-Raum verschoben werden können, sagte Sollfrank. "Super spannend" sei für ihn die Führungsaufgabe im Multinationalen Kommando Operative Führung im europäischen Kontext gewesen. So seien die Ulmer befähigt, in der EU einen militärstrategischen Beitrag zu leisten - beispielsweise zum Schutz von Handelswegen im Roten Meer.
Man sei in der Entwicklung der Ulmer Kommandos noch nicht da, wo man sein wolle, so Sollfrank: "Die Sicherheitslage ist ausgesprochen schwer vorhersagbar. Und da müssen wir Kreuz zeigen und dagegen halten."
Sollfrank übernimmt Aufbau des Operativen Führungskommandos in Berlin und Potsdam
Nach zweieinhalb Jahren in Ulm geht es für Alexander Sollfrank nun nach Berlin und Potsdam. Seit 1. Oktober leitet er dort das Operative Führungskommando der Bundeswehr. Das neu gegründete Kommando ist ein wichtiger Baustein in deren Neustrukturierung, die Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) zur Stärkung der Landes- und Bündnisverteidigung angestoßen hatte. Unter Sollfranks Leitung soll es Inlands- und Auslandseinsätze der Bundeswehr bündeln, planen und führen.
Für Kai Ronald Rohrschneider ist es eine Rückkehr nach Ulm
Die Führung der rund 850 Soldatinnen und Soldaten der beiden multinationalen Kommandos in Ulm hat Generalleutnant Kai Ronald Rohrschneider übernommen. Für ihn ist es eine Rückkehr nach Ulm: Der gebürtige Bochumer war 2018 Chef des Stabes des Multinationalen Kommandos Operative Führung in der Wilhelmsburgkaserne. 2019 diente er in Ulm als stellvertretender Befehlshaber des JSEC. Er lobte die Leistungsfähigkeit der Kommandos für die europäische Sicherheit: "Ich freue mich auf den Dienst in dem Standort, ich freue mich aber auch auf eine ausgesprochen lebenswerte Region", sagte der Generalleutnant dem SWR.
Herausforderungen für neuen Kommandeur in Ulm
Auf den 60-Jährigen warten in seiner neuen Führungsrolle einige Herausforderungen: Beim Multinationalen Kommando Operative Führung steht 2025 die Unterstützung der Battle Group der EU an - einer multinationalen Kampfgruppe, welche die Europäische Union auf militärischer Ebene schnell und flexibel reaktionsfähig machen soll. Die NATO befindet sich im Umbau - unter der Führung Rohrschneiders wird das JSEC bis 2025 in die neue Kommandostruktur wechseln.